•ZICKEN•

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Die roten, schweren Türen werden von den Massen der Schüler niedergedrückt. Alle strömen in die Schule hinein. Einige Schüler rempeln mich an und laufen einfach weiter. Ich rolle meine Augen und warte bis die meisten Schüler rein gegangen sind. Erst dann gehe ich durch die schweren Türen. Schüler über Schüler finden sich in kleinen Gruppen zusammen. Sie stehen lehnend an ihren Spinden. Gemeinsam lachen sie, scherzen vergnügt. Jeder hat seine Freunde. Seine Gruppe zu der er gehört. Seine Vertrauten. Bis auf mich. Ich bin mal wieder allein. Allein auf einer neuen Schule. Ohne jemanden, den ich kenne. Bis auf Noah. Ich bin kein Fan davon, die Neue zu sein. Doch ich habe das ganze schon einmal durchgemacht. Dann werde ich das hier auch schaffen.

Es kommt mir so vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich mich in derselben Situation befinde. Ich kenne mich nicht aus. Ich weiß nicht, wohin ich muss, geschweigenden wo das Sekretariat ist. Frustriert versuche ich in den Gängen eine Tür zu finden, die meine Probleme löst, doch bis jetzt sehe ich nur Klassenzimmer gefolgt mit Spinden und Treppen. Mein letzter Ausweg ist jemanden zu fragen. Auch wenn ich es nicht favorisiere. Die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, ist nicht meine Stärke. Immer wenn ich versuche jemanden anzusprechen, werde ich rot im Gesicht und ich stammle vor mich her. Das kommt kein Stückchen selbstbewusst rüber. Das wird mir zum Verhängnis werden, wenn ich hier neue Freunde finden soll. Vielleicht werde ich auch angesprochen. Auch wenn das ziemlich unwahrscheinlich ist.

Ich suche in den Gängen jemanden der eine Ahnung haben könnte, doch sie scheinen alle mit sich selbst oder ihren Freunden beschäftigt zu sein. Eine Gruppe von Mädchen steht im Gang umher und fotografieren sich gegenseitig. Dabei blockieren sie den Gang und bemerken es noch nicht einmal. Oder es ist ihnen schlicht und weg egal. Wie sie sich präsentieren, tippe ich auf letzteres.

Kurze, knappe Outfits anscheinend von den neusten Designern. Nägel, die so lang sind, dass sie kaum etwas mit ihren Händen anfassen können. Das Haar sitzt perfekt gestylt und das Make-Up könnte ich mit einem Spatel herunterkratzen.

Ich möchte an ihnen vorbei gehen, doch dazu komme ich erst nicht. Sie stehen weiter im Weg rum und plappern über die Ergebnisse des kurzen Shootings. Ich habe sie wohl etwas zu lange angeschaut, denn sie haben meinen Blick gemerkt, Sie halten inne und schauen zu mir auf. Ihre Blicke könnten nicht arroganter sein. „Starren ist unhöflich. Also zieh Leine", sagt eine mit platinblonden Haaren, während ihre Freundinnen anfangen zu lachen und auf mein Outfit zeigen.

Ich bleibe still und gehe einfach an ihnen weiter. Ich vermisse meine alte Schule. Dort gab es keine dieser Zicken. Viele haben sich einfach mit sich beschäftigt. Das hat ihnen gereicht. Also halte ich weiter Ausschau nach jemanden, der mir weiterhelfen könnte, ohne mich zu beleidigen. Mit offenen Augen halte ich weiter Ausschau. Meine Füße laufen weiter. Nach ein paar hundert Metern finde ich eine Gruppe von Jungs, welche in einer Ecke stehen und sich hektisch über etwas reden.

Als sie mich sehen, unterbrechen sie ihre Konversation. "Hey, also wisst ihr wie wo sich das Sekretariat befindet?" Mein Ausdruck verrät die Ratlosigkeit und den mangelnden Orientierungssinn.

"Hallo, ähm...wir können dich hinführen.", stammelt einer der Jungs.

"Ich habe es eilig. Es ist mein erster Tag."

Sie nicken verständlich und laufen vor mir her. Ich versuche mir den Weg zu merken, auch wenn ich in wenigen Minuten schon wieder vergessen werde. Das Sekretariat befindet sich nur zwei Gänge weiter.

"Wir sind da. Geh einfach rein und melde dich. Dort wird dir alles gezeigt."

Ich schaue zu der Gruppe. "Danke", sage ich zu ihnen und gehe zur Tür. Ich will sie gerade öffnen, als sie von der anderen Seite aufgerissen wird. Eine Person kommt hinaus. Ich reagiere nicht so schnell wie gehofft und falle zu Boden.

"Oh, tut mir leid. Das wollte ich nicht.", kommt es von der Person über mir. Sie hält mir ihre Hand hin. Dankend nehme ich sie an. Erst jetzt sehe ich in das Gesicht des Unbekannten. Die rabenschwarzen Haare, das charmante Lächeln. Es kommt mir bekannt vor. Dann trifft es mich wie ein Blitz. "Noah?" Ich bin perplex.

"Violet. Schön dich hier zu sehen. Ich gehe hier doch auch auf die Schule. Hast du das vergessen?" erklärt er und lächelt mich an.

"Stimmt. Habe ich vergessen", ich sehe mich um.

„Ja ich hätte dich auch mitnehmen können, doch ihr wart schon auf dem Weg", sagt er und sieht mich an.

Unweigerlich schaue ich ihn an. „Dad wollte mich am ersten Tag fahren. Aus nostalgischen Gründen."

Sein Blick schweift zu der Gruppe von Jungs. "Danke, dass ihr sie hergebracht habt."

Mit einem Händedruck bedankt er sich bei ihnen. "Kein Problem. Sie hat uns gefragt und wir haben geholfen. So sind wir eben. Wir müssen jetzt aber auch los.", damit verabschieden sie sich und gehen ihren Weg.

So lassen sie mich mit meinem Nachbarn allein.










The Cheer SurferOù les histoires vivent. Découvrez maintenant