4. Gejagt

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Plötzlich hörte ich ein Rascheln im nahegelegenen Wald und sah auf. Zuerst dachte ich, ich hätte es mir nur eingebildet, aber dann wurde das Rascheln immer lauter und auch Minho sah in die Richtung. Wir wechselten einen Blick und liefen dem Geräusch entgegen, um nachzusehen, was es war.
Doch da kam plötzlich ein schrecklicher Schrei aus dem Wald und wir blieben wie angewurzelt stehen. Was konnte das sein? Das Rascheln wurde nun sehr schnell lauter und einige Sekunden später kam ein Junge aus dem Gebüsch gestürzt. Er war schwer am Keuchen, seine Augen waren glasig und seine Adern traten ganz komisch hervor. Sein Anblick löste Ekel bei mir aus und ich griff nach Minhos Arm.
Gerade, als ich etwas sagen wollte, schrie er noch einmal schrecklich laut und sprang auf uns zu.
„Weg hier!", schrie Minho und das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich machte auf dem Absatz kehrt und sprintete los, so schnell ich konnte, Minho direkt neben mir.
Wir liefen unheimlich schnell und ich hatte Angst, in ein Erdloch zu treten und hinzufallen. Um Hilfe schreiend rannten wir auf die anderen Lichter zu, die allesamt noch an der Arbeit waren.
Nur Newt schien gerade eine Pause zu machen, denn er lief von den Gärten in Richtung der großen Hütte, die Alby uns nebenbei als Versammlungsraum vorgestellt hatte. Als er unsere Schreie hörte drehte er sich um und sah uns perplex entgegen. Auch andere Jungen hatten uns gehört und ihre Arbeit niedergelegt, um zu sehen, was los war.
Da ich nicht wusste, wo ich hinrennen sollte, hielt ich einfach auf Newt zu, in der Hoffnung, dass er wissen würde, was zu tun war. Aber das schien nicht der Fall zu sein, denn er stand noch immer wie angewurzelt da und starrte uns an.
Ich entschied, an ihm vorbei zu laufen und zu hoffen, dass er den Jungen hinter uns stoppen oder beruhigen konnte. Als ich fast auf seiner Höhe war, bekam der andere mich zu packen und versuchte, mich zu Boden zu reißen. Ich versuchte, mich ihm zu entreißen, stolperte dabei und flog der Länge nach hin, wobei ich vollkommen unkontrolliert genau in Newt hinein stürzte.
Wir überschlugen uns zwei Mal und ich blieb unter ihm begraben liegen, entsetzt nach Luft schnappend. Er stützte sich völlig verwirrt auf seinem Ellenbogen ab und sah mich mit großen Augen an. Ich wollte mich gerade entschuldigen, da ertönte wieder ein Schrei und der Junge, der uns gejagt hatte, zerrte Newt von mir runter. Er schubste ihn zur Seite und wollte dann wieder auf mich losgehen, aber Minho rammte ihn und beide gingen zu Boden. Newt versuchte nun, Minho zu helfen, aber der Junge stand so unter Adrenalin, dass er die beiden von sich stieß und wieder auf mich zusprang, als ich mich gerade aufgesetzt hatte.
Da hörte ich, wie hinter mir jemand schrie: „Stan, verdammt nochmal, hör auf!" und der Junge über mir, der begonnen hatte, mich zu würgen, hielt kurz inne.
Nach wenigen Sekunden versuchte er allerdings mich zu beißen und ich konnte ihn nur mit letzter Kraft irgendwie von mir wegdrücken, kam aber nicht gegen ihn an.
Plötzlich wurde er von mir runter gerissen und Gally stürzte sich auf ihn und schlug auf ihn ein.
„Lass sie in Ruhe, du Strunk!", rief er und bekam im selben Moment selber einen Schlag von Stan ab, der ihn am Auge traf. Die kurze Sekunde, in der er deshalb innehielt nutzte der andere und versuchte nun auch ihn zu beißen.
Ich sah, wie Nick mit einem Stab ausholte und Stan am Kopf traf, sodass er bewusstlos zur Seite kippte. Sofort waren Gally und Minho bei mir und halfen mir auf, während ersterer mich mit Fragen löcherte, wie es mir ginge.
„Alles gut, mir ist nichts passiert."
Zwar schmerzten meine Rippen, aber sonst hatte er mir nichts getan.
„Was fällt diesem Strunk ein, euch zu jagen?!" Gally war völlig außer sich und schien gar nicht zu merken, dass sein Auge bereits blau wurde.
„Er wurde gestochen." Plötzlich waren alle still. Nick stand völlig regungslos da, den Stab immer noch in der Hand, und starrte auf Stan herunter.
„Und das schon wieder am helligten Tag." Newt klopfte sich gerade den Dreck von den Sachen und sah ebenfalls zu Stan.
Ich wusste, was sie meinten. Stan war von einem Griever gestochen worden. Das hieß, dass er im Labyrinth gewesen sein musste.
„Wir dürfen einfach niemanden mehr da rein schicken. Es ist zu gefährlich." Nick wandte seinen Blick ab und sah in Richtung des Tors.
„Das stimmt nicht ganz. Wir dürfen einfach nur niemanden mehr da rein schicken, der nicht schnell genug ist. Stan war kein schneller Läufer, das eben war nichts als Adrenalin. Wir müssen jemanden da rein schicken, der wirklich schnell laufen kann", sagte Alby. Bei diesen Worten sah er zu Minho und mir. „Ihr wart verdammt schnell eben. Vielleicht sollten wir überlegen, euch zu Läufern zu machen."
„Bist du verrückt? Du kannst sie doch nicht da rein schicken, das ist viel zu gefährlich!" Ich hatte erwartet, dass Gally etwas einzuwenden hatte, wenn man mich zu diesen Viechern schicken wollte, aber als ich aufsah, um zu sehen, wer da gesprochen hatte, machte mein Herz einen Hüpfer.
Newt.
„Sie sind heute erst angekommen. Und Anna wurde eben von einem von uns angegriffen. Du willst sie doch nicht wirklich da rein schicken?" Aber Alby schien es ernst zu meinen. „Alby, du weißt, was das Labyrinth mit einem macht." Bei diesen Worten sah er an seinem Bein herunter und erst jetzt fiel mir auf, dass er einen Verband um den Unterschenkel trug.
„Na schön, wir werden abstimmen. Heute Abend vor dem Fest treffen sich alle Hüter im Versammlungsraum. Und ihr zwei kommt auch." Nick nickte in unsere Richtung.
Damit war die Diskussion anscheinend beendet, denn die Lichter verstreuten sich wieder, während Newt und Clint Stan in Richtung der Sani-Hütte trugen.
Ich setzte mich hin und ließ meinen Blick über die Lichtung schweifen. Minho ließ sich neben mich fallen und wir blieben eine Zeit lang einfach genau da sitzen, wo wir waren.

Into The WICKED Maze | A Maze Runner StoryWhere stories live. Discover now