Kapitel 31

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"Intressante Wahl, mein Engel", knurrte mir eine nur all zu bekannte Stimme ins Ohr.

Erschrocken fuhr ich herum. Vor mir stand Johannes. Hinter ihm hatten sich ein paar Vampire aufgebaut.

"Ich hab an allen Auswegen ein paar von meinen Leuten postiert. Ihr zwei kommt hier nicht mehr weg."

Ich drehte mich wieder weg und konzentrieret mich auf mein Buch. Meine Gedanken hatte ich verbarikadiert, aber Emil schickte ich trotzdem eine Wahrnung. Nicht mal eine Sekunde später stand er neben mir. Wütend fauchte er Johannes an. Ohne mich von meinem Buch abzuwenden schnalzte ich mit der Zunge.

"Er hätte viel schlimmeres verdient, als nur angefaucht zu werden!", zischte Emil.

Lass es sein!, knurrte ich ihn wütend an.

"Mutter!", reif er aufgebracht aus. Wütend hob ich meinen Blick und zog eine Augenbraue hoch während ich ihn ansah.

"Entschuldige, bitte", flüsterte er mit gesenktem Kopf.

"Eine wirklich schlechte Erziehung hast du bei ihm hingelegt", meinte Johannes hochnäsig.

Er kommt nach seinem Vater, antwortete ich monoton.

"Ach nach dem Vergewaltiger?"

"Nein, nicht nur du hast meiner Mutter nicht Vertraut. Sie hat dir anscheinend auch nicht vertraut. Ansonsten wüsstest du das sie mit 14 verheiratet wurde und mit 16 mich bekam. Lothar hat sie erst nach dem austragen des Babys, also mir, verwandelt. Ihr Ehemann, der übrigens das genau Gegenteil von dir war, ist leider vor meiner Geburt gestorben."

"Sie war verheiratet?", das machte Johannes stutzig und er starrte mich mit offenem Mund an, aber ich beachtete ihn einfach nicht.

"Ja", antwortete Emil für mich. Er hatte sich mittlerweile zwischen die Liege, auf der ich lag, und Johannes gestellt.

"Und was soll das heißen das genaue Gegenteil von mir?!", knurrte er jetzt.

"Na ja, nett, liebevoll, er hätte meine Mutter niemals verletzt oder ihr nicht vertraut. Er hätte alles für sie getan und er hätte sie schon gar nicht rausgeworfen, weil sie ihr leibliches Kind liebt!", zischte mein Sohn Johannes an. Dieser taumelte zurück als hätte Emil ihn geohrfeigt.

Plötzlich hörte ich etwas und setzte mich auf. ich drehte den Kopf in die Richtung und stieß zischend die Luft zwischen den Zähnen aus. Ich hatte in diesem Monat gelernt was ich alles für Geräusche mit meinem Mund machen konnte ohne das ich meine Stimmbänder dafür benötigte. Emil schaute auch in diese Richtung. Erschrocken sprang er auf die andere Seite der Liege um mich wieder abzuschirmen. Vor uns stand niemand anderer als Melina.

Und ich hatte schon die Hoffnung, dass sie tot wäre!, zischte ich allen Köpfen, der anwesenden Vampire.

"Vor der muss ich dich, aber definitiv nicht beschützen!", lachte Emil höhnisch. Er ging wieder um die Liege herum und stand jetzt wieder zwischen mir und Johannes. Ich konzentrierte mich wieder auf mein Buch. Entsezt schnappte Melina nach Luft und stampfte mit dem Fuß auf, was nicht sehr effektiv im Sand war.

"Interessante Taktik, eine Schlampe, mit der man vor der Zeit mit meiner Mutter, zusammen war, mit zu nehmen um die Frau zurück zu bekommen!", lachte mein Sohn Johannes aus, "Ich dachte du wärst so viel älter, als wir. Sind alte Leute nicht eigentlich romantisch, wenn sie um eine Frau kämpfen. Sogar ich, 'junges Ding', weiß das man so die Angebete nur verliert."

Wütend knurrte Johannes Emil an. Er sah aus als würde er meinen Sohn am liebsten das Herz heraus reißen. Das allerdigns würde er nicht überleben. Ich hatte ihm einmal die Wahrnung gesagt, ein zweites Mal würde ich das bestimmt nicht machen. Ich setzte meine Sonnenbrille auf und laß weiter.

"Mama? Bitte!", flehte Emil mich an. Ich seufzte und verdrehte die Augen.

Es ist gerade echt schön hier, leg dich zu mir und gedulde dich!, antwortte ich genervt.

Wütend kickte Emil den Sand zu seinen Füßen weg, setzte sich aber trotzdem neben mich in den Sand. Lächelnd legte ich meine Hand auf seine Schulter und Strich darüber.

"Lass das!", knurrte Emil, "Die hätten alle viel schlimmeres verdient. Vor allen Dingen dein ach so toller Ehemann. Er hat dir so weh getan, als er dich raus geschmissen hat und dann plötzlich stellt er fest, dass eine Frau neben ihm im Bett vielleicht doch nicht so schlecht ist. Oder vielleicht war er sogar einfach nur in seinem Stolz verletzt, dass du ihn wirklich verlassen hast! Erst schmeißt er dich weg wie Müll und dann will er dich plötzlich zurück!"

Ich weiß, dass du wütend bist. Ich bin es auch, aber wir müssen warten, bis das Schiff kurz vorm Ablegen ist! Es steht in der Bucht neben uns und fährt ohne Stop nach Russland. Wir müssen noch ein bischen warten!, erklärte ich meinem Sohn.

Dieser fing an zu kichern und schüttelte den Kopf.

"Und ich dachte schon du willst hier einfach warten bis wir verrecken!", lachte er weiter. Ich kniff ihm wütend in den Arm.

Halt den Mund oder wir verrecken hier doch noch!

Was machen wir, wenn wir die hier los sind?, fragte Emil in Gedanken.

Ich habe eine Yacht oben in Tunis stehen. Wir werden ein bischen rumfahren und wenn sich alles gelegt hat, suchen wir uns einen schönen Ort zum Leben.

Emil nickte.

Dann heißt es wohl auf nach Tunesien!

Ich konzentrierte mich wieder auf mein Buch, strich ihm aber weiterhin über den Arm. Emil nahm meine Hand und drückte einen Kuss auf meinen Handrücken.

"Zusammen stehen wir alles durch", flüsterte Emil.

Das haben wir schon in Lothars Folterkammer.

"Denk nicht an solch schlechte Erinnerungen. Lothar kann uns nie wieder etwas tun", versuchte Emil mich zu beruhigen. Eine einzelne Träne hatte sich aus meinem Auge verirrt und lief mir jetzt über die Wange. Ich schlug das Buch zu und packte es in meine Strandtasche. Emil sprang sofort auf und schaute mich erwartungsvoll an. Ich nickte ihm zu und packte weiter meine Sachen zusammen.

Emil entfaltete seine Kraft. Er konnte mit dem bloßen Gedanken alles versteinern lassen was er wollte. Die Versteinerung hielt dann ungefähr drei Stunden an. Menschen oder Tiere würden beim Versteinern sterben, aber Vampire überlebten es.

Als alle Vampire versteinet waren, schafften wir sie auf das Schiff.

Es tut mir leid, aber ich will nie wieder mit dir zusammen sein!, flüsterte ich in Johannes Kopf, kurz bevor ich mit Emil zusammen verschwand.

268 Jahre 16Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt