•THANKSGIVING BEI DEN ROBINSONS•

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Wir haben die restlichen Stunden bis zum Sonnenuntergang gesurft. Ich habe ihnen nicht mein ganzes Potenzial gezeigt, doch von dem was sie gesehen haben, waren sie beeindruckt. Beide waren jedoch auch nicht schlecht. Zugegeben waren sie ziemlich gut. Alyssa hat mich am meisten überrascht. Es hat nur wenige Anläufe gebraucht, bis ich wieder sicher auf dem Board stehen konnte. Danach ging alles wie von allein.

Heute ist Thanksgiving.

Zeit dankbar zu sein. Es ist das erste Mal, dass wir es ohne meine Mom zelebrieren. Es gibt für alles ein erstes Mal. Ich wünsche sie wäre heute bei uns. Im Herzen ist sie es. Doch es ist nicht dasselbe. Ich könnte sie nachher anrufen, wenn sie Zeit hat. Ich könnte ihr alles erzählen. Wie sehr ich den Drang habe hier abzuhauen und wieder zu ihr zurück zu kehren.

Ich mache mich für das Essen bei den Robinsons fertig. Heute ziehe ich ein gelbes Kleid an, was eine komplette Ausnahme ist. Ich bin nicht der Kleidertyp. War ich noch nie und werde es vermutlich auch nicht mehr werden. Vielleicht ändere ich meine Meinung, wenn ich aufs College gehe oder älter werde. Ich locke meine Haare und binde sie anschließend zu einem Zopf zusammen. Ein letzter flüchtiger Blick in den Spiegel, ehe ich die Treppe hinunter gehe, wo Dad schon bereits auf mich wartet. Als er mich sieht, strahlen seine Augen. Er streckt eine Hand nach mir aus und ich ergreife sie.

"Du siehst bezaubernd aus. Wie deine Mutter", sagt er und öffnet die Tür für uns.

"Ich weiß. Ich komme mehr nach ihr, als nach dir", sage ich.

Er sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du kannst auch mal ein Kompliment annehmen."

Ich lasse seine Hand los und laufe vor ihn zum Haus unserer Nachbarn.

Er holt mich ein und klingelt. Wir warten geduldig, ehe uns die Tür aufgemacht wird. Patrick Robinson steht vor uns mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. „Ah da seid ihr ja. Schön, dass ihr es Einrichtungen konntet. Kommt rein." Patrick tritt beiseite und lässt uns passieren.

„Danke für die Einladung." Mein Dad überreicht ihn einen Korb mit verschiedenen Weinsorten. "Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Geht ihr doch schon mal ins Wohnzimmer. Ich komme gleich hinterher."

Er verlässt uns und geht in die Küche. Wir gehen in das angrenzende Wohnzimmer, wo schon ein gedeckter Tisch auf uns wartet. Goldenes Besteck liegt neben weißen Porzellan Teller. Dazu liegen diverse Kürbisse auf dem Tisch verteilt. Es sieht zauberhaft, schon fast magisch aus.

Laura Robinson kommt zu uns und begrüßt uns. Sie umarmt mich und Dad. „Schön, dass ihr da seid", sagt sie und lächelt uns an. Jetzt fehlt nur noch einer in der Runde.

„Wo ist euer Sohn?", fragt mein Dad nach.

„Oh, er muss noch in seinem Zimmer sein. Violet, geh einfach nach oben und sag ihm, dass das Essen fertig ist", sagt Laura und überreicht meinem Dad ein Glas Rotwein.

Ich schaue meinen Dad an. Doch er schüttelt den Kopf. Warum soll ich ihren Sohn holen? Er ist alt genug. Ich atme schwer aus, ehe ich die Treppen hochlaufe. Ich lausche nach Geräuschen, um zu wissen wo sich sein Zimmer befindet.

Instinktiv öffne ich eine der Türen und sehe Noah vor mir stehen. Er dreht sich erschrocken zu mir herum. Das Hemd liegt offen über seiner Brust. Sofort drehe ich mich um. Mit hochrotem Kopf schaue ich in den Flur. „Sorry. Ich habe nicht gewusst, dass du dich umziehst. Tut mir leid."

„Schon gut. Ist ja nicht so, als hättest du mich nicht schon oberkörperfrei gesehen", sagt er und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.

Ich denke an gestern zurück. „Das war was anderes", murmle ich eher zu mir selbst. Doch er hat es gehört.

The Cheer SurferOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz