•REGELN SIND NICHT DAS WICHTIGSTE•

356 15 0
                                    

Vor wenigen Minuten hat die Uhr Mitternacht angezeigt. Es ist Neujahr. 365 neue Chancen. Ich habe die Chance einen sehr guten Abschluss an der High School zu bekommen, was mir viele Möglichkeiten auf eine renommierte Universität zu kommen vereinfacht.

Bevor die Schule in wenigen Tagen wieder beginnt, sortiere ich meine Kleidungsstücke aus. Die alten Kleidungsstücke, welche ich seit längerer Zeit nicht mehr trage, packe ich in einen Beutel zusammen und werde ihn später spenden. So kann ich wenigstens anderen eine Freude bereiten.

Nachdem ich meine Sachen nach Farbe sortiert habe, räume ich sie wieder zurück in den Schrank. Beim Aufräumen fällt mir auf, dass ich kaum Kleider besitze. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, wie ich beim Weihnachtsball aussah dann wird mir bewusst das ich öfters so aussehen möchte. Ich brauche mehr Kleider. Mehr femininen Touch als die Shorts und Shirts, welche ich in den Fächern liegen habe.

Ich muss shoppen gehen. Doch dazu brauche ich jemanden, der sich mit der Materie auskennt. April und Alyssa kann ich nicht fragen. Sie würden nur mit ihren Augen drehen und mir vorwerfen, dass ich mich verändere. Leider fallen mir nur drei Personen ein, die darin ein absolutes Ass sind. Oliva, Aria und Emma.

Ich wähle Olivias Nummer.

„Violet, was verschafft mir deinen Anruf?", fragt sie.

„Ich sage das nur ungern, aber ich brauche deine Hilfe", gebe ich geschlagen von mir.

Ich kann mir ihr süffisantes Lächeln vorstellen. „Wobei kann ich dir helfen?

„Ich brauche neue Kleider." Ich klinge verzweifelt. Doch mehr brauche ich nicht zu sagen.

„Wir helfen dir gern dabei. Das ist unser Spezialgebiet."

„Danke", ich seufze, „Ich fasse es nicht das ich mich an dich wende."

Sie lacht auf. „Glaub mir, wenn ich mit dir fertig bin wirst du ein Glow Up vom feinsten haben." Damit legt sie auf und lässt mich zurück.

Ich beschließe ein Bad zu nehmen. Ich lasse mir Wasser ein und gebe eine bunte Badekugel hinzu. Kurze Zeit später steige ich in das dampfende Wasser. Ich atme tief aus und tauche ins Wasser. Als Kind habe ich immer Meerjungfrau gespielt. Nicht nur in der Badewanne. Auch im Meer bin ich getaucht wie eine Wassernixe.

Während ich in der Badewanne entspanne, lasse ich durch eine Maske mein Gesicht auffrischen. Ich schaue auf meine Hände und sehe, dass ich Schrumpelige Finger bekommen habe. Zeit um auszusteigen. Mit einem Handtuch um meinen Körper creme ich mich ein und kämme meine Harre durch, um den Glanz wiederzubekommen. Zumindest versuche ich es.

Am nächsten Morgen schwinge ich voller Tatendrang meine Beine aus dem Bett und ziehe mich für die Schule an. Ich hole mein Glätteisen heraus und stecke es in die Steckdose. Nach ein paar Minuten fange ich an meine Haare, Strähne für Strähne, zu glätten. Dabei achte ich auch auf meinen Hinterkopf um einen gleichmäßigen Look zubekommen.

Mit gut gelaunter Stimmung gehe ich hinunter und schnappe mir mein Lunchbox, ehe ich aus der Tür gehe, wo der Schulbus schon wartet. Im Bus liegen alle Blicke auf mir.

Heute ist etwas anders. Ich trage einen Rock. Doch das kann doch nicht wirklich der Grund dafür sein? Oder?

Am Schulgebäude angekommen warte ich auf meine Freunde. Alyssa und April sehen mich schockiert an, als sie aus Aprils Auto steigen.

"Was ist denn? Sehe ich so anders aus?", frage ich und sehe sie prüfend an.

"Schon ein wenig. Deine Haare sind so glatt." April umarmt mich. „Bist du geschminkt?"

„Ja, aber nur ein wenig", verteidige ich mich.

„Wenn es dir gefällt, ist ja alles im grünen Bereich", sagt Alyssa und sieht mich mit einem Lächeln an. „Du musst dich wohl fühlen."

Nach weiteren Minuten steigt Noah aus seinem Wagen. Als er mich sieht, werden seine Augen größer, doch er sagt nichts. Er nickt mir kurz zu.

„Ihr redet immer noch nicht miteinander?", fragt April nach.

„Ich muss dann auch los." Ich verabschiede mich von ihnen.

Ich gehe zu Sprachwissenschaften, während die anderen in den Englisch Unterricht gehen. Ich setzte mich in die mittlere Reihe und warte bis den Unterricht beginnt. In dieser Klasse kenne ich keinen der Schüler. Vielleicht zwei vom Sehen her. Das war es aber auch.

Bei Französisch sehe ich Emma und lasse mich hinter ihr nieder. Ihr scheint es nichts auszumachen, dass ich so nah bei ihr sitze.

In Psychologie bin ich wieder allein, was mich aber nicht groß ärgert. Schließlich ist es ein schwieriges Fach und ich brauche jede Gehirnzelle. Psychologie lässt sich nicht ohne Interesse studieren.

Geometrie teile ich mit Lucas, was nicht die schlechteste Partie ist. Als er zu seinem Platz geht, gibt er mir wieder sein charmantes Lächeln. Provokativ setzt er sich neben mich.

Ich versuche ihn so gut es geht zu ignorieren und schreibe das Tafelbild ab. Leider werde ich von einem Zettel abgelenkt. Genervt entfalte ich ihn.

‚Pause bei uns?'

Da ich an meinem alten Tisch von einer Person nicht erwünscht bin, halte ich es für wichtig meinen Kreis an Bekannten oder Freunden zu erweitern. Ich drehe mich unauffällig zur Seite und nicke. Lucas lächelt zufrieden.

Nach dem Unterricht laufen wir gemeinsam durch die Cafeteria in den Hof der Schule. Er steuert den berüchtigten Tisch an und lässt sich darauf nieder. Ich setzte mich neben ihm auf eine der Bänke.

"Du hast deine Haare geglättet. Das steht dir. Solltest du öfters machen", sagt er und holt einen Kaugummi heraus. „Willst du auch einen?" Lucas hält mir einen vor die Nase.

Ich nehme ihm ihn ab. "Danke, bis jetzt wurde das nicht so angenommen."

Er schenkt mir einen verwirrten Blick.

Ich atme aus. "Noah findet es indirekt zu aufgetragen, doch sagt es mir nicht. Er sagt gar nichts. Wir schweigen."

"Er sollte dich nicht ignorieren. Man sollte ein so schönes Mädchen nicht anlügen."

Ich bemerke wie die Röte mir ins Gesicht steigt.

Von weiten sehe ich wie meine Freunde mich mit einem misstrauischen Blick ansehen. Mein Handy vibriert und ich schaue auf die Nachrichten. April und Alyssa fragen, wo ich bleibe und warum ich hier sitze und nicht bei ihnen. Ich ignoriere diese Diskussion und schalte mein Handy in den Flugmodus.

Jacob, Jayden und die drei Mädels kommen zu uns. "Wen haben wir denn da? Schön, dass du da bist." Olivia kommt zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange.

Ich lächle sie an, bin aber dennoch verwirrt von der Situation. Seit wann ist sie so freundlich zu mir?

Sie scheint meine Verwirrung bemerkt zu haben. "Du bist eine von uns und wirst ab jetzt auch so behandelt."

"Hab es ganz vergessen", murmle ich in mich hinein.

Die Gruppe redet die ganze Pause über durch. Ich höre nur mit einem Ohr zu. Das Klingen der Pausenglocke lässt mich aufschrecken. Die Schulstunde hat begonnen. Schnell jogge ich zu den Umkleidekabinen und bemerke, dass die Mädchen es gelassen angehen. So gut es geht, ziehe ich mich fix um. Ich mache mir die Schuhe gerade zu, als sie in die Umkleide kommen.

"Was hetzt du denn so?"

Ich sehe Olivia ungläubig an. "Wir sind doch schon so zu spät. Wir bekommen bestimmt Nachsitzen."

Sie lacht laut auf. "Ach Schätzchen, du musst noch so viel lernen. Wir bekommen kein Nachsitzen, da unsere Eltern einflussreich sind und ein Teil an diese Schule spenden. Sie würden es nicht wagen uns eine Strafe aufzuhetzen. Also komm wieder runter."

Nachdem die Mädchen sich ebenfalls umgezogen haben, laufen wir in die Turnhalle. Die Lehrerin gibt uns alle einen mahnenden Blick, ehe sie sich wieder der Klasse zu widmet und die Übungen erklärt. Das ist womöglich ein Vorteil der Gruppe. Wenn ich es so nennen kann.

The Cheer SurferWhere stories live. Discover now