Kapitel 3

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"Anna Maria, Liebes! Was kann ich für dich tun?", quietschte Antons fröhliche Stimme aus dem Telefon. Wie er immer so gut gelaunt sein konnte, verstand ich immer noch nicht! Ich meine er war wirklich immer fröhlich. Ja, er war auch ein Vampir. Conrad hatte ihn 1927 in Köln verwandelt. Anton war uns immer hinterher gereiste und hatte sich etwas neues aufgebaut. Momentan führte er eine Reinigungsfirma für Häuser, was mir sehr zu gute kam.

"Wir bekommen besuch und ich brauche ein paar helfende Hände, die alle Fenster putzen. Und das schon morgen. Nur außen, innen habe ich schon."

"Um 8.00 Uhr steht mein Team vor deiner Tür." Genau das war es was ich an Anton so schätzte. Er redete nie lange um den, sogenannten, heißen Brei herum. Er packte die Dinge einfach an.

"Grüß deine Brüder von mir, Liebes", schob Anton noch dahinter.

"Mach ich."

Ich saß in meinem kleinen Arbeitszimmer und legte das Telefon weg. Ja, auch ich besaß ein Arbeitszimmer. Irgendwie musste ich alles planen was so anlag. Meine Brüder gaben oft irgendwelche Feste und wer durfte diese organisieren?! Natürlich ich! Na ja egal. Ich schweife ab. Mittlerweile stand ich vor den bodentiefen Fenstern und schaute in den Garten. Das Wetter war momentan gut, also zog ich mich schnell um und ging raus. Ich konnte mich ja nicht ewig davor drücken das Unkraut im Garten zu beseitigen. Sogar als Vampir hasste ich diese Friemelarbeit! Für einen Gärtner war ich einfach zu stolz. Da blieb mir nur die Option selber machen oder wuchern lassen. Das zweite wäre bei meinen Brüdern allerdings nicht sehr gut angekommen.

Stunden lang war ich im Garten auf den Knien herumgerutscht und hatte Unkraut gezupft, Blumen, die vertrocknet waren, abgeschnitten oder ich hatte Hecken zurecht geschnitten. So langsam wurde es draußen dunkel.

Ich ging wieder rein und machte mich frisch. Danach wärmte ich die Blutkonserven auf und füllte sie in eine Karaffe, die ich ins Esszimmer brachte. Meine Brüder saßen schon an unserem großen Esstisch und unterhielten sich.

"Conrad wieso kommt Lothar uns besuchen?", fragte Valentin als ich rein kam.

"Er hat es mir nicht geschrieben, aber er wird es uns noch früh genug erklären. Wenn es nicht wichtig wäre, würde er nicht kommen."

Es wurde wieder still. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. So ist das nunmal, wenn man jeden Tag das gleiche macht. Jeden Tag zusammen ist und das seit zwei Jahrhunderten! Man hat sich einfach nichts mehr zu sagen. Ich vermisse die Zeit in der wir Menschen waren. Jeder Tag war anders. Abends wurde es immer sehr spät, weil jeder etwas zu erzählen hatte und die Zeit irgendwie nie reichte.

"Bekommt bitte keinen Schreck übermorgen werden sehr früh die Blumen geliefert", sagte ich leise in die Stille hinein. Ich flüsterte schon fast. Meine Brüder hatten es zwar gehört, aber ich bekam trotzdem keine Antwort. Plötzlich fing Conrad an zu reden.

"Anna Maria was sagst du dazu, das wir den Werwölfen den Frieden gewähren wollen?", fragte er mich. Es musste ihm wirklich schwer im Magen liegen, denn ich wurde nie in "politischen Angelegenheiten" um Rat gefragt.

Alle meine Brüder starrten mich erwartungsvoll an.

"Ich denke ihr solltet Lothar um Rat fragen. Immerhin ist das hier sein Land. Wir dürfen nur hier wohnen, weil er es erlaubt hat. Ich werde mich jetzt zurück ziehen. Bitte legt mir eure Anzüge raus. Ich muss sie morgen in die Reinigung bringen."

Ich hatte en Tisch schon abgeräumt und alle Gläser in die Spühlmaschine gestellt,als Conrad mich noch einmal rief. Er nahm meine linke Hand in seine Hände.

"Du bist eine sehr gute Hausherrin und noch bessere Schwester. Ich denke, das sagen wir dir viel zu wenig", sagte er liebvoll. Zu gerne hätte ich jetzt in seine braunen Augen gesehen, aber Lothar hatte es mir verboten. Noch eine Sache, bei der ich mich einfach viel zu wenig gegen mein Schicksal gewehrt habe! Immerhin durfte ich ihn berühren. Sanft legte ich meine rechte Hand auf seine Wange.

"Danke. Das ist sehr lieb von dir", schluchzte ich leise, "Aber ihr seit meine Brüder. Für euch würde ich alles tun!"

Schnell wischte ich mir die blutige Tränen weg (ja Vampire weinen Blut anstatt einer salzhaltigen Körperflüssigkeit), stand auf und rannte ohne zu knicksen in mein Zimmer.

"Ich bezweifle das sie für uns töten würde, wenn sie ihre heiß geliebten Lackschuhe an hat!", kicherte Jacob noch hinter mir.

268 Jahre 16Where stories live. Discover now