6. Die Entscheidung

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Wir alberten herum und Gally erzählte uns von seinen zwei Monaten auf der Lichtung, bis es Zeit fürs Abendessen war. Ich war fasziniert davon, wie wenig ich bisher darüber nachgedacht hatte, was ich hier machte. Aber das war ja gut so, oder? Ich fühlte mich wohl.
Als wir die Küche erreichten holten wir uns jeder einen Teller und setzten uns dann wieder an den gleichen Tisch wie beim Mittagessen. Es gab selbstgemachtes Brot und irgendeine Wurst dazu, die ebenfalls gut schmeckte. Fry Pan wusste wirklich, was er tat.
Ich erwischte mich schon wieder dabei, wie ich zu Newt herüber sah und erschrak, als er mich auch ansah. Aber was bildete ich mir da ein? Die anderen Jungen beobachteten mich ja schließlich auch immer wieder. Ich war nun mal das einzige Mädchen und nebenbei auch erst heute Morgen hier angekommen.
Mit roten Wangen konzentrierte ich mich jetzt so gut es ging auf mein Essen, aber Gally entging anscheinend nichts. Er piekte mir mit dem Ellenbogen in die Seite und flüsterte: „Achtung, er guckt dich immer noch an", sodass nur Minho und ich ihn hören konnten. Ich zuckte bei der Berührung zusammen und er sah mich entschuldigend an, lachte dann aber wieder. Minho stimmte mit ein und die beiden saßen links und rechts von mir und lachten mich aus.
Ich schüttelte den Kopf. „Ihr seid blöd, wisst ihr das?"
„Tja, du wirst uns wohl ertragen müssen, viele Möglichkeiten hast du ja nicht." Gally lachte nur noch lauter.
„Weißt du was? Ich werde mich als Läufer freiwillig melden. Dann bin ich wenigstens dich für ein paar Stunden am Tag los."
Ich meinte das völlig ernst, zumindest das mit dem Läufer, aber Gally hörte trotzdem nicht auf zu lachen.
Ja, ich würde es machen, wenn die Anderen es wirklich wollten. Mit Minho zusammen wäre es wahrscheinlich sogar ein ziemlich cooler Job. Außerdem war ich so neugierig, was sich hinter diesen Mauern verbarg, dass ich nicht anders konnte, als selbst nachzusehen. Auch wenn ich Gefahr lief, einen Griever zu treffen. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie diese Dinger aussahen, aber ich stellte sie mir nicht gerade sympathisch vor. Trotzdem, Alby hatte es schon gesagt, ich konnte anscheinend tatsächlich ziemlich schnell laufen, also sollte ich es versuchen.
Ich beschloss, es Nick genauso zu sagen.
- Und das tat ich auch. Als wir uns ein wenig abseits in den Versammlungsraum gesetzt hatten und Nick zuerst erzählt hatte, was es bedeuten würde, ein Läufer zu sein, fragte er uns, was wir dachten. Ich sagte ihm, dass ich es machen wollte und auch, warum. Er nickte immer wieder leicht und wandte sich dann an Minho.
„Nun ja, ich denke Anna hat Recht. Wenn wir helfen können, indem wir da rein gehen machen wir das am besten zu zweit, denn ich muss zugeben, dass wir heute Vormittag wirklich ganz schön schnell waren. Ich wusste gar nicht, dass ich so laufen kann, aber ich wusste ja heute Morgen noch nicht einmal meinen Namen... Also was ich eigentlich sagen wollte, ist: Ja, ich möchte es versuchen."
Nick nickte wieder und sah dann in die Runde. „Also gut, wir stimmen wie immer ab. Wer ist dafür, dass die beiden morgen ins Labyrinth gehen und ihr Glück versuchen?"
Albys Hand ging als erste hoch, Winston zögerte zuerst, aber meldete sich dann auch, während Fry Pan seine Hand unten ließ. Auch Clint hob seine Hand nicht und Newt hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Ein klares Nein.
Nick sah sich kurz um und meldete sich dann auch. „Das Risiko müssen wir wohl eingehen. Gut, drei zu drei - Gally, jetzt liegt es an dir."
Ich sah Gally erwartungsvoll an und konnte sehen, dass er dagegen war. Aber als unsere Blicke sich trafen, zog ich warnend die Augenbrauen hoch und er hob stöhnend die Hand. „Na fein, aber lass dich da drinnen nicht umbringen, klar?"
Ich strahlte ihn an und entgegnete: „Ich gebe mir Mühe."
„Dann ist es beschlossen. Ihr zwei geht morgen früh das erste Mal ins Labyrinth." Nick nickte uns noch einmal zu und wollte noch etwas sagen, als plötzlich jemand den Raum schnell verließ und die Tür unsanft zuknallte.
Verwirrt sah ich mich um, weil ich nicht bemerkt hatte, wer gegangen war und erkannte, dass es Newt gewesen sein musste, da er als Einziger fehlte. Was war denn los mit ihm?
„Ich möchte hiermit noch eine dritte Regel hinzufügen, auch wenn Newt uns frühzeitig verlassen hat. Niemand von uns wird die Lichtung ab jetzt verlassen und das Labyrinth betreten. Niemand - außer euch beiden." Damit nickte er Minho und mir zu. „Ihr seid jetzt offiziell Läufer. Alle Hüter teilen ihren Leuten diese neue Regel mit. - Okay, ich denke, damit ist die Versammlung beendet, wir sehen uns gleich beim Fest."
Nachdem Nick uns entlassen hatte, verließen die Hüter murmelnd den Raum und Minho ging mit Gally raus, was ich als meine Chance witterte, Alby nach Newt zu fragen.
Ich ging auf ihn zu und als er merkte, dass ich zu ihm wollte, blieb er stehen und wartete auf mich.
„Was gibt's?", fragte er.
„Ich wollte dich etwas fragen. Warum ist Newt so dagegen, dass wir ins Labyrinth gehen?"
Er antwortete nicht sofort und schien zu überlegen, ob er mir die Wahrheit sagen sollte. Er entschied sich wohl dafür, denn er nickte leicht und begann dann zu erzählen.
„Nachdem Newt ungefähr 1 ½ Wochen bei uns war, beschlossen wir, dass wir ihn in das Labyrinth schicken würden, weil George ja leider nicht mehr bei uns war. Am Anfang war alles gut, aber dann hat er sich verändert. Ich weiß nicht was es war, aber es hat irgendetwas mit ihm gemacht. Er war wirklich schnell und wir dachten, wir hätten den perfekten Läufer gefunden, aber nach ein paar Tagen war er so fertig mit allem hier, dass er auf eine der Mauern geklettert und runtergesprungen ist. Als er nicht pünktlich zurückkam, hat Nick Stan und Justin rein geschickt, um ihn zu suchen und sie haben ihn gefunden. Sein Bein war gebrochen, aber Clint meinte, es würde gut heilen, weil es ein glatter Bruch war und dass er unglaubliches Glück gehabt hat. Zuerst dachten wir, es sei ein Unfall gewesen, aber er hat mir erzählt, dass er sich umbringen wollte. Er meinte, das Alleinesein da draußen habe in ihm Gefühle ausgelöst, mit denen er nicht mehr umgehen konnte. Ich bin sicher, dass er sich nichts mehr antun wird, aber ins Labyrinth schicken wir ihn nicht mehr. Das würde er auch nicht machen, glaub mir.
Er sagte mir, er wisse nicht, wie er dieses Gefühl beschreiben solle, aber auch, dass es seitdem nicht mehr weggegangen war. Als wäre da etwas in ihm, an das er sich erinnern wollte, aber es nicht konnte. Laut Newt hat er keine Ahnung, was das bedeutet."
„Und du glaubst ihm nicht?", fragte ich.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Alby mir etwas damit sagen wollte.
Er zuckte mit den Schultern. „Gally hat damals genauso geredet, als er sich an dich erinnert hat. Ich glaube, dass Newt sich nicht an etwas erinnern will, sondern an jemanden. Aber sicher bin ich mir natürlich nicht. Ich kann mich auch irren."

Into The WICKED Maze | A Maze Runner StoryOnde histórias criam vida. Descubra agora