12 | Unweigerliche Untersuchung

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Ich kämpfte kontinuierlich gegen die schweren Augenlider an, weil ich nicht wusste, was sie mit mir anstellen würden, wenn ich schlief. Es jagte mir bereits eine Heidenangst ein, nur an die verschiedenen Möglichkeiten zu denken.

Als die Tür dann geöffnet wurde, zuckte ich kurz zusammen und richtete meinen Blick auf eine junge Frau - die Ärztin von gestern und dem Tag davor. Sie kam auf mich zu und lächelte ein wenig, während sie sich Handschuhe anzog.
"Hey", sagte sie vorsichtig. "Ich bin Davina, wie heißt du?" Sie kannte meinen Namen natürlich schon aufgrund meiner Akte, wollte aber vermutlich erstmal mein Vertrauen erlangen.
Ich wandte den Blick aber ab und antwortete erst nach einer Weile leise. "Alexander."

"Ich muss zugeben, der Name gefällt mir", meinte sie überzeugt und lächelnd, woraufhin ich verächtlich schnaufte. Dann zog sie ein Kühlpad aus der Tasche des Arztkittels und legte es langsam an meinen Kopf, woraufhin ich meine Schultern reflexartig und schützend nach oben zog und die Augen kurz zukniff.
"Darf ich dich untersuchen?"

"Nein", antwortet ich schnell und panisch.
"Alexander- ich darf dich so nennen, oder? Ich kann dir helfen und die Schmerzen lindern. Bloß möchte ich nicht wie all die anderen gegen deinen Willen handeln."

"Nein, ich-", setzte ich an und leckte mir nervös über die Lippen.
"Ich- ich will weg."

"Hey." Sie legte mir vorsichtig eine Hand an die Wange, weshalb ich augenblicklich zusammenfuhr.
"Sieh mir in die Augen", sagte sie sanft.
"Ich tue dir nichts, okay? Bei mir bist du sicher. Ich möchte dir nur helfen."

Meine Augen waren vor Panik und trotz Müdigkeit etwas geweitet, zudem zitterte ich wieder und bekam einfach kein Wort heraus.
Sie schüttelte den Kopf, als sie vergeblich auf eine Antwort hoffte.
"Tut mir leid, Alexander", sprach sie und fing an, mir den Overall auszuziehen, so gut es eben mit den Bändern ging.
Ich verlor beinahe die Fassung und zog instinktiv an den Handschellen. "Nein!", stieß ich schnell atmend aus.

"Röntgen vorbereiten!", rief sie dann, sodass die Krankenschwester sie hören konnte, und griff anschließend zu einem starkem Schmerzmittel, welches sie mir dann über eine gelegte Flexüle spritzte. Ich hatte nicht mal mitbekommen, wann sie mir diese gelegt hatten.

Trotz meines Protests wurde ich von Dr. Donavan und einer Schwester zum Röntgenraum gebracht, wo sie mir den Overall ganz auszogen und das weiße T-Shirt, das ich noch trug, ein gutes Stück nach oben schob, woraufhin ich komplett den Verstand verlor. Doch es brachte alles nichts, da ich zu schwach war.

Sie durchleuchteten schließlich vereinzelte Körperstellen, sagten mir aber nicht, was sie dabei feststellen konnten.
Danach zog die Schwester mir das T-Shirt wieder herunter und legte anschließend eine Decke über meinen, nicht nur vor Berührungsangst, sondern auch vor Kälte, zitternden Körper.
Während sie mich dann wieder in das Krankenzimmer brachte, versuchte ich mit Mühe die Augen offen zu halten.

Wieder im Zimmer, schaute ich nach oben an die Decke und versuchte zu verarbeiten, was man mir alles angetan hatte.

"Alexander?", fragte die Ärztin als sie hereinkam. "Ich muss dich jetzt langsam von diesen lästigen Fesseln befreien... Versprichst du mir ruhig zu bleiben und nicht zu versuchen abzuhauen?" Sie strich mir sanft über die Hand, jedoch zeigte ich keine Reaktion. Ich fühlte mich sowieso, als sei ich auf Drogen.
"Nein ... Nicht- nicht anfassen."

"Ich will dir wirklich nichts Böses." Sie griff vorsichtig zu und strich mit dem Daumen über meinen Handrücken.
"Nur ganz kurz einmal vorsichtig setzen, damit ich den Verband umbinden kann, ja?"

Ich gewöhnte mich langsam an die Berührung und genoss es dann auf eine gewisse Weise.
"S-setzen?", fragte ich und verzog mein Gesicht gequält.
"Oder kurz auf den Ellbogen abstützen." Sie nahm die Bandage und zeigte sie mir.
"Hier. Ich muss sie nur einmal kurz unter deinen Rücken schieben und dann vorne verschließen."
"O-okay", meinte ich unsicher und leise schluckend. Ich vertraute ihr einfach mal.
"Okay." Sie deckte mich auf und machte mir dann langsam die schwarzen Bänder ab, welche am Bett befestigt waren, und vertraute mir aufgrund meines Zustandes blind.
"Ganz langsam dann hoch. Lass dir ruhig Zeit."

Ich stützte mich dann schließlich in einem gemäßigten Tempo auf die Ellenbogen auf und sah abwartend zu ihr hoch. Sie erwiderte meinen Blick mit einem warmherzigen Lächeln und zog mir dann vorsichtig das Oberteil hoch. Dabei versuchte sie nicht meine Haut zu berühren und nahm dann die Bandage und schob sie eilig unter mich durch, positionierte sie richtig und schloss sie dann vorne.
"Jetzt langsam wieder runter." Sie legte ihre Hand vorsichtig an meinen Hinterkopf.
Doch ich vermied ihren Blick, da ich mich für meinen Körper schämte, auch wenn ich nichts dafür konnte. Oder konnte ich vielleicht doch etwas dafür?
Ich wartete geduldig und legte mich schließlich langsam wieder hin. Daraufhin nahm sie ihre Hand langsam weg und zupfte mein Shirt zurecht.
"Möchtest du schlafen?"

"Ja, aber-" Ich traute mich nicht, weil ich wusste, dass ich wieder Alpträume bekommen würde.
In diesem Moment kam eine Schwester herein, mit verschiedenen Medikamenten und ein Glas Wasser auf einem Tablett.
Sie stellte schließlich beides auf dem Nachttisch ab und gab Davina kurz Bescheid, bevor sie anschließend wieder verschwand.
Dr. Donavan nahm dann die Tabletten, welche bei depressiven Stimmungen und Alpträumen helfen sollten, und hielt sie mir hin, woraufhin ich diese in meine Hand nahm und mit dem Wasser schluckte, welches ich anschließend ganz austrank.

"Schlaf ruhig", sagte Davina lächelnd. Jedoch blickte ich sie mit meinem besten Hundeblick an, damit sie bei mir blieb. Sie seufzte daraufhin leise und nahm auf der Kante des Bettes Platz. "Okay, ich bleibe hier."

Ich konnte es zwar nicht sehen, doch ich hatte das Gefühl, dass sich mein Gesichtsausdruck ein wenig erheiterte und man in meinen Augen einen Schimmer Hoffnung aufblitzen sah.
Kurz darauf schloss ich die Augen und versuchte zu schlafen. Dabei wirkte ich eigentlich ganz friedlich, wenn man von den blauen Flecken an meinen Armen und den angeschwollenen Stellen meines Gesichts mal absah.
Mein Kopf neigte sich leicht zur Seite als Zeichen, dass ich letztendlich eingeschlafen war.

𝖠𝖻𝗀𝖾𝖿𝗎𝖼𝗄𝗍 𝗐𝗂𝖾 𝖠𝗅𝖾𝗑𝖺𝗇𝖽𝖾𝗋 | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt