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„Summer, da bist du ja! Ich habe mich schon gewundert, was du machst!", rief Hermine, als ich schlussendlich im Gemeinschaftsraum ankam. Ich war vorhin noch ein wenig ziellos durchs Schloss geirrt, hatte meine Gestalt verändert und war schlussendlich mit wieder normal aussehenden Augen zurück in Richtung des Gemeinschaftsraums gewandert.

Dort saßen sie alle, und sahen mich nun an.
„Ich habe Harry verboten, auf der Karte nachzusehen, weil mir das nicht richtig vorkam", erklärte sie weiter, als sie auf mich zuging, weg von den Jungs, und mir einen Blick zuwarf, den ich wohl verstanden hätte, wenn ich nicht so durch den Wind gewesen wäre.

Hermine führte mich hoch zu unserem Schlafzimmer, Ginny war nicht hier, also schloss Hermine die Tür und ließ sich aufs Bett fallen.

„Also?", fragte sie neugierig.

„Also", wiederholte ich zögerlich, woraufhin sie kicherte und noch ein wenig näher rückte.

„Erzähl mir von deinem Jungen", flüsterte Hermine aufgeregt. Ich schloss die Augen. Dass das gerade jetzt kommen musste. Ich schluckte den Kloß, der sich in meinem Hals bilden wollte, hinab und verbannte sämtliche aufsteigende Tränen, als ich meine Freundin wieder ansah und ein glückliches Gesicht aufsetzte.

„Wer ist es?", kam sie sogleich zur Sache. Ich errötete unweigerlich, was mir in dieser Situation ausnahmsweise mal zugutekam. Nur, dass ich ihr weder den Namen sagen konnte, noch davon erzählen wollte, was heute passiert war.

„Es ist noch so frisch, ich will eigentlich keine Namen sagen, vor allem, da er kein Gryffindor ist", wich ich aus. Sie kicherte, doch sie ließ sich damit nicht zufriedengeben.

„Sei doch nicht so, Summer", sagte sie und stupste mich liebevoll an. „Ich verrate es ohnehin niemandem."

Ich musste ihren Verdacht auf jeden Fall so weit von Draco weg wie möglich lenken.

„Er ist ein Ravenclaw", flüsterte ich verlegen, ohne sie dabei anzusehen. Sie quietschte regelrecht.

„Aber das ist doch vollkommen in Ordnung! Solange es keiner aus Slytherin ist, der sich ähnlich bescheuert verhält wie Malfoy, kann ja nicht so viel passieren", sagte sie strahlend.

Aua. Das hatte gesessen, und zwar ordentlich. Aber mein Plan hatte funktioniert. Ich rang mir ein Lachen ab, um Hermine in ihren Gedankengängen zu bestätigen.

Später am Abend lag ich noch lange wach und dachte nach, schlafen konnte ich jetzt vergessen. Ich ließ innerlich den heutigen Tag wieder und wieder Revue passieren, genauer gesagt das Treffen mit Draco, was er gesagt hatte und wie ich reagiert hatte.

Er musste Dumbledore töten. Wenn er sich weigerte würden er oder seine Eltern sterben. Oder alle. So oder so, Voldemort hatte genug Druckmittel, um Draco seinen Willen aufzuzwingen. Und ich ließ ihn dort einfach alleine zurück, mit genau dieser Aufgabe. Das durfte doch nicht wahr sein!

So oder so, ich konnte nicht gewinnen. Ich würde eine der zwei Personen, die mir wichtig waren, aufgeben müssen.
Entweder den Mann, der dafür sorgte, dass ich nicht auf der Straße saß. Oder den ersten Jungen, der sich wohl in mich verliebt hatte.

***

Es sollte noch beinahe eine Woche vergehen, in der ich jede Nacht wach lag und mich in meiner Zwickmühle hin und her wälzte, ohne auf eine Lösung zu kommen und ohne, dass irgendetwas passieren konnte, das mich von diesen Gedanken abbrachte.
An diesem Tag trank Harry das flüssige Glück, um endlich aus Slughorn schlau zu werden. Hermine und ich saßen gespannt im Gemeinschaftsraum und warteten auf ihn.

Ich war bis dahin nicht eingeknickt und sie nahm mir noch immer übel, dass ich mich weigerte, ihr zu sagen, wer denn mein heimlicher Lover war. Mit dem ich seit über einer Woche kein Wort gesprochen hatte.

Harry hatte auch nichts Neues über Dracos Vorhaben erfahren, was mich zugegeben erleichterte. So konnte ich sicher sein, dass ihm nichts geschah.

Es hieß allerdings auch, dass sich an meiner Situation nichts ändern würde.

Draco und ich hatten immer wieder Blicke getauscht, ohne dass es jemand gemerkt hätte. Ich wusste, dass es ihm furchtbar ging. Genauso sah er es mir an. Wann immer sich das über einige Sekunden zog, stiegen mir Tränen in die Augen, egal wie sehr ich versuchte, diese zu unterdrücken und egal wie sehr ich mir einredete, dass es furchtbar lächerlich war.

Hermine sprach gerade über Heilzauber, als plötzlich Harry aufgeregt hereinstürmte. Sie sprang auf und ging auf in zu, ich folgte ihr sogleich.

„Es sind Horkruxe", wisperte Harry aufgeregt. „Er hat seine Seele gespalten."

Wir beide rissen gleichermaßen die Augen auf. Ich, weil es grauenvoll klang, und Hermine, weil sie offenbar wusste, wovon Harry sprach. Auf eine Erklärung mussten wir auch nicht lange warten.

„Das bedeutet, er hat seine Seele gespalten. Und solange nicht alle Teile vernichtet sind, ist er unsterblich."

Feuer - A Draco Malfoy FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt