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Als ich wieder aufwachte, war ich alleine auf der Couch. Und der Fleck neben mir kalt. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war und wann ich selbst eingeschlafen war, ich wollte einfach nur Draco nicht aufwecken, nachdem er endlich mal friedlich ausgesehen hatte.

Nun aber musste ich schleunigst zurück zum Gryffindorquartier und zu meinem Schlafzimmer. Dennoch wusste ich bereits jetzt, dass sämtliche Fragen unvermeidbar waren.

Al sich aufstand, segelte ein kleiner Zettel zu Boden. Ich brauchte einen Moment, um die krakelige Handschrift zu entziffern.

Wenn du das wirklich ernst meinst... Morgen Abend wieder hier, im Raum der Wünsche.
-D

Der Raum der Wünsche also.

***

Der nächste Morgen kam viel zu schnell.

Und – natürlich – konnte Hermine es nicht lassen, mich zu löchern, nachdem sie mich geweckt hatte.

„Summer! Wo warst du gestern so lang? Ich wollte eigentlich auf dich warten, hab mich irgendwann aber doch schlafen gelegt. Und ich hab dich nicht kommen gehört."

Innerlich verfluchte ich mich eben. Warum war ich auch eingeschlafen? Dass ich bei Draco war, bereute ich kein bisschen. Dass ich zu wenig geschlafen hatte allerdings schon eher. Erzählen konnte ich von alldem aber nichts.

„Wie schon gesagt, ich war in der Bibliothek", erwiderte ich meine Aussage von gestern, da ich noch nicht wach genug war, um meine Erklärung weiter auszuführen.

Warum hatte sie mich überhaupt geweckt? Immerhin war Wochenende. Ich seufzte innerlich. Hermine stand immer so früh auf und normal tat ich es ihr auch gleich, nur heute hätte ich mir wirklich ein wenig mehr Ruhe gewünscht.

„Bis nach Mitternacht?" Hermine hob eine Augenbraue und sah mich skeptisch an. Sehr skeptisch. Und ja, die Ausrede war wirklich furchtbar schlecht.

„Und das an einem Freitagabend?", hakte sie nach, als ich nicht sofort antwortete. Ich nickte langsam.

„Ich bin dort eingeschlafen. Es war echt eine lange Woche."

Ich hätte mir selbst gerade ebenfalls kein Wort geglaubt. Als Hermine nun schnaubte, lief mir ein Schauer über den Rücken.

Ich darf mich nicht verplappern, wiederholte ich innerlich wieder und wieder.

„Ach Summer", begann sie und sah mich dann besorgt an. „Wenn du dich verwandeln gehen willst, dann kannst du es auch offen sagen, du musst dich nicht schämen. Wir halten dich nicht für verrückt, okay?"

Erst, als ich die ganze Luft entweichen ließ, merkte ich, wie lang ich den Atem angehalten hatte.
Darum ging es Hermine also. Sie hatte gar keine Hintergrundgedanken.

Ich sah sie erleichtert an, woraufhin sie lächelte.

„Gehen wir langsam frühstücken?", fragte sie nun und ich nickte wieder, dann stand ich auf und machte mich für den Tag fertig.

Auch wenn es nötig war, es tat furchtbar weh, meine Freunde anzulügen. Sie waren so lieb zu mir und akzeptierten mich sogar, obwohl ich ein Freak war und ich log sie einfach an. Ich nutzte sogar die Tatsache, dass ich so anders war dafür aus. Denn die Verwandlungen waren wirklich die beste Ausrede, die sich bieten konnte. Zeit und Ruhe für mich alleine.

Wir waren recht früh in der großen Halle, die meisten Leute schliefen noch, so auch Harry und Ron. Aber das war nichts Ungewöhnliches.

Ich konnte mir allerdings nicht verkneifen, immer wieder einen Blick zur Tafel der Slytherins zu werfen. Draco schlief noch.
Oder aber er grübelte weiter über seinen Plan, dachte ich traurig.

„Suchst du was Bestimmtes?", riss mich da Hermines Stimme plötzlich aus meinen Gedanken.

Ich zuckte kaum merklich zusammen. Normal waren alle genug in ihre Gespräche vertieft, um meine Blicke nicht zu bemerken, nun aber schüttelte ich den Kopf.

„Schaust du, ob Malfoy schon da ist?", fragte sie beinah belustigt. „Keine Sorge, den hab ich am Wochenende nur vor einem Quidditch Turnier gesehen, wenn die Trainings früher am Morgen und häufiger angesetzt sind."

Ob er wohl gerade im Raum der Wünsche war? Ich hatte von diesem Ort bislang noch nicht gehört. Heute Abend würde ich ihn wieder suchen – und mich hoffentlich erinnern, wo genau ich hin musste.

Später ging ich mit Hermine in die Bibliothek. Ich musst einiges an Stoff nachholen, da Draco in den letzten Tagen viel zu sehr an meinen Gedanken genagt hatte und das machte sich langsam bemerkbar.

Natürlich würde ich mich auch heute nicht sonderlich viel besser konzentrieren können, aber man konnte es immerhin versuchen.

„Du warst gestern also wirklich nicht lernen, oder?", flüsterte Hermine mir zu, gerade als wir uns an einen Tisch recht weit hinten in eine ruhige Ecke gesetzt hatten.

Ich nickte, leugnen war ohnehin zwecklos. Hermines Grinsen wurde breiter.

„Wusste ich es doch! Aber ehrlich, wenn du dich verwandeln musst, sags einfach und mach kein Geheimnis draus. Ich weiß, dass es dir hin und wieder gut tut", flüsterte sie und zwinkerte mir zu.

Ich lächelte. Ich war froh, dass Hermine sich informiert hatte. Sie war wirklich klug.
Teilweise war ihre Klugheit allerdings auch eins ihrer großen Laster. Sie sah ihre Theorie recht gern als die einzig mögliche an, erst recht, wenn man sie bestätigte.
Gerade in meinem Fall konnte ich das schon ein paar Mal erkennen, so auch heute wieder. Niemals würde sie auf die Idee kommen, dass ich mich mit wem getroffen hatte. Und erst recht nicht mit Draco, denn der hatte letztens erst ziemlich gut gezeigt, dass er mich nicht leiden konnte.

Und irgendwie kam mir vor, ich musste das hier nutzen, wo sie mal keinen Verdacht auf heimliche Treffen hegte.

„Du, Hermine, wo ist eigentlich dieser Raum der Wünsche?", fragte ich sie unschuldig, wobei mein Herz zu rasen begann. Sie sollte nur nicht auf merkwürdige Gedanken kommen.

Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Im siebten Stock gegenüber vom Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten. Warum fragst du?", antwortete sie, allerdings eher neugierig als skeptisch, wodurch sich mein Herzschlag wieder ein wenig beruhigte.

„Ich hab mal ein Gespräch aufgeschnappt, aber nicht genau verstanden worum es ging, da ich den Raum noch nie gesehen habe", erklärte ich und lobte mich innerlich dafür, dass viele Elemente aus meiner Geschichte stimmten. Ich wusste ja wirklich nichts davon.

„Ach so, ja, man findet ihn nur, wenn man ihn wirklich braucht", erklärte sie, als wäre es das Selbstverständlichste auf dieser Welt.

Toll, dachte ich nur. Und wie soll ich jetzt da rein, wenn ich nicht weiß, was ich brauche? 


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Hallöchen ❤

Kurze Ankündigung am Rande, da ich doch um einiges weitergekommen bin in letzter Zeit, wird es dieses Wochenende jeden Tag ein Kapitel geben, also heute, morgen und Sonntag Abend😊
Viel Spaß beim Lesen!

Feuer - A Draco Malfoy FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt