•RETTUNG IN LETZTER SEKUNDE•

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Die Abschlussprüfungen rücken näher. Alle Lehrer versuchen uns so gut es geht drauf vorzubereiten. Die Bewerbungen für diverse Colleges sind schon seit einem viertel Jahr versendet und jeder wartet sehnsüchtig auf ein positives Schreiben. Da wir im Unterricht schon jede Menge Prüfungsstoff durchgehen, hört es sich nach 2 Wochen alles gleich an.

Nach der Schule treffen wir uns alle bei mir zuhause, um dort weiter zu lernen und zu üben. "Violet, müsstest du nicht beim Cheerleading sein?"

Ich schaue durch meine Brille April an. "Nein, ich habe mich abgemeldet. Auf Zicken, die dir vorschreiben was du zu tun hast, ist mir in letzter Zeit der Spaß daran verloren gegangen."

"Das ist ziemlich verständlich. Ich habe mich schon immer gefragt, was du an diesen Sport so großartig gefunden hast."

Ein Lachen entweicht meinen Lippen. „Ich fand es faszinierend, wie beweglich sie sind. Zudem fand ich die Kostüme und die Haarschleifen attraktiv."

"In dieser Hinsicht kann ich dich verstehen." Alyssa kritzelt auf ihrem Block rum.

"Ich fand, das Kostüm hat dir echt gutgestanden." Noah schaut in sein Geometrie Buch.

"Danke." Ich streiche mir eine Strähne vom Gesicht und überprüfe meine Sprachwissenschaft Aufzeichnungen.

Nachdem Noah nach diversen Versuchen die Aufgaben von Geometrie scheitert, nehme ich das Ganze in die Hand. Ich erkläre es ihm Schritt für Schritt. Gefolgt von einer Übung, um zu sehen, ob er die Theorie verstanden hat und auch anwenden kann. So gehe ich für eine Stunde lang vor.

„Okay, ich glaube ich habe es jetzt verstanden." Er sieht auf sein vollgeschriebenes Blatt.

"Sicher?", frage ich ihn und sehe ihn mit Skepsis an.

"Definitiv."

"Gut, dann gebe ich dir jetzt eine schwere Aufgabe, um es zu testen."

Ich sage ihm die Aufgabe an und sehe über seine Schulter, ob er es richtig macht. Nachdem er das Ergebnis unterstrichen hat, nehme ich ihm das Blatt aus der Hand und schaue selbst drüber.

"Das hast du gut gemacht." Mit einem Lächeln überreiche ich ihm den Zettel.

"Danke, dass du es mir erklärt hast."

Ich zucke mit den Schultern. "Kein Problem."

Wir sehen uns etwas zu lange an. „Leute, wie wäre es mit einer Abfrage Runde? Danach können wir auch einen Film schauen." April sieht uns an.

Noah und ich lösen uns von unserer Starre.

"Das klingt nach einem Plan."

Somit unterziehen wir uns einer 1 1/2-stündigen Fragerunde, um unser angesammeltes Wissen unter Beweis zu stellen. Am Ende haben wir alle Kopfschmerzen. Somit war das Lernen erfolgreich. Nun zum entspannteren Teil. Ich mache für uns Popcorn, ehe wir uns auf die Couch im Wohnzimmer quetschen. Nach einer kleinen Diskussion über die Film Wahl, schauen wir einen Drama Film. Es ist an manchen Stellen traurig und man kann sich in manchen Situationen gut hineinversetzten.

Nach dem Film entscheiden wir uns noch etwas surfen zu gehen. Da Alyssa und April keine Bikinis dabei haben, gebe ich ihnen welche von mir. Noah geht kurz zu sich rüber und zieht sich um. Nach einer viertel Stunde sind wir alle bereit und treffen uns am Strand wieder.

April und Alyssa holen sich ein Surfboard vom Stand. „Wer als letzter im Wasser ist, ist eine faulige Muschel."

Wir rennen alle los. Noah ist der Erste im Wasser, gefolgt von mir. Alyssa überholt April und kommt somit als Dritte zu uns. Damit ist April die faule Muschel. Lachend paddeln wir los. Heute sind nicht viele Surfer draußen auf der Suche nach der einen Welle. Bleibt mehr für uns übrig.

Das Wetter ist heute nicht besonders freundlich. Die Sonne hat sich hinter einer grauen Wolkenschicht versteckt. Das Meer ist unruhig. Die Wellen schwappen teilweise über mein Board und hinterlassen eine kleine Pfütze. "Wir müssen uns heute in Acht nehmen, die gelbe Flagge hängt draußen. Vorsicht ist geboten", sagt Noah und deutet auf eine kleine Flagge, welche am an einem Mast neben der Küstenwache im Wind weht.

Wir warten einige Momente, bis wir eine Welle zu Gesicht bekommen. Ich überlasse Noah den Vortritt und sehe ihm lieber dabei zu. Alyssa und April machen sich ebenfalls nicht schlecht auf dem Board. Sie sind, in meiner Abwesenheit, besser geworden. Haben eine bessere Haltung und mehr Spannung im Körper. Als sie von dem Wellenreiten wieder kommen sehen sie hinter mich.

"Violet, wir bekommen Besuch. Sieh mal wer da ist." Noah nickt auf die Person hinter mich.

Ich drehe mich um und erkenne ein blondes Mädchen, welche mit dem aufsteigenden Wellengang zu kämpfen hat.

„Was hat die denn hier verloren?" April kommt näher gepaddelt.

"Keine Ahnung. Doch sie scheint nicht glücklich auszusehen." Ich betrachte sie näher. Irgendetwas stimmt dort nicht. Sie kämpft nicht mit dem Wellengang. Schnell nehme ich Kurs auf sie und paddle los.

"Wo willst du hin?", schreit Alyssa mir hinterher.

"Ich rette sie vor dem Hai, der sie umkreist", brülle ich zurück.

Ich bin in der Nähe von Olivia. Meine Vermutungen haben sich bestätigt. Ein Hai ist zu nah an die Küste geschwommen und zeigt Interesse an ihr. Wenn sie auch so rumpaddelt wie eine Schildkörte, dann müsste sie wissen wen sie anlockt.

Mir kommen sofort die Bilder des Unfalls von Keira wieder in den Kopf. Sie lassen mich für einen Augenblick die Gegenwart vergessen. Schnell schütteln ich sie ab und paddle weite auf Olivia zu.

Kurz bevor ich sie erreicht habe, bemerkt sie mich.

"Was willst du hier?", ruft sie mir entgegen.

"Dich retten!", schreie ich zurück.

"Mich retten? Warum denn das?"

"Weil die Flosse, welche dort aus dem Wasser ragt, nicht von einem Delphin stammt. Also nimm jetzt meine Hand, ehe du noch ein Bein verlierst."

"Ich brauche deine Hilfe nicht." Sie wendet sich von mir ab.

Mir wird das ganze Spiel zu kindisch. "Du nimmst sofort meine Hand!", rufe ich ihr alarmierend zu.

Das scheint sie erschreckt zu haben und greift schnell danach. Mit ganzer Kraft ziehe ich sie auf mein Board.

"Nimm deine Füße hoch und halte dich an mir fest." Ich paddle los. Wir kommen nur schwer von der Stelle. Die Flosse kommt immer näher auf uns zu. Es fehlen nur noch ein paar Meter. Mein Herz springt mir fast aus der Brust. Du schaffst das! Los nur noch ein paar Meter.

Mit all meiner Kraft und dem Adrenalin paddle ich los. Ein Schrei lässt mich aufzucken. Er kommt nicht von mir. Nein. Er kommt von Olivia.

Ich schaue über meine Schulter und sehe, dass der Hai sich auf das Board stürzt und es mit sich zieht.

Völlig ausgepowert komme ich bei den anderen an. Olivia springt vom Board in das Wasser. Bevor sie an Land schwimmt, schaut sie mich verblüfft an. "Du hast mir das Leben gerettet. Danke." Sie scheint von ihren eigenen Worten verwundert zu sein.

"Das mach ich halt so. Die Rettung geht über die Gesellschaft. Zudem was soll die Goodwin High ohne eine Zicke die das Regime an sich reißt."

Ein kleines Lachen entfährt ihr. „Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen. Ich hätte das Ganze nicht machen sollen. Euch auseinander zu reißen." Sie schaut auf das Wasser. „Aber du warst so unbedarft, wie ich es einmal war. Lucas hatte die Idee zu schauen, wie lange du seinen Charm widerstehen kannst. Es war ein dummes Spiel." Sie macht eine kurze Pause und ringt mit den Worten. „Bitte erzähl das niemanden weiter. Ich habe dich bewundert. Dir macht es nichts aus was jeder von die denkt. Du machst einfach dein Ding."

"Ich habe mich wiedergefunden. Das ist alles was zählt."

Ich schwimme an ihr vorbei, ohne sie noch einmal anzusehen. 






The Cheer SurferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt