21 | Aufgeben

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[Trigger Warning:

Dieses Kapitel enthält Selbstmordgedanken
sowie den Versuch, sich
das Leben zu nehmen.

Bitte überspringt es, wenn ihr
auf solche Inhalte empfindlich
reagiert.]

*

Ich kam mit allem nicht mehr klar. Wie sollte ich damit leben?

Mir traten erneut heiße Tränen in die brennenden Augen und die Wand mir gegenüber bot sich perfekt an, um meinen Frust und meine Trauer an ihr auszulassen. Also holte ich mit voller Kraft aus und schlug auf diese ein, bis meine Knöchel erneut anfingen zu bluten. Es interessierte mich nicht mehr. Nicht einmal der Schmerz, der sich in meinem Körper ausbreitete und ganz besonders von meinem Herzen auszukommen schien. Welch eine Ironie. Sie sagen "Folge deinem Herzen", aber wenn dein Herz in Millionen Stücken ist, welchem ​​Stück folgst du dann?

Ich hatte es satt, die Dinge noch schlimmer zu machen.
Ich war es leid, verletzt zu werden.
Ich war es leid, mich in den Schlaf zu weinen.
Ich war es leid, alles zu hassen, außer ... Silas.
Ich war es leid, ein Lächeln zu fälschen.
Ich war es leid, so zu fühlen.
Ich war es, Menschen zu enttäuschen.
Ich war es leid, ich zu sein.

Und ich war egoistisch und selbstsüchtig, indem ich das tat, was ich tat. Silas so dazu zu bringen, dass ich ihm auch etwas bedeutete. Verdammt, was dachte ich mir dabei nur?!
Trotzdem interessierte mich die Frage ungemein, was er tun würde, wenn er eines Tages aufwachte und feststellte, dass ich es nicht tat?

Nur einmal wollte ich, dass jemand Angst hatte, mich zu verlieren. Auch, wenn mir dies nicht mehr viel bringen würde.

Aber wahrscheinlich hatte ich nicht einmal das verdient. Ich war ein verdammtes Wrack; abgefuckt bis zum Gehtnichtmehr. Ein "Nichts", wie mein Vater zu sagen pflegte. Niemand würde sich jemals für mich interessieren.

Ein Leben lang verbrachte ich damit, mir selbst zu sagen, dass es besser werden würde, doch jetzt begriff ich, dass es das nicht wurde und ich glaubte nicht, dass ich damit alleine fertig werden würde. Also warum nicht gleich den Schlussstrich ziehen, damit ich niemandem mehr zur Last falle? Niemand brauchte so einen hoffnungslosen Fall wie mich. Warum auch?

Wen interessiert es schon, wenn ein weiteres Licht ausgeht?
Oh Scheiße, Licht? Ernsthaft?
Ich meinte Fehler und Versager.

Mit einem leeren Gesichtsausdruck und fast schon automatischen Bewegungungen, so als ob mir mein Körper nicht mehr gehören würde, zog ich schließlich mitten in der Nacht mein Bettlaken ab und zerriss es längs, sodass ich einen relativ stabilen und langen Fetzen Stoff am obigen Gitterstab befestigen konnte. Ich war mir nicht sicher, ob ich es überhaupt richtig tat, aber das war egal - Hauptsache es funktionierte.

Ich stellte einen Fuß auf meiner Kommode ab, auf der noch mein Buch vom Literaturkurs lag, und stieg letztendlich auf diese.

Wie verabschiedete man sich richtig? Einen weiteren Blick auf das Buch blickend fiel es mir ein. Verdammt, um es also mit den Worten Hamlets aus Shakespeares Tragödie zu sagen: "Sein oder Nichtsein", und ich wollte nicht sein.

Mir schlug das Herz bis zum Hals und schnürte mir jetzt schon die Kehle zu, sodass ich kaum noch atmen konnte. Gott, wenn sich Sterben nur halb so schlimm anfühlte, dann war ich bereit dazu.

Mit zittrigen Fingern legte ich mir die Schlaufe um den Hals und atmete leise aus. Dann machte ich den entscheidenden Schritt ins Leere.

𝖠𝖻𝗀𝖾𝖿𝗎𝖼𝗄𝗍 𝗐𝗂𝖾 𝖠𝗅𝖾𝗑𝖺𝗇𝖽𝖾𝗋 | manxmanWhere stories live. Discover now