•MITTAGSPAUSE•

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Ich wende meine Aufmerksamkeit dem Unterricht zu und schreibe alle wichtigen Informationen auf. Dieses Jahr versuche ich meine schönsten Aufzeichnungen hinzubekommen. Das würde mich dann mehr animieren zu lernen, als eine liederliche Aufzeichnung. Dabei muss ich aufpassen, dass meine Handschrift sauber und leserlich wirkt und ich nicht in Panik ausbreche das ganze Tafelbild nicht rechtzeitig abschreiben zu können und ich dadurch unleserlich schreibe. Das alles ist mir regelmäßig in der Vergangenheit passiert. Die Schrift zu entziffern, war fast wie Hieroglyphen lesen. Ein Alptraum. Wie üblich, melde ich mich nicht und bleibe für die restliche Zeit stumm wie ein Fisch. Ich weiß zwar viele Antworten, möchte diese aber nicht vor der Klasse kundgeben. Ich möchte lieber einen stillen Erfolg durch die Arbeiten zeigen, als mein dauerhaftes Melden in der Klasse.

Nach einer Diskussionsrunde über die filmische Adaption und meiner Meinung nach einer Glanzleistung von Leonardo di Caprio, beendet die Klingel den Unterricht. Doch unser Lehrer gibt uns natürlich Hausaufgaben auf. Wie soll es denn auch sonst sein. „Also vergessen sie nicht bis morgen die ersten 10 Seiten zu lesen."

Ich stehe von meinem Platz auf und packe meine Unterrichtsmaterialien zusammen. Das Mädchen von vorhin schaut mir gespannt dabei zu. Ich halte inne und schaue zu ihr. "Ähm...ist noch etwas?", frage ich beiläufig nach.

„Ich möchte mich dir gern vorstellen. Mein Name ist Alyssa." sie hält mir ihre Hand entgegen. „Violet. Die 'Neue' der Schule." Ich drücke ihre Hand, ehe ich loslasse und den Rucksack aufsetzte.

„Was hast du als nächstes auf deinem Unterrichtsplan?" Ich halte ihn ihr hin. Sie entreißt ihn mir und betrachtet ihn gespannt. „Ah, ich sehe du hast als nächstes auch Biologie. Das trifft sich gut. Komm mit." Sie steht auf, nimmt ihr Buch und geht voran. Verdutzt bleibe ich stehen. Hat sie mir gerade einen Befehl gegeben? „Willst du zu spät kommen? Oder warum stehst du hier noch so rum?", ruft sie mir zu, als sie schon längst das Klassenzimmer verlassen hat.

Mir bleibt wohl nichts anders übrig als ihr zu folgen. Schließlich kennt sie sich aus und ich bin immer noch planlos. Das wird auch noch so eine Weile bleiben, ehe ich die Wege zu meinen Klassen gemerkt habe. Auf dem Weg zur Biologie Stunde, kommen wir wieder an der Gruppe der Jungs von vorhin vorbei. Sie sehen mich und winken mir zu. Das wollte ich nicht beabsichtigen. Es könnte zu falschen Andeutungen führen.

Alyssa bemerkt es und schmunzelt. „Na da hat schon jemand Verehrer und das schon am ersten Schultag. Respekt und gleich dazu noch die Mitglieder des Hochbegabten Vereins. Da wirst du nie wieder in Mathe eine schlechte Note schreiben." Sie sieht mich mit einem Grinsen an.

„Nein, so ist das nicht." Ich versuche ihr die Situation zu erklären. „Sie haben mir vorhin nur den Weg zum Sekretariat gezeigt. Mehr nicht." Ich entwende ihr den Stundenplan und packe ihn wieder ein. „Zudem habe ich keine Probleme in Mathe."

Sie sieht mich überrascht an. "Der Großteil der Schüler hier haben Probleme in Mathe, da dachte ich mir, dass du auch so ein Fall wärst."

„Du würdest dich wundern", murmle ich eher zu mir selbst, als dass ich es an sie richte. Glücklicherweise bemerkt sie es nicht und läuft weiter. Wir gehen die Treppen zum ersten Stock hinauf. Auf dem Weg kommen uns jüngere Schüler entgegen. Sie rempeln uns an und rennen weiter nach unten. „Sophomore. Denken sie sind noch in der Junior High. Jungs werden wohl nie erwachsen", seufzt sie und richtet ihre Bluse, welche beim Zusammenprall verrutscht ist.

Nach fünf Minuten erreichen wir das Zimmer und begeben uns hinein. Viele der Schüler haben sich schon in den hinteren Reihen hingesetzt. Jetzt sind nur noch Plätze in der mittleren und vorderen Reihe frei. Alyssa zieht mich mit sich und lässt sich auf ihren Stuhl fallen. Ich setzte mich auf den freien Platz neben ihr. Kurz bevor die Stunde anfängt kommen noch drei Schüler hineingeeilt. Es sind die drei Mädchen von vorhin. Anscheinend werden wir ab sofort uns jeden Tag sehen. Das nenne ich Glück. Ich verhalte mich ruhig und versuche nicht ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.

Ihre Blicke halten Ausschau nach ein paar freien Plätzen in den hinteren Reihen. Dabei streifen sie meinen Blick. „Na sie einer an. Die Neue hat schon eine Freundin gefunden. Das ging aber schnell. War ja klar, dass Loser andere Loser anziehen." Ihr abwertender Blick lässt Alyssa aufseufzen.

Sie zieht an uns vorbei und scheucht ein paar Reihen weiter drei Jungs von ihren Plätzen, welche ihr murrend Platz machen und sich in die erste Reihe setzten.

Die Lehrerin betritt den Raum und es wird still. „Guten Morgen Schüler. Willkommen zum Biologie Kurs. In diesem Jahr werden wir ein Kuh Auge sezieren, Vorträge ausarbeiten, die Haut genauer unter die Lupe nehmen und euch auf eure Abschlussprüfungen vorbereiten. Doch zunächst ein paar Grundlagen." Sie fängt an das erste Thema an die Tafel zu schreiben.

Ich habe nicht mit solch einem Projekt gerechnet. Ein Kuhauge sezieren? Kann ich an dem Tag nicht einfach krank sein? Hätte ich das gewusst, dann hätte ich nicht Biologie in meinen Stundenplan aufgenommen. Zum Glück geht Zeit schnell rum und die Klingel erlöst uns von den grauenhaften Bildern des Biologie Buches.

„Bevor ihr in die Pause geht, möchte ich, dass ihr euch in Gruppen für das Projekt zusammenfindet. Ich werde Lose ziehen. Fangen wir an."

Sie nimmt aus einem Beutel vier Zettel. „Benjamin, Alyssa, Tom, Kiara ihr seid eine Gruppe."

Mein Name ist bis jetzt noch nicht erwähnt und die Chance mit den normalen Menschen zusammen zu arbeiten sinkt mit jedem Namen, der gezogen wird. Am Ende bleiben nur noch die drei Mädchen und ich übrig. „Die letzte Gruppe besteht aus Olivia, Aria, Emma und Violet."

Meine Befürchtungen haben sich bestätigt. Ich habe einfach kein Glück.

Mit Alyssa im Schlepptau verlasse ich das Klassenzimmer. „Du tust mir echt leid! Das ist eine Herausforderung.", sagt sie und versucht mich aufmunternd

„Ich versuche das Beste daraus zu machen. Doch erst einmal habe ich Hunger." Mein Magen unterstützt mein Argument.

„Na dann auf in die Cafeteria. Ich glaube April und Noah sind schon dort", sie zieht mich wieder mit sich.

„Wer ist April?", frage ich nach.

„Sie ist eine sehr gute Freundin von Noah. Die sind seit der ersten Klasse befreundet. Ihre Eltern haben sich beim Elternabend getroffen. Keine Angst. Sie ist lieb. Etwa abgedreht. Doch daran gewöhnt man sich schnell", sagt sie und geht weiter.

In der Cafeteria herrscht schon reger Betrieb. Schüler drängeln sich an die Essensausgabe. Gruppen finden sich an Tischen wieder. Ein paar Jungs werfen sich einen Football gegenseitig zu. Wie soll ich mich hier nur zurechtfinden?

Alyssa zieht mich die Treppe herunter. Sie läuft durch die Massen. Mich fest am Arm gepackt. Ab und an schaut sie hinter sich, um sich zu vergewissern, dass ich noch da bin. Menschen über Menschen. Ich weiß nicht, wo lang wir gehen. Überall sehe ich Gesichter, welche lächeln, lachen, ernst oder genervt schauen.

Endlich bleibt Alyssa stehen. Wir sind an der Essensausgabe angekommen. Wir nehmen uns ein Tablett und stellen Obst, eine Wasserflasche und einen Teller Spagetti Bolognese drauf.

Wir drücken wir uns durch die Massen. Dabei versuche ich Alyssa nicht aus dem Auge zu verlieren. Alyssa steuert einen Tisch an. Leider versperren uns drei bekannte Gesichter den Weg.

„Sie einer an, da ist ja ein Teil der Unbeliebten. Ihr könnt nicht hier sitzen. Der ist schon besetzt. Von uns", sagt eine der dreien und sieht uns niederträchtig an.

„Tut mir leid, aber der Tisch gehört dir nicht. Der ist Eigentum der Schule. Außerdem ist da doch genug Platz." Alyssa protestiert.

Jetzt schreitet ein Mädchen mit Erdbeere-blonden Haaren ein. „Das ist der Tisch der beliebten Schüler und ihr gehört da auf keinen Fall dazu. Also geht ihr jetzt besser, ehe unsere Freunde euch den Ausgang zeigen." Sie deutet auf drei Jungs, welche in unsere Richtung kommen.

Alle drei Jungs haben ein Selbstbewusstsein, wovon ich nur träumen kann. Ihre Blicke sind auf die Mädchen neben uns gerichtet. Sie zwinkern ihnen zu, während sie sich den Weg frei machen. Meine Augen fallen auf einem Jungen mit blonden Haaren, welche er sich hinter seine Ohren gelegt hat. Die kristallblauen Augen, schauen kühl durch die Menge. In der Hand hält er einen Football. Er sieht verboten gut aus. Er bemerkt mein Starren. Unbemerkt zwinkert er mir zu.

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