13.:Der arme Brian

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Ein Wecker klingelt und Mike dreht sich grummelnd um, um an sein Handy zu gelangen. Leider hat er nicht damit gerechnet, dass er direkt am Rand liegt und plumpst mit einem lauten Krachen zu Boden, was mich auflachen lässt.

Er schaut mich böse an und ich versuche, es zu unterdrücken. Immer noch kichernd greife ich nach seinem Handy und schalte den Wecker ab. "Guten Morgen", sage ich fröhlich "morgen, Prinzessin", sagt er sarkastisch. Ich strecke ihm die Zunge raus und steige über ihn, auf den Weg zum Bad. Auf dem Weg fällt mir ein, dass ich mich nicht um meine Sachen gekümmert habe und sie noch nass auf dem Hocker im Bad liegen müssten. Sie liegen wirklich noch da, waren jedoch ordentlich gefaltet und getrocknet. Ich muss grinsen und steige in die Dusche der Jungs. Da ich kein Duschzeug dabei habe, greife ich nach dem erstbesten. Als ich daran rieche, erkenne ich Nicks Geruch, was mir sowohl einen Stich ins Herz versetzt, als auch ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Ich benutze es und genieße die Duftwolke, die seinem Geruch so ähnlich war.

Als ich fertig bin, ziehe ich mich an. Meine Haare lasse ich an der Luft trocknen und auch Schminken kann ich mich nicht, denn ich bezweifle, dass die Jungs Mascara hier haben. Bei dem Gedanken muss ich grinsen und flechte meine Haare zu einem Zopf, den ich über meine Schulter fallen lasse. Zufrieden mit meinem Aussehen verlasse ich das Bad und betrete die Küche, in der Jare und Mike sitzen. Plötzlich fällt mir schlagartig ein, dass ich meine Sachen gestern alle vor der Schule liegen gelassen habe. Panisch greife ich nach meinem Handy und sehe einige verpasste Anrufe und Nachrichten von Brian und Mila. Ich rufe schnell Mila an. "Verdammt, Becca! Es ist Sau früh!", schnauzt sie mich nach ein paar Klingeln an. "Süße, Schule fängt in einer Stunde an, du solltest langsam aufstehen!" "Fuck! Ich mach Lautsprecher an, dann sprechen wir weiter!", ruft sie ins Handy, was mich zum Lachen bringt. Ich höre ein rascheln. "So, jetzt zu dir, wo bist du!! Deine Mutter meinte, du pennst bei einem Kumpel?" "Ja, ich habe bei Mike geschlafen", gebe ich schlicht von mir "bei Mike?", fragt sie fassungslos, doch bevor sie weitersprechen kann unterbreche ich sie, denn mir sind Mikes und Jares blicke nur allzu bewusst. "Hör mal, ich erklär dir nachher Alles. Ich wollte nur fragen, ob du weißt, was mit meinen Sachen ist?" Frage ich sie schnell. "Die hat Brian. Du warst ja aufeinmal weg, nachdem du meinen Bruder bedroht hast!", gibt sie in einem scharfen Ton von sich. "Ich habe ihn nicht bedroht!", gebe ich empört von mir. Mila schnaubt, doch ich weiß, dass sie mir nicht lange böse sein wird, wenn ich erstmal alles erklärt habe. "Bringt Brian meine Sachen zur Schule mit?" "Ich gehe davon aus. Er trägt dir ja immer alles hinterher", gibt sie schnippisch von sich. "Ich hab dich auch lieb. Und jetzt beeil dich, wir quatschen nachher!", beende ich das Gespräch lächelnd. "Alles geklärt?" Fragt Mike mich grinsend. Ich nicke nur. "Schläft Nick noch?", frage ich unsicher. "Nein, er scheint unterwegs zu sein. Schon die ganze Nacht.", Gibt Mike leicht besorgt von sich. "Weißt du wo er ist?" Jetzt bin auch ich alarmiert. "Ich hab da so eine Ahnung. Ich wollte gleich mal suchen, nachdem ich Jeremy zur Schule gebracht habe.", meint er. "Ich kann ihn auch mitnehmen. Muss ja eh zur Schule. Ich habe nur keinen zweiten Helm dabei.", sage ich, während mir auffällt, dass ich nicht mal einen Helm dabei habe. "Nick hat ein paar oben in seinem Zimmer, da könnt ihr euch welche nehmen.", zwinkert Mike mir zu. "Danke. Du, Mike? Sagst du mir Bescheid, wenn du was weißt von Nick? Ich habe ein schlechtes Gewissen, Weil ich ihn gestern Nacht abgeblockt habe und so.", frage ich ihn unsicher. "Na klar, gib mir einfach deine Nummer, dann melde ich mich.", sagt er gutmütig. So tauschen wir Nummern aus, holen uns noch Helme von Nick, die leider auch  verdammt nach Nick riechen und machen uns auf den Weg. Jare und ich auf meiner Maschine zur Schule und Mike ist auf der Suche nach Nick. Hoffentlich findet er ihn.

"Ihr habt was??? Ich dachte, ihr hasst euch?!", schreit Mila, nachdem ich ihr von meiner nächtlichen Knutscherei erzählt hatte. Ich habe ihr nichts von Nicks Unerfahrenheit erzählt und auch von dem anschließenden Streit, dazu kam ich noch nicht. "Was ist passiert?", fragt Brian neugierig, da er Milas letzte Worte mitbekommen hat. War ja auch nicht zu überhören. "Nichts", sage ich schnell. "Becca!", sagt Brian tadelnd. "Die haben geknutscht!", quietscht Mila laut. "Wer?", fragt Brian fassungslos. "Nick und ich", murmle ich schuldbewusst. Brian sieht mich fassungslos an, lässt meine Sachen fallen, die er mir mitgebracht hatte, und geht einfach weg. Ich schaue Mila tadelnd an. "Vielen Dank auch", zische ich sie an. Sie sieht mich etwas schuldbewusst an, zuckt dann aber mit den Schultern. "Irgendwann hätte er es eh erfahren müssen.", denkt sie praktisch und hat damit leider recht. Ich nicke langsam, schnappe meine Sachen und verstaue sie in meinem Spind. Anschließend mache ich mich auf den Weg zu Geographie, doch an Unterricht kann ich gar nicht denken. Meine Gedanken hängen immer noch bei Nick. "Du bist verknallt!", meint Mila unverblümt. Ich hab gar nicht gemerkt, dass sie mir hinterher gedackelt ist "ach was" winke ich ab. An sowas kann ich momentan echt keine Gedanken verschwenden. Doch ein leichtes kribbeln wenn ich an Ihn denke, straft mich der Lüge. "Fuck, du hat Recht!", sage ich entsetzt. Ich bin verknallt in Nick und habe es selber überhaupt nicht gemerkt. "Klar. Hab da einen Riecher für", grinst Mila und tippt sich an die Nase. "Du bist verrückt", lache ich und schubse sie leicht zur Seite, was sie erwidert. So schubsen wir uns so lange, bis ich gegen jemanden falle, der mich sanft auffängt und festhält. Total perplex versuche ich mich, aus seinem Griff zu befreien doch ich höre nur ein leises "nicht". Ich zucke zusammen und schaue in Nicks grüne Augen. Ich lass erleichtert die Luft aus meinen Lungen und merke erst jetzt, wie angespannt ich war. "Verdammter Mistkerl! Ich hab mir echt sorgen gemacht!!", schimpfe ich mit ihm, während ich mich in seine Arme werfe. Doch er reagiert nicht. Ich entferne mich wieder von ihm. Eine seiner Hände liegt immer noch leicht an meiner Taille. Er sieht bedrückt auf den Boden. "Was ist jetzt schon wieder los?", frage ich, etwas genervt. Er hebt seinen Blick und schaut hinter mich. Ich drehe mich ebenfalls um und seh Mila. "Ciao Mila, wir reden nachher weiter.", gebe ich ihr zu verstehen. Sie grinst nur, sagt: "Pass auf, dass du deine Jungfräulichkeit nicht verlierst" und verlässt uns zwinkernd. Ich muss lächeln über ihren Kommentar, doch Nick schaut mich enttäuscht an. "Du hast es ihr erzählt!? Ich dachte, ich könnte dir vertrauen!" "Was? Nein, Nick, sie meinte mich! Wir haben grade darüber geredet, dass ich auf dich stehe und wir letzte Nacht geknutscht haben und jetzt hat Mila Angst um meine Jungfräulichkeit", plapper ich schnell los, ohne wirklich zu realisieren, was ich gesagt habe. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. "Was?", frage ich wieder genervt. "Du hast gesagt, dass du auf mich stehst!", sagt er überlegen. "Was? Nein, habe ich nicht! Ich steh nicht auf dich, ich kenn dich doch kaum, ich.. fuck!" Schnell verstecke ich mein Gesicht in meinen Händen, da ich merke, wie ich rot werde wegen der Lüge. "Alles ok?", fragt Nick besorgt. "Hm" ,sage ich beschämt, während er meine Hände sanft entfernt. "Das passiert, wenn ich Lüge..." "was? Das heißt, dass du wirklich nicht lügen kannst?" Fragt er erstaunt und lacht. "Jap. Hab ich doch schonmal gesagt.", meine ich genervt und haue ihn auf die Schulter. "Ich dachte, du hättest einfach ein schlechtes Gewissen dann und nicht, dass du rot wie eine Tomate wirst", lacht er, während mein Gesicht langsam wieder seine gewohnte Farbe annimmt. "Das heißt ja, dass du wirklich findest, dass ich gut Aussehe und ein guter Küsser bin.", denkt er laut und scheint sich wie ein kleines Kind zu freuen, was mich grinsen lässt. "Natürlich. Warum sollte ich dich anlügen?" Frage ich lächelnd. Nick mustert mich lächelnd. Als er die leichte Schwellung an meiner Wange wahrnimmt, streicht er mit seinen Fingerspitze leicht darüber. "Du weißt gar nicht wie sehr-" "es dir leid tut? Nein, aber das muss ich auch nicht. Ich kann dich verstehen. Ich kenne schließlich das Gefühl.", sage ich sanft.

Ich sehe, wie Nick verzweifelt und sich seine Augen mit Tränen füllen. "Ich- ich wollte dir wirklich nicht weh tun. Ich hasse mich selber so abgrundtief dafür...", gibt er leise von sich und er schaut auf den Boden. "Nicht!", sage ich leise und hebe sein Gesicht. "Ich möchte in deine wunderschönen Augen sehen", flüstere ich leise, während ich mich ihm näher und ihm sanft einen Kuss auf die Wange gebe. "Du weißt jetzt, dass ich dich mag, also Hass dich bitte nicht.", sage ich lächelnd und ehrlich zu ihm. Auch er zwingt sich ein Lächeln auf die Lippen. "Und Mike?", fragt er leise. Zweifelnd. "Den mag ich auch.", sage ich ehrlich. "Aber er ist nur ein Kumpel. Bei ihm würde ich nie das hier machen.", sage ich, während ich ihn zu mir runterziehe und ihn küsse. Es ist kein langer Kuss, aber ein ehrlicher. Und ich habe das Gefühl, ihm so ein wenig seiner Last abnehmen zu können.

"Was machst du hier eigentlich?", frage ich mich, nachdem ich mich gelöst habe und mit geschlossenen Augen meine Stirn an seine anlehne. "Mich entschuldigen.", antwortet er verzweifelt. "Es ist alles gut.", beruhige ich ihn und nehme ich fest in den Arm. Auch er schlingt seine Arme um mich und drückt mich fest an sich. "Ich glaube übrigens, dein Ex mag mich nicht", nuschelt er in mein Ohr. "Brian? Wie kommst du darauf?", frage ich verwirrt. "Ich habe ihn vorhin durch den Flur stampfen sehen und ihn gefragt ob er weiß wo du bist. Er hat mich nur verächtlich angesehen und ist abgedampft", erzählt er, leicht verwirrt. Ich muss kichern. "Der arme Brian." "Warum?", fragt er. "Ich habe ihm doch nichts getan!" "Nein, aber für ihn bist du alles schuld. Dass ich Schluss gemacht habe, hat indirekt etwas mit den Träumen zu tun und Mila hat ihm
Heute morgen direkt unter die Nase gerieben, dass wir rumgeknustcht haben...", ich muss immer noch leicht kichern, auch wenn Brian mir leid tut. "Das tut mir leid, das wollte ich nicht", meint Nick schuldbewusst. "Mach dir keinen Kopf, der kriegt dich wieder ein. Ich geh jetzt zum Unterricht in du solltest dich bei deinem Bruder melden!", sage ich, Hauche ihm noch einen kurzen Kuss unter das Ohr und eile zum Geographie Unterricht, 15 Minuten zu spät. Ich nuschle eine Entschuldigung und schleiche auf meinen Platz neben Mila, die mich wissend angrinst. Ich schüttle nur grinsend den Kopf und konzentriere mich auf den Unterricht.

Hass auf den ersten Blick?Where stories live. Discover now