Kapitel 51

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Sag mir sofort was hier los ist!, schrie ich jetzt.

"Emil wollte zu den Werwölfen. Ich konnte ihn nicht davon abhalten. Heute kam das hier", flüsterte Johannes und hielt mir ein Päckchen hin. Sofort machte ich es auf. Als ich rein sah ließ ich es sofort fallen. Hasserfüllt schaute ich Johannes an.

Du hast ihn in den Tod geschickt! Hättest du es gewollt, hättest du ihn aufhalten können! Du weißt wie viel er mir bedeutet. Wenn er tod ist bevor du ihn da raus geholt hast, verzeihe ich dir das nie!, schrie ich ihn an obwohl Tränen meine Wangen hinunter strömten. Ich drehte mich um und versuchte Abstand zwischen mich und meinen Mann zu bringen, doch er hielt mich an der Hand fest.

"Bitte! Anna, ich flehe dich an. Das wollte ich nicht!", flüsterte Johannes, doch ich riss mich los und scheuerte ihm eine.

Wäre ich ein Vampir würde ich dich jetzt in Stücke reißen und anzünden, aber ich bin zu deinem Glück nur ein Mensch. Wag es dich mich noch einmal anzufassen bevor du meinen Sohn gefunden hast und ich schneid dir deine Eier ab!, brüllte ich.

"Wieso bist du überhaupt hier?", brüllte Johannes hinter mir. Wütend drehte ich mich um.

Weil ich nicht wollte das meine Kinder in einer Gruft und ohne Vater aufwachsen, weil du kurz davor bist einen Krieg zu entfachen, den du nicht gewinnen kannst!, schrie ich. Augenblicklich stand er direkt vor mir.

"Du denkst also ich würde nicht gewinnen? Du denkst ich könte es nicht mit ein paar Hunden aufnehmen!", zischte er wütend.

Am Anfang vielleicht, aber irgendwann nicht mehr! Ich wollte nie so einen Ehemann! Der seinen Stiefsohn in den Tod schickt, der Machthungrig ist und der nur Krieg im Kopf hat! Ich dachte, du hättest dich geändert und ich könnte in Ruhe mit dir unsere Kinder aufziehen, aber stattdessen ziehst du die Aufmerksamkeit von Lothar auf dich! Weißt du was er macht, wenn er erfährt das Emil und ich leben oder zumindest ich?!, zischte ich zurück, Nein, das weißt du nicht, aber ich sag es dir! Er wird uns alle töten, unsere drei Kinder, die Clansmitglieder, dich und auch mich! Du zerstörst gerade unser Leben mit deinem Verhalten! Wie schwer kann es schon sein ein Rudel auszulöschen?! Finde sie, lösch sie aus und verschwinde! Unser Clan ist der größte den es gibt!! Du hast mehr Anhänger als es Werwölfe gibt! Also wie schwer ist es ein VERFICKTES RUDEL AUSZULÖSCHEN?!!!

"Wenn du das sagst, dann mach du das doch!", schnaubte Johannes abfällig.

Zu gerne, aber ich bin ein Mensch. Auf einen Menschen hören Vampire nicht. Also mach weiter, aber wehe du bringst noch jemanden um!, zischte ich und ließ ihn stehen.

Ich lief nach oben in unser Schlafzimmer. Entsetzt über das eben geschehene ließ ich mich auf das Bett fallen. In dem Päckchen hatte sich eine Hand befunden. Es war definitiv Emils. An der Hand befand sich noch der Ring, mit dem Wappen unserer Familie darauf. Es war nicht das Wappen von Lothar sondern von mir. Jedes meines Kinder egal ob adoptiert oder nicht hatte so einen Ring. Die Skelettfrau sollte zeigen, wo sie her kamen. Lothar hatte das Wappen entworfen und fand es witzig, denn ich sollte die Tote darstellen. Es sollte das Leben als Vampir stehen und die Krone das wir die Spitze waren. Auf der Innenseite war "Vincere aut mori" und der Name, des jeweiligen Besitzers eingraviert. Auf deutsch heißt das "Siegen oder sterben." Jedes meiner Kinder sollte kämpfen und sich nicht verstecken. In meiner Familie gab es auch niemanden, der es wagen würde sich zu verstecken. Das war wahrscheinlich auch der Grund, wieso Emil zu den Werwölfen gegangen war. Er wollte kämpfen und nicht nur rumsitzen und nichts tun. Trotzdem hätte Johannes ihn aufhalten müssen.

Weinend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. Mein Sohn, mein eigenes Kind! 18 Jahre hatte ich ihn aufgezogen und jetzt war er wahrscheinlich tod. Ich konnte nur hoffen, dass das Schicken seiner Hand als Warnung galt und nicht das letzte Körperteil was noch von ihm übrig war.  Ich hatte dieses Kind gestillt, es gewickelt, war mit ihm gereist, hatte mit ihm gespielt, hatte ihn gefüttert, ich hatte mit erlebt, wie er aufgewachsen war. Ich war immer dabei gewesen, wenn er durch einen Privatlehrer, den Lothar bezahlt hatte, unterrichtet wurde. Sogar als er vor ein paar Jahren sein ABI gemacht hatte und dann Studieren war, war ich dabei gewesen. Damals hatte er mich als seine kleine Schwester vorgestellt. Es waren all diese kleinen Erinnerungen, die jetzt dafür sorgten, das nur noch mehr Tränen über meine Wangen liefen. Emil war doch immer noch mein Baby! Aber was ich spürte sagte mir eigentlich das er noch lebte. Vielleicht war es auch nur Einbildung. Das mein Gehirn mich schützen wollte und mir deswegen sagte er würde noch leben.

Leise klopfte es an die Tür. Ein zierliches Mädchen, das in meinem Alter sein musste, kam herein. Sie hatte rote Haare, die ihr bis zum Bauch gingen, und eisblaue Augen. Ihr Blick durchbohrte mich schon fast.

"Ich bin Emily. Ich bin mit Emil zusammen. Wir haben uns an der Uni kennengelernt. Wir haben uns verliebt und später hat er mich verwandelt. Ich hab im Dorf gelebt als er hier war. Ich weiß über alles bescheid und es tut mir sehr leid, was Sie alles durchmachen mussten. Nachdem Sie mit ihrem Mann geflüchtet sind, holte Emil mich hier her. Zwei Tage später stellte er mich dann Johannes vor. Sie fragen sich sicher wieso ich hier bin. Ich wollte Ihnen eigentlich nur sagen, dass Emil zu den Werwölfen ist, um Sie zu schützen. Er liebt Sie so sehr, das er für Sie sterben würde. Was er jetzt wohl auch ist!", die letzten Worte schluchzte sie. Beruhigend strich ich über ihren Rücken.

"Das hier hat er mir für Sie gegeben, bevor er gegangen ist. Er sagte wenn er nicht zurück kommen würde, wäre er es nicht wert!", schniefte sie. Schnell drückte sie mir das kleine Päckchen die Hand und rannte dann weinend aus dem Zimmer.

Das arme Mädchen, sie musste meinen Sohn wirklich sehr lieben. Zu gerne würde ich sie beruhigen und ihr sagen, das Emil noch leben würde, aber ich war mir einfach nicht sicher. Wieso hatte er auch mit dem Stock in ein Hornissennest stechen müssen und das ohne Schutzanzug?! Er hätte wirklich jemanden mitnehmen sollen!

Seufzend öffnete ich das Kästchen. Erschrocken sprang ich auf. Das konnte nicht war sein?!


268 Jahre 16Where stories live. Discover now