•NOTFALLAUFNAHME•

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Meine Umwelt um mich herum ist düster. Ich kann nichts sehen. Eine einzige Dunkelheit verschleiert meine Realität. Sprechen kann ich nicht. Nur von weiten vernehme ich Stimmen. Sie fühlen sich entfernt an. Unerreichbar. So kommt es mir zumindest vor. Als ob meine Ohren mit Watte gefüllt sind.

Ich versuche mich zu konzentrieren. Zu entschlüsseln was die Stimmen sagen. Es ist wie eine Welle. Langsam rollen die Stimmen auf mich zu, werden immer lauter. Bis sie verstummen. Mit all meiner Kraft versuche ich meine Augen zu öffnen. Sie fühlen sich schwer wie Blei an. Mein Bewusstsein wird schwächer und ich falle wieder in eine lange Bewusstlosigkeit.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich meine Augen öffnen. Grelles Licht blendet meine Sicht. Sofort schließe ich meine Augen wieder. Nach mehreren Versuchen öffne ich sie langsam wieder. Meine Sicht klärt sich und ich nehme meinen Raum bewusster wahr.

Das einzige Geräusch im Zimmer ist ein gleichmäßiges Piepen. Es ist ein Apparat, welcher meinen Herzschlag aufzeichnet. Ich taste mit einer Hand mein Gesicht ab und spüre eine Sauerstoffmaske. Einstechender Geruch breitet sich aus. Steril. Ein Hauch von Desinfektionsmittel mischt sich unter. Ich versuche die Maske mit der einen Hand von meinem Gesicht zu entfernen. Nach mehreren Versuchen habe ich es geschafft und kann die frische Luft atmen. Frisch ist zu übertrieben. Normale Luft trifft es eher.

Ich schaue zur Seite. Meine andere Hand ist in unter einer fremden begraben. Meine Augen wandern den Arm entlang und ich sehe meinen Dad. Sein Kopf liegt auf der anderen Hand. Die Augen geschlossen. Er muss wohl eingeschlafen sein. Mit meinen Fingern löse ich aus seinem Griff. Von dieser Bewegung wacht er auf. Er blinzelt einige Male bis er mich ansieht. Sofort ziert ein Lächeln sein Gesicht.

"Violet, du bist wach." Tränen kullern über sein Gesicht. „Ich bin so froh, dass du wach bist. Ich habe mir solche Sorgen gemacht." Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

„Was ist passiert?" Meine Stimme hört sich rau an. Nicht nach meiner sonstigen Stimme.

"Du hattest eine Alkoholvergiftung. Ich wurde nachts um 3 Uhr angerufen. Es war das Krankenhaus. Sofort bin ich hierhergefahren. Du sahst schlimm aus. Total blass. Deine Augen geschlossen. Deine Hände waren kalt. Dadurch, dass du dich übergeben hast, mussten sie die restliche Menge des Alkohols aus deinem Magen pumpen."

Ich schaue ihn unglaubwürdig an.

„Ich werde die Ärztin holen." Er steht auf und geht aus dem Zimmer.

Kurze Zeit später kommt er mit meiner behandelnden Ärztin wieder.

"Ah schön, dass du wach bist. Das war ja eine Nacht. Ihr Freund hat den Notruf gewählt. Du hattest mehr als 2 Promille im Blut. Wir haben den restlichen Alkohol aus deinem Magen gepumpt. Du solltest dich ausruhen."

Mit gerunzelter Stirn versuche ich alles aufzunehmen. Zu verarbeiten was passiert ist.

Sie sieht zu meinem Dad. „Mr. Leaves ich mit Ihrer Tochter unter vier Augen reden. Würden Sie solange draußen warten?"

Er seufzt und geht aus den Raum.

Die Ärztin setzt sich auf die Kante des Bettes und sieht mich eindringend an.

„Ich möchte jetzt mit dir über etwas reden, was dein Vater nicht unbedingt wissen muss. Hattest du gestern Nacht Sex?"

Ich sehe sie mit aufgerissenen Augen an. „Ich weiß es nicht."

„Ganz ruhig. Ein Filmriss kann bei einem Kater schon vorkommen. Versuch dich an die Ereignisse des gestrigen Abends zu erinnern."

Ich schließe für einen Moment die Augen. Nachdem ich einen Becher Alkohol getrunken habe und eine Zigarette, welche keine war, geraucht habe, wurde mein Auffassungsvermögen getrübt. Flashbacks kommen in mein Bewusstsein. Mehr Alkohol. Der Kuss, welcher immer verlangender und leidenschaftlicher wurde. Das Zimmer. Das Bett. Dieses Verlangen in meinem Bauch. Erst jetzt bemerke ich den Schmerz zwischen meinen Beinen. Ich ziehe scharf die Luft ein.

The Cheer SurferKde žijí příběhy. Začni objevovat