•QUEEN WIRD DEGRADIERT•

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Bevor wir mach Hause fahren halten wir noch in einer Drogerie. Keine zehn Minuten später sitze ich mit Haarfärbemittel zuhause. Bevor ich mir meine alte Haarfarbe zurückhole, brennt mir eine wichtige Frage auf der Zunge.

„Dad, habe ich eigentlich noch Hausarrest? Begleitest du mich noch zum Unterricht?"

Er sieht auf. „Nein, den hast du nicht. Vielleicht hätte ich nicht so reagieren dürfen, dann wärst du vielleicht nicht nach Australien gegangen."

Ich gehe zu ihm und nehme ihn in den Arm. „Gib dir nicht die Schuld. Es war allein meine. Ich versuche es wieder gut zu machen."

Ich gehe die Treppen hinauf und lege meine Tasche auf das Bett. Ich hole die Haarfarbe heraus und wasche mir unter der Dusche die Haare. Anschließend bringe ich die Farbe auf meine feuchten Haare und massiere sie gut ein. Ich warte geschlagene 40 Minuten, bis die ganze Farbe eingezogen ist. Dann spüle ich sie ordentlich aus und wasche meine Haare noch einmal gut aus. Nachdem meine Haare getrocknet sind, schaue ich in den Spiegel. So sehe ich aus wie mein altes selbst. Nicht mehr so verstellt und arrogant.

Am nächsten Tag stehe ich auf und ziehe mich an. Ich ziehe zu flachen Schuhen an. Die Pumps werden nur noch für bestimmte Anlässe getragen. Ohne Make-Up und mit geglätteten Haaren gehe ich die Treppen runter zu meinem Vater.

Ich esse mein Brot und trinke meinen Saft, ehe ich mich von ihm verabschiede. „Hab Spaß. Oder versuche es wenigstens."

Ich hole tief Luft. Das was ich jetzt vorhabe, wird mich jede Menge Mut kosten. Doch das ist es mir wert.

„Das wird schon. Ich muss noch eine Rechnung begleichen."

„Versuch keine Prügelei anzuzetteln. Ich möchte ausnahmsweise nicht in die Schule kommen müssen."

Ich küsse ihn auf die Wange, ehe ich meinen Rucksack packe und zum Schulbus gehe.

Als ich einsteige wird es ruhig. Alle Schüler, die in dem Bus sitzen starren mich regelrecht an. Es ist mir unangenehm so angestarrt zu werden. Selbst als ich mit den Mädchen unterwegs war, konnte ich die Blicke nicht ertragen. Ich fühle mich wie ein Tier in einem Zoo. Jeder geht an dir vorbei und mustert dich genau. Jede Bewegung wird beobachtet. Jedes Wort welches du äußerst, wird kritisch bewertet.

Ich setzte mich auf die letzte Bank und warte bis wir an der Schule angekommen sind. Dort warte ich, bis alle ausgestiegen sind und gehe als letzte aus dem Bus. Mir fällt es schwer allein in die Schule zu gehen.

Erinnerungen vom ersten Schultag Flammen auf.

Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und gehe in das Schulgebäude rein. Auch dort bleibe ich den Blicken nicht fern. An jeden den ich vorbei komme wird hinter verdeckter Hand getuschelt. Ich versuche es so gut es geht zu ignorieren.

Im Unterricht geht das Getuschel weiter. Selbst dem Lehrer gehst du es auf die Nerven und räuspert sich. „Leute egal warum ihr so aufgebracht seid, ihr könnt das gerne in der Pause besprechen."

Im Unterricht melde ich mich ab und zu, gebe Antworten oder stelle Fragen. Ansonsten bin ich ruhig und versuche nicht allzu großer Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, obwohl das mir nun fast unmöglich erscheint. Mein Hauptaugenmerk liegt darin, den verpassten Stoff nachzuholen. Schließlich fehlen mir die Stunden, als ich im Krankenhaus lag und die Tage in Australien war.

Es klingelt zur großen Pause. Mir fällt ein, dass ich noch eine Rechnung offen habe und sie gerne begleichen möchte. In der Cafeteria kann ich schon von weiten Noah, Alyssa und April sehen. Sie sitzen an unserem alten Platz. Als sie mich sehen, hören sie auf sich miteinander zu unterhalten und beobachten mich.

Ich steure den Tisch an, wo ich die letzte Zeit meine Pausen verbracht habe. Als ich gut 5 Meter vor ihnen stehe, bemerken sie erst meine Anwesenheit. „Violet? Bist das du? Wo warst du und was hast du mit deinen Haaren veranstaltet?" Olivia sieht mich mit einem verwirrten Blick an.

„Hallo, Olivia", sage ich süffisant. „Wie es mir scheint wurde ich nicht vermisst. Zu deiner Information, ich war in Australien, um von all den Problemen Abstand zu bekommen. Zu meinen Haaren, nun ich habe sie mir wieder natürlich gefärbt. Das Weiß stand mir nicht und hat mich zu sehr verändert."

Sie mustert mich von Kopf bis Fuß. „Schön, dass du dich wieder in unseren Kreisen befindest."

„Dazu möchte ich auch noch etwas sagen. Ich bin raus. Raus aus all dem hier. Ich spiel dein Spiel nicht mehr mit."

Jetzt habe ich die Aufmerksamkeit der gesamten Cafeteria.

„Ähm, ich glaube ich habe mich verhört. Könntest du das wiederholen?" Sie steht auf und verschränkt ihre Arme.

„Ganz einfach. Ihre nennt euch Freunde? Ihr seid alles andere als Freunde. Ihr seid Zicken. Nichts weiter. Euch interessiert nur wie großartig ihr ausseht und wie populär und reich eure Eltern sind." Ich schaue die ganze Gruppe an. „Habt ihr schon einmal an eure Zukunft gedacht? Ihr braucht gute Leistungen in der Schule, um sie die kommenden Prüfungen zu bestehen. Freunde sind füreinander da. In guten wie in schlechten Zeiten. Sie halten zusammen egal was geschieht. Sie machen sich Sorgen um einen, auch wenn man es selbst nicht möchte. Freunde wollen nur das Beste für einen. Ihr habt euch nicht um mich erkundigt, als ich in Australien war. Ich habe keine einzige Nachricht von euch bekommen. Ich bin enttäuscht von euch. Ihr habt mich zum Alkohol und Drogenkonsum verführt, sodass ich im Krankenhaus gelandet bin. Auf das alles habe ich keine Lust mehr. Ich will nicht mehr."

Sie sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Dir ist bewusst, dass du dann wieder eine von den Außenseitern bist?"

Ich zucke mit den Schultern. „Dann bin ich eben eine. Mir ist das egal."

Damit wende ich mich zu Lucas. „Und dich möchte ich nicht mehr sehen. Ich bin von dir enttäuscht. Wie konnte ich nur so naiv sein und dir all die Dinge glauben, welche du mir vorgetäuscht hast. Du hast mich mit ihr betrogen und hast kein schlechtes Gewissen. Das ist traurig. Echt traurig." Ich kann mich nicht zurückhalten und verpasse ihm eine Ohrfeige. Sie hallt durch die ganze Halle.

„Schaut euch mal im Spiegel an und denkt darüber nach."

Ich drehe mich um und verlasse die Cafeteria, ohne mich noch einmal umzudrehen.


The Cheer SurferWhere stories live. Discover now