24. Der erste Frischling

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Es verging eine Woche, dann zwei, drei und irgendwann war es so weit und ein neuer Frischling kam mit der Box hoch. Minho und ich hatten uns dazu entschieden hierfür auf der Lichtung zu bleiben, denn wir hatten es ja noch nie miterlebt. Also nahmen wir uns einen Tag frei vom Labyrinth, womit Nick völlig einverstanden war, weil wir seit dem Vorfall mit Stan erst zwei Mal einen Tag nicht raus gegangen waren.
In den letzten Wochen hatten wir als Läufer einiges erkundet und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass wir noch eine viel größere Fläche vor uns hatten. Zwischenzeitlich war ich fast verzweifelt, weil ich dachte, wir würden nie wirklich voran kommen, aber dann hatte Newt mich damit getröstet, dass wir doch keinen Zeitdruck hatten.
Das schien sowieso seine Einstellung zu sein, zumindest, seit wir vor einem Monat hier angekommen waren. Und mir gefiel das, denn er strahlte eine angenehme Ruhe aus, auch, wenn ich selber manchmal fast verrückt wurde bei dem Gedanken, dass wir hier eingesperrt waren.
Auch Minho rief mir immer wieder ins Gedächtnis, worüber wir vor ein paar Wochen gesprochen hatten – wir Läufer konnten die Lichtung wenigstens verlassen und etwas dafür tun, dass wir hier eines Tages raus kamen.
Einen Griever hatten wir nicht mehr gehört seit dem letzten Mal. Außerdem hatten wir bisher herausgefunden, dass das Labyrinth sich – wie ich gedacht hatte – weit draußen veränderte, dort, wo auch der Abschnitt mit den Metallflügeln gewesen war. Ich hatte Recht gehabt damit, dass das Tor, durch das wir die Fläche betreten hatten, sich immer wieder schloss und öffnete.
Insgesamt hatten wir an jedem Tag einen neuen Abschnitt entdeckt, nachdem wir die inneren Gänge alle erkundet und uns immer weiter rausgetraut hatten. Es schien jeden Tag ein anderer geöffnet zu sein, bisher hatten wir 7 entdeckt, aber wir waren uns einig, dass das nicht alle waren.
Und irgendwo dahinter musste ein Ausgang sein, auch in dem Punkt waren wir uns einig. Wo, wussten wir nicht, zumal wir keinen der Abschnitte bereits vollkommen erkundet hatten, weil sie alle unterschiedlich angelegt waren.
Bis jetzt hatten wir keinen gefunden, der einem anderen glich. Während in dem, den wir zuerst entdeckt hatten, die Flügel prägnant waren, war ein anderer wie der Rest des Labyrinths angelegt, noch ein anderer bestand beinahe nur aus waagerechten Mauern, die so aussahen, als könnten sie einen zerquetschen, und so weiter.
Die Nächte hatte ich mal in meiner Hängematte, mal bei Newt verbracht, wobei ich eindeutig die präferierte, die ich bei ihm schlief. Er hatte ein Bett, was natürlich viel gemütlicher war, als meine Hängematte, und außerdem war er da und wärmte mich, was ich zum schönsten Gefühl überhaupt ernannt hatte – natürlich nach dem Gefühl, das ich hatte, wenn er mich küsste.
Mittlerweile war Gally längst mit der 'Hütte der Läufer', wie Nick es nannte, fertig geworden, hatte seine eigene fertig gestellt und war jetzt an Fry Pans dran. Außer Minho und mir hatten nur Nick selbst und Alby Zugang zu der Hütte, nicht einmal Newt sollte wissen, wie viel des Labyrinths wir tatsächlich schon erkundet hatten. Minho und ich hatten begonnen, aus kleinen Stöcken ein Modell zu bauen, und das half, sich einen Überblick zu machen. Wir konnten so viel besser entscheiden, wo wir als nächstes hin wollten und wie weit es bis dorthin sein würde, geschweige denn, welchen Weg wir am besten nahmen.
Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis Gally mit den Hütten für Minho und mich beginnen würde, wobei hier noch immer nicht klar war, ob wir jeder eine, oder eine gemeinsam bekommen sollten, weil für jeden der Jobs ja eigentlich nur ein Hüter und somit nur eine Hütte vorgesehen war. Wenn Fry Pans Hütte fertig wäre, würde er mit der für Winston weiter machen und dann Clints bauen. Danach wären wir Läufer dran, schließlich gab es außer uns keine anderen Hüter mehr, denn einen Hüter der Hackenhauer gab es noch nicht.
Heute war es also soweit und ein neuer Frischling würde zu uns hoch kommen. Ich musste zugeben, dass ich ein wenig aufgeregt war, weil es das erste Mal war, dass ich sah, wie die Box nicht nur mit Vorräten, sondern mit einem Menschen hochkam.
Ich saß mit Minho bei Fry Pan und wir planten, wo wir morgen entlang gehen wollten, während der Koch den Abwasch machte, als das Geräusch der Box ertönte. Unsere Köpfe schnellten herum wir standen auf und ließen unsere Sachen einfach liegen, um schnell zur Box laufen zu können.
Weil wir beiden mit Abstand die schnellsten waren, kamen wir als erste an, noch bevor sie oben ankam. Es dauerte nicht lange und Nick, Alby und Newt erreichten uns, wobei mir wieder einmal in den letzten Tagen auffiel, wie viel besser letzterer zu Fuß war. Sein Bein war zwar noch geschient und Clint würde das auch so schnell nicht ändern, einfach, weil er kein Risiko eingehen wollte, aber er hatte sichtlich weniger Schmerzen, weshalb er kaum noch humpelte.
Newt stellte sich neben mich und legte mir einen Arm um die Schultern, während wir warteten, dass die Klappe sich öffnete. Nach und nach kamen auch die anderen Lichter bei uns an und versammelten sich um die Box.
Und dann war es soweit und die Klappe öffnete sich. Gally und Winston öffneten die Gitter und Gally sprang in die Box hinein, um nach dem Frischling zu sehen, so wie er es bei Minho und mir auch getan hatte. Er verschwand zwischen ein paar Kisten und kam nach ein paar Sekunden wieder hervor.
„Ein Junge", rief er und ich spürte, wie ich innerlich resignierte. Anscheinend hatte ich, ohne es zu wissen, gehofft, dass es ein Mädchen sein würde.
Jetzt lugte der Junge zwischen den Kisten hervor und ich erkannte, dass er blonde, kurze, lockige Haare hatte und in unserem Alter sein musste. Man sah ihm an, dass er eingeschüchtert war, aber dies nicht zeigen wollte.
„Na komm, Frischling, raus aus der Box." Gally war bereits herausgeklettert und hielt ihm jetzt eine Hand hin, um ihm raus zu helfen. Er griff danach und kletterte ebenfalls aus der Box, wobei er sich mit großen Augen umsah. Sein Blick blieb kurz an mir hängen – klar, einziges Mädchen – und schweifte dann weiter über die Lichtung.
„Wo sind wir hier?", fragte er.
„Wir nennen es die Lichtung. Und wir sind die Lichter. Alby wird dir alles zeigen und erklären." Nick deutete zu dem zweiten Anführer, der dem Jungen freundlich zunickte. Dann bedeutete er ihm mit einer Handbewegung, dass er ihm folgen solle und die beiden bahnten sich einen Weg durch die Gruppe Jungen.
Ich hörte noch, wie Alby zu ihm sagte: „Keine Sorge, an deinen Namen wirst du dich bald wieder erinnern und die anderen lernst du auch schnell kennen." Dann verschwanden sie in Richtung der Küche, wohin Fry Pan ihnen schnell folgte.
Da fiel mir wieder ein, dass unsere Sachen dort noch herumlagen und ich sagte Minho, dass wir sie lieber holen sollten. Also machten wir uns ebenfalls auf den Weg zur Küche, während die anderen Lichter sich wieder ihrer Arbeit widmeten. Newt winkte mir noch einmal zu, bevor er Richtung der Gärten verschwand.
Wir erreichten die Küche kurz nach Fry Pan und begannen unserer Sachen zusammen zu suchen, um sie in die Hütte im Wald zu bringen. Doch bevor wir alles zusammen hatten, hörte ich Alby unsere Namen sagen und bemerkte, dass er und der neue Frischling auf uns zukamen. Sie schienen mit der Küche fertig zu sein.
„Das sind Anna und Minho, unsere beiden Hüter der Läufer. Was sie machen ist mit Abstand der härteste und gefährlichste Job. Wenn sich herausstellen sollte, dass du dazu geeignet bist, müssen wir mal schauen, wie man dich da mit reinbringen kann. Aber zuerst solltest du die anderen Berufe in Erwägung ziehen."
Der Junge hielt mir die Hand hin und schüttelte dann Minhos.
„Irgendetwas sagt mir, dass laufen nicht so mein Ding ist", meinte er und lachte.
„Kein Problem, wie gesagt, die beiden sind ja auch schon zu zweit. Komm, ich zeige dir den Rest der Lichtung." Mit diesen Worten ging Alby los und er folgte ihm, wobei er uns noch einmal freundlich anlächelte. Ich entschied, dass ich ihn mochte.
„Nett", murmelte Minho wenig interessiert und klemmte sich seine restlichen Zettel unter den Arm, bevor wir in den Wald gingen.

Into The WICKED Maze | A Maze Runner StoryWhere stories live. Discover now