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Das Donnerwetter ging einen halben Tag später los.

Ich war noch immer auf der Krankenstation, da Madame Pomfrey mich nochmals durchchecken wollte. Ich war nicht verletzt worden, aber mein psychischer Zustand gestern hatte ihr Sorgen bereitet.

Nun war Madame Pomfrey eben mit mir fertig und ich hatte noch nicht einmal den halben Weg zum Gemeinschaftsraum zurückgelegt, da kam mir auch schon ein wutentbrannter Harry entgegen.

Bei seinem Anblick entwich meinem Gesicht jegliche Farbe, die bisher wieder zurückgekehrt war. Was wusste er, was machte ihn so wütend? Ohne ein Wort ließ ich mich von ihm mit in ein Klassenzimmer ziehen.

„Warum hast du ihn gerettet? Warum warst du überhaupt dort?", rief er aus und schubste mich unsanft nach hinten. Geschwächt wie ich war, stolperte ich und fiel gegen ächzend gegen eine Tischkante. Harry trat näher und richtete sich über mir auf, mit dem kalten panischen Ausdruck in seinen Augen sah er regelrecht bedrohlich aus.

„Was hast du ihm erzählt? Weihst du ihn und Voldemort in unsere Pläne ein? In meine Pläne?" Harrys Stimme bebte vor Wut und seinem Ausdruck nach konnte er nicht mehr klar denken. Kurz sah es aus, als wollte er mich schlagen, doch er ließ es bleiben und sah mich nur weiter an.

„Hast du was mit ihm am Laufen? Lässt du dich ernsthaft auf diesen Dreckskerl ein? Ich glaubs ja nicht", sprach er weiter, nun weniger laut wie zuvor. Jedes seiner Worte ließ mich zusammenzucken und Tränen begannen, meine Wangen hinunterzulaufen.

„Es ist nicht so, wie du denkst", versuchte ich zu erklären, doch meine Stimme versagte und ich wagte nicht, ihn anzusehen. Ich kam mit diesem Ausdruck in seinen Augen nicht klar.

„Was soll ich denn deiner Meinung nach denken? Weißt du eigentlich, wie das aussieht?"

Nun wandte ich ihm doch den Blick zu. Zitternd am ganzen Körper flüsterte ich: „Du hast absolut keine Ahnung."

„Ach nein? Was ist denn passiert? Hat er dich bedrängt oder bedroht, oder was?", rief Harry aus, raufte sich die Haare und begann, im Raum auf und ab zu gehen.

„Du ... du hättest nicht gewollt, dass er stirbt", sagte ich leise.

„Was macht dich da so sicher?", fauchte Harry. „Vielleicht hätte er es ja verdient? Vielleicht hätte uns das einige Probleme vom Hals geschafft?"

Ich schüttelte den Kopf, während Harry weiterdonnerte, bis ich ihn irgendwann unterbrach:

„Das sagst du nur, weil du noch nie jemanden umgebracht hast."

Diese Worte ließen ihn tatsächlich verstummen und er starrte mich mit entsetztem Blick an. Ich nickte langsam.

„Du weißt nichts über mich, also tu nicht, als wüsstest du, warum ich ihm geholfen habe", giftete ich zurück. „Ich wollte nicht, dass er stirbt, ja, aber das wars auch. Und damit habe ich vor allem dir einen Gefallen getan."

Als ich diese Worte aussprach, rappelte ich mich auf. Ein weiterer Schwall Tränen drohte mich zu überwallen und ich wollte einfach weg von ihm, weg aus dieser Situation. Ich log nicht gerne, auch in diesem Fall nicht, auch wenn ich wusste, dass es nötig war, alles zwischen Draco und mir geheim zu halten.
Ich hatte niemandem unrecht getan.

***

Von diesem Tag an war wieder alles wie zuvor – beinah. Harry sah mich ein wenig skeptisch an, die drei sprachen definitiv auch über mich. In der Schule wurde ich mal wieder gemustert, Hermine jedoch sprach beinah normal mit mir.

Man munkelte die übelsten Dinge – von wegen ich hätte Draco so zugerichtet, nicht Harry, dass jemand dunkle Flüche beherrschte, was nun wieder der Wahrheit entsprach, zumindest teilweise.

Dass Harry das Buch entsorgt hatte, erfuhr ich erst ein paar Tage später, als ich mit Hermine drauf zu sprechen kam, wo er den Fluch her hatte.

„Das weißt du gar nicht?", flüsterte sie erstaunt, wir befanden uns mal wieder in der Bibliothek. Ich schüttelte den Kopf.

„Ich war auf der Krankenstation, aber vielleicht war Harry deshalb so aufgebracht, als er mich getroffen hat", erwiderte ich. Hermine sah mich fragend an.

„Als ich entlassen wurde, da hat er mich abgefangen und angebrüllt, warum ich Draco gerettet hätte und dass ich mit ihm unter einer Decke stecken würde", fasste ich das alles kurz zusammen. Hermine musterte mich prüfend. Und das war der erste Moment, in dem ich nicht ein kühles Gesicht vor ihr wahren konnte. Irgendwo musste eins meiner wirren Gefühle durchgeschaut haben, denn plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie zog mich ohne ein Wort aus der Bibliothek.

Ein paar Ecken weiter, als wir alleine waren, platzte sie heraus:

„Summer. Was zur Hölle ist passiert? Ich wie doch genau, dass etwas vorgefallen ist. Und ich will die ganze Geschichte." Kurz sah ich Hermine noch an und für einen Moment versuchte ich, mir eine Ausrede zurecht zu legen, dann brach ich zusammen.

Ich ließ den Kopf in die Hände sinken, dann schluchzte ich. Und dann begann ich hemmungslos zu weinen. Sie legte die Arme um mich und zog mich zu sich heran.

Nun war es also Zeit für die Wahrheit. Etwas anderes konnte man von mir nicht mehr verlangen.

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Ich möchte mich noch für die vielen lieben Kommentare bedanken, ihr habt mich zum Lächeln gebracht ❤

Feuer - A Draco Malfoy FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt