•DAS BIN ICH•

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Die Abschlussprüfungen habe ich mit sehr guten Noten bestanden. Es waren harte Wochen. Lernen. Schlafen. Lernen. Immer im Wechsel. Ich habe gebangt und gehofft. Ich habe es geschafft. Auch wenn die letzte Woche einer Achterbahn gleichen, bin ich froh, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe.

Ich weiß, dass ich Fehler begangen habe und ich dafür die Konsequenzen tragen muss. Den Schulstoff der letzten Wochen habe ich mit extra Arbeiten ausgeglichen. So konnte ich wieder auf meinen alten Durchschnitt kommen. Die Lehrer wussten, dass ich eigentlich eine gute Schülerin bin, deswegen haben sie die Hoffnung in mich nicht verloren.

Ich gebannt vor dem Spiegel und locke meine Haare mit dem Lockenstab. Für diesen Tag habe ich mir ein weißes Sommerkleid gekauft.

Unten wartet Dad bereits auf mich. Er lächelt mich an.

"Ich bin so stolz auf dich." Ich ziehe ihn in eine feste Umarmung.

„Danke, Dad. Ohne die Hilfe von dir und Mom hätte ich es nicht geschafft."

Ich löse mich aus der Umarmung und drücke fest seine Hand. Ich hole noch einmal tief Luft, ehe wir das Haus verlassen und zur Schule fahren. Dort trennen sich unsere Wege. Er geht zur Zuschauertribüne, während ich zu meinen Freunden gehe.

Voller Vorfreude renne ich auf meine Gruppe zu und umarme sie. Sie sehen in ihren Roben so erwachsen aus.

"Gleich ist es so weit." April zerquetscht mir die Finger.

"Ich weiß." Ich versuche sie zu beruhigen.

Wir werden von unserem Schulleiter unterbrochen, der uns in zweien Reihen aufstellt. Ich werde neben Noah aufgestellt. Unsere Blicke treffen sich. Auf seinem Gesicht kann ich pure Freude sehen. Er schenkt mir ein Lächeln.

Er verschränkt seine Hand mit meiner. Er drückt sie fest an sich. So als würde er Angst haben mich zu verlieren. Das braucht er nicht, denn ich werde nicht gehen.

Kurze Zeit später geht es los. In zwei Reihen betreten wir langsam den Sportplatz. Es wird die Schulhymne gespielt und wir setzten uns auf unseren zugeteilten Plätzen. Während der gesamten Rede hält Noah meine Hand. Ich drücke sie leicht, um ihm zu zeigen, dass ich für ihn da bin. Die Rede enthält die Geschehnisse des vergangenen Jahrs. Die Höhen und Tiefen. Als er die letzten Worte gesprochen hat, werden wir einzeln aufgerufen. Wir erhalten unser Zeugnis und ein paar Worte für den kommenden Weg.

Als mein Name aufgerufen wird, lasse ich Noahs Hand los. Ich schreite durch die Reihen bis vor zum Podium. Mit wackligen Beinen betrete ich die Bühne. Lächelnd überreicht mir unser Schulleiter mir mein Zeugnis.

"Ich bin stolz auf Sie. Vertrauen Sie auf Ihr Herz. Es wird Ihnen den richtigen Weg zeigen. Aich wenn dieser schwierig werden wird, habe ich alle Hoffnung, dass sie es meistern werden. Nutzen Sie Ihr Potenzial." Ich bedanke mich bei ihm und trete zur Seite.

Stolz halte ich mein Zeugnis in die Höhe. Im Hintergrund höre ich den üblichen Beifall. Doch als ich genauer auf die Tribüne sehe, kann ich meine Eltern in der Menge erkennen. Meine Mom hat es tatsächlich geschafft. So wie sie es mir versprochen hatte. Lächelnd gehe ich zurück auf meinen Platz.

Die Jahrgangsbeste ist Alyssa. Doch das verwundert keinen. Mit Ihrem Wissen könnte sie die Welt verändern. Sie muss es nur nutzen. So wie ich mein Potenzial völlig ausschöpfen werde.

Am Ende der Zeremonie werfen wir unsere Kappen in die Luft. In diesem Moment scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Von diesem Augenblick habe ich schon lange geträumt. Endlich bin ich frei.

Wir nehmen uns eine der am Boden liegenden Kappen. Unsere eigenen wieder zu finden, würde Stunden dauern. Die Tribünen leeren sich und unsere Eltern kommen zu uns auf das Spielfeld. Meine Mom nimmt mich fest in ihre Arme.

"Du hast es geschafft. Ich bin so stolz auf dich. Du hast es dir verdient." Sie küsst meine Wange, ehe sie mich wieder loslässt.

"Danke, das habe ich euch beiden zu verdanken. Ohne euch hätte ich das nicht geschafft."

Ihr kommen die Tränen. Mein Dad reicht ihr ein Taschentuch, welches sie dankend annimmt. Sie wischt sich ihre Tränen weg. Meine Mom sieht Noah neben mir stehen.

"Du musst der berühmte Noah sein. Ich habe viel von dir gehört. Du kannst mich einfach Miranda nennen."

Er will ihr die Hand zur Begrüßung geben, doch meine Mom zieht ihn zu sich.

"Ich freue mich dich kennen zu lernen. Violet hat schon viel von dir erzählt."

"So kenne ich meine Tochter." Sie nickt mir wissend zu.

Laura und Patrick Robinson kommen auf mich zu und beglückwünschen mich. Danach wenden sie sich meinen Eltern zu. Endlich lernen sie meinte Mutter kennen. Ich lehne mich an Noah an und beobachte die Erwachsenen. Auch er hat seinen Blick auf sie gerichtet. "Ich bin froh, dass deine Mom es geschafft hat."

Wir wenden uns unserer Gruppe zu. Gemeinsam machen wir noch ein paar Fotos für die Erinnerung an diesen besonderen Tag. "Wir werden immer in Kontakt bleiben. Versprochen?" Ich sehe sie alle fordernd an. Ich möchte mit ihnen in Verbindung bleiben, egal was das Leben noch so mit sich bringt. Sie sollen daran teilhaben. Schließlich sind wir eine Familie. Und Familie hält zusammen. "Versprochen."

Abkommenden Herbst werde ich auf die Südkalifornische Universität gehen, um dort Psychologie zu studieren.

Noah nimmt sein Studium an dem Department of Pediatrics, der Universität von California Irvine auf, um seinen Wunsch Kinderarzt zu verwirklichen.

Alyssa geht durch ein Stipendium nach Stanford, um Anthropologin zu werden.

Und April wird ebenfalls durch ein Stipendium, an der Universität von Biola das Lehramt für Biologie erwerben.

Wir können in eine glänzende Zukunft schauen. Es wird ein langer Weg werden, bis wir an unserem Ziel angekommen sind. Wir werden weiter Fehler machen und über unsere eigenen Beine stolpern. Doch das gehört zum Leben dazu. Das gehört zum Erwachsen werden dazu.

In dem vergangenen Jahr habe ich sie alle durchlebt. In jeder Etappe meiner Selbstfindung. All diese Fehler, die ich gemacht habe, wären nicht entstanden, wenn ich allzu sehr darüber nachgedacht habe. Ich habe einfach gehandelt. Ohne mit den Konsequenzen zu rechnen. So habe ich eine komplett andere Seite in mir gefunden. Eine die vorher noch nicht existiert hat.

Vielleicht war sie auch schon immer da, nur ich habe sie ignoriert. Ich habe für eine Zeit lang neue Freunde gefunden. Ich war sogar für einen begrenzten Zeitraum beliebt. Es hat sich gut und befreiend angefühlt. Doch nach all dem kamen die Folgen auf mich zu. Ich fiel tief. Doch ich durfte mich nicht weiter runterziehen lassen.

Der erste Schritt war der, dass ich meine eigenen Fehler eingestehen musste. Erst so gelingt es, dass ich an mir selbst wachsen konnte. Ich habe aus diesen Erfahrungen gelernt. Das ist es doch, um was es im Leben geht. Also denkt nicht so sehr über euren nächsten Schritten nach. Verbaut euch nicht den Weg mit Steinen und steht euch nicht selbst im Weg.

Die Vergangenheit ist das was geschehen ist. Egal wie sehr ihr es ändern wollt. Es ist passiert und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Akzeptiert das. Die Gegenwart ist das was in diesem Augenblick geschieht und die Zukunft ist das was morgen auf euch zu kommt. Nehmt sie mit offenen Armen entgegen. Habt keine Angst vor ihr. Sie ist so unscheinbar und doch so nah. Sie kloppt einfach an deine Tür und stellt dein ganzes Leben auf dem Kopf, ohne jegliche Vorwarnung.

Wir selbst müssen es schaffen damit zurecht zu kommen. Egal wie schwer es sein wird. Es geht immer schlimmer. Wir selbst müssen an unserem Schicksal wachsen und den Sinn des Lebens erkennen. Wir müssen das Leben erkennen und es endlich leben. Mit jedem Atemzug. Mach Fehler, stolpere und falle. Doch vergiss nie immer wieder aufzustehen und weiterzugehen. Man lebt nur einmal auf dieser Welt. Wir sollten es schätzen und genießen, so wie es kommt. Also lebe dein Leben mit allem was dazu gehört.



The Cheer SurferWhere stories live. Discover now