Hass auf den ersten Blick?

17.:Meine Maschine- Seine Maschine

"Gott, du machst mich fertig", höre ich Nick neben mir seufzen, doch ich ignoriere ihn gekonnt. Soll er sich mal nicht so anstellen, wenn ich ihm schon helfe.
Wir haben eine Uni rausgesucht und jetzt machen wir alles für eine Bewerbung fertig. Bzw. ich. Der feine Herr liegt neben mir im Bett, die Arme vor dem Gesicht verschränkt und verzweifelt grade. Wieso? Ich weiß auch nicht. Vielleicht, weil es mittlerweile nach 23 Uhr ist und sein Magen die ganze Zeit knurrt. Ich aber keine Pause zu lasse. Ich will erstmal den Kram fertig kriegen. Es geht nunmal um seine Zukunft! Als ich ihm das gesagt hatte, meinte er jedoch, dass er sich hungrig nicht konzentrieren kann und ihm eine gute Uni auch nichts bringt, wenn er verhungert, bla bla bla... "Sieh es einfach als Ansporn. Wenn wir fertig sind, darfst du was essen.", erkläre ich ihm, wie einem vierjährigen. Als ich jedoch rüber schaue, kann ich nicht mehr hart bleiben. Er hat den 'ich-leide-so-sehr-und-werde-jetzt-gleich-ganz-sicher-sterben-Blick' mit dem Dackelblick kombiniert, was bei mir sicher schon ziehen würde. Dazu kommt jedoch noch, dass er einfach heiß aussieht, wie er auf meinem Bett liegt (nur zur Info- sein Shirt wollte er nicht mehr anziehen), sodass ich, egal um was er mich bitten würde, zu allem ja sagen würde, zu sehr abgelenkt davon, nicht zu sabbern, und ihn nicht zu überfallen. Wie kann so ein Kerl bitte noch Jungfrau UND sein Leben lang Single sein? Mädels was läuft schief bei euch??
"Becca? Alles gut?", meint Nick, jetzt wieder etwas unsicher. Vielleicht habe ich ihn etwas zu sehr angestarrt. "Alles bestens, lass uns was zu Essen holen." "Woher der Sinneswandel?" "Ach weißt du-" "nein ich will es gar nicht wissen, nicht dass du es dir noch anders überlegst!" Er springt auf und zieht sein Shirt über- Bye bye gute Aussicht- und grinst mich an. Ich muss automatisch auch Lächeln. Er will grade aus der Tür raus, doch ich muss ihn noch aufhalten. Ich kann mich einfach nicht mehr zurückhalten. Ich drück mich an ihn und presse meine Lippen verlangend auf seine. Er ist erst völlig perplex, hätte sowas sicher nicht erwartet, erwidert den Kuss jedoch recht schnell. Grade als er ihn mit seiner Zunge vertiefen möchte, löse ich mich von ihm, stolziere an ihm vorbei und tätschle ihm im Vorbeigehen die Brust. "Du wolltest doch was essen". Ich gehe die Treppe runter, doch höre ihn nicht hinter mir. Als ich mich umsehe, steht er immer noch in der Türe und schaut perplex zwischen mir und der Stelle wo ich eben noch vor ihm stand hin und her, den Mund zum sprechen geöffnet, er sagt jedoch nichts. Ich muss grinsen und gehe weiter. Er wird schon nachkommen, wenn sein Hunger ihn eingeholt hat.

......

Fuck, es ist so unglaublich früh... ich drehe mich nochmal um und schlafe weiter. 10 Minuten sind sicher noch drin

Bex? Aufstehen! Ich schrecke hoch "Mum? Bin schon wach!", rufe ich, um die nervige Stimme zu beruhigen. Hast du wenigstens von mir geträumt? Ach, Nick hat mich geweckt... nett von ihm, hätte sonst sicher verschlafen. Mit einem Blick auf mein Handy stelle ich zufrieden fest, dass ich mich noch in Ruhe fertig machen kann. Das Frühstück fällt aus, jedoch frühstücke ich morgens sowieso nicht gerne.
Hatte alles im Griff, hättest mich nicht wecken müssen. Gebe ich grummelig zur Antwort. Tut mir leid, aber ich bin nunmal kein Morgenmensch. Habe ich gemerkt. Hätte gestern wohl doch eher gehen sollen. Labert er mich zu. Er war noch bis zwei Uhr hier. Ich hatte ihm angeboten hier zu schlafen, jedoch hat er sich das nach dem letzten Mal nicht getraut. Ich habe also nur 4,5 Stunden geschlafen und bin dementsprechend etwas gerädert. Ich antworte ihm einfach nicht, während er mich immer weiter zutextet. Ich schalte auf YouTube Musik ein und schon sieht alles besser aus. Manchmal braucht man einfach nur Musik, auch wenn man dann den ganzen Tag einen Ohrwurm davon hat.

Ich weiß, das Lied nervt. Aber genau sowas brauche ich morgens. Ich singe mit, während ich mich anziehe und putze mir anschließend die Zähne. Die Haare binde ich mir hoch und trage noch schnell Wimperntusche auf und fertig! Jetzt müsste ich sogar noch den Bus bekommen.
Mein Schlüssel liegt bei euch auf der Kommode und die Maschine steht vor der Tür. BITTE mach sie nicht kaputt. Nick wollte mir gestern Abend noch Geld fürs Tanken geben, aber sowas will ich nicht. Auch wenn er meint, dass es nur geliehen ist. Ich werde nicht mit deiner Maschine fahren! Ich will keine Almosen. Ich bekomm das so schon irgendwie hin. Wie du willst. Ich hol sie ab, wenn du das nächste Mal mit deiner zur Schule fährst. Bis dahin kannst du damit machen, was zu willst.
Oh man ist der stur. Du bist doch völlig verrückt. Warum tust du sowas? Die Frage meine ich ernst denn ich verstehe es nicht. Wir kennen uns erst ein paar Tage und sind ja auch kein Paar oder sowas. Warum sollte ich es denn nicht tun? Ich habe eine Maschine, du brauchst eine Maschine.

Ich fahr aber nicht damit.

Wie du willst. Ist deine Entscheidung. Ich mach mich auf den Weg zum Bus. Das werde ich schon überleben!

Okay ich habe es überlebt, aber auch nur ganz knapp! Ich hasse Bus fahren. Das mit dem Motorrad sollte ich mir nochmal überlegen.
"Beccaaa! Alles klar?" Mila kommt lachend auf mich zu und umarmt mich. "Klar und bei dir?" Gebe ich ebenfalls lachend zurück. Ihre gute Laune steckt an! "Auch. Ich habe eine Frage!" "Schieß los", jetzt bin ich gespannt was kommt! "Wie musst du am Samstag arbeiten?" "Diesen Samstag? Habe ich Mittelschicht. Also bis 20:30 Uhr. Was hast du vor?" "Wir gehen danach feiern!" Okay das ist jetzt wohl beschlossene Sache. Mila weiß, dass ich auf sowas meistens keine Lust habe. Und vor allem auch kein Geld! Das sage ich ihr auch sofort. "Ach komm schon! Eintritt ist umsonst und ich lad dich auf einen Drink ein!", zwinkert sie. "Du weißt, dass ich da echt keine Lust drauf habe", antworte ich ihr nur und mach mich auf den Weg in unseren Kursraum. Auf dem ganzen Weg nervt mich Mila, bis ich nachher doch Zusage, nur damit sie aufhört mich vollzuheulen. Lust aufs Feiern habe ich immer noch nicht so wirklich.