23. Sonnenuntergang

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Newt musste schon auf uns gewartet haben, denn ich sah, wie er sich den Dreck von der Hose klopfte. Anscheinend hatte er in der Nähe gesessen.
Wir blieben kurz stehen, um zu Atem zu kommen, dann verabschiedete Minho sich und meinte, wir sähen uns beim Abendessen und er würde schon einmal anfangen, das, was wir heute erkundet hatten, aufzuzeichnen, während ich zu Newt ging und wir uns zusammen in die Nähe des Waldes setzten, wo wir auf den Sonnenuntergang warteten.
„Gleich ist es soweit. Du wirst überwältigt sein", sagte er und ich war wirklich gespannt.
Wenn er sich so sehr dafür begeisterte, dann musste es wirklich schön sein und ich hatte den Sonnenaufgang heute Morgen ja auch schon toll gefunden.
Und dann war es soweit. Die letzten Strahlen der Sonne tauchten die Lichtung in ein wunderschönes Orange, bevor sie komplett hinter den Mauern verschwand.
„Wow", hauchte ich, nachdem das Spektakel vorbei war.
„Schön, oder?", fragte Newt.
„Unbeschreiblich", entgegnete ich und lächelte. „Danke, dass du es mir gezeigt hast."
Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schloss für einen Moment die Augen. Er lehnte seinen Kopf gegen meinen und schien den Moment genauso zu genießen, wie ich es tat.
Erst, als das Tor sich schloss und es wieder dieses ekelige Geräusch machte, richteten wir uns wieder auf und gingen verspätet zum Abendessen, was eigentlich sogar gut war, weil Fry Pan so die Zeit hatte, mit uns zu essen.
Ich merkte einmal mehr, was für ein netter Kerl er war und bedauerte es, dass ich erst so wenig mit ihm zu tun hatte. Ich beschloss, das zu ändern.
„Und, habt ihr heute wieder eins von diesen Dingern gesehen?", fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. „Wir haben auch beim letzten Mal keins gesehen, Pan. Wir haben es nur gehört. Heute war auch eins da draußen, aber es war weiter weg als vorgestern. Wir sind dann ein Stück weit in die andere Richtung gelaufen und dann war es wieder weg."
„Verrückt. Manchmal wüsste ich wirklich zu gerne, wie diese Dinger aussehen, aber wahrscheinlich wäre ich so gut wie tot, wenn ich eins sehen würde."
„Entweder das, oder eben gestochen", warf Newt ein und wir schwiegen, weil jeder an Stan dachte.
Nach ein paar Minuten durchbrach ich die Stille. „Das war wieder sehr lecker, Pan, danke. Ich sollte jetzt mal Minho suchen."
Ich brachte meinen Teller zum Tresen und stellte ihn ab. Dann verabschiedete ich mich von den beiden mit einer Handbewegung und machte mich auf die Suche nach Minho.
Es dauerte nicht lange, bis ich ihn fand, denn er saß dort, wo Gally heute begonnen hatte, die Hütte für uns im Wald zu bauen. Ein Stück Papier und einen Stift in der Hand, war er gerade dabei, aufzuzeichnen, wo wir gewesen waren.
Ich ließ mich ohne ein Wort neben ihm nieder und sah mir an, was er bisher aufgezeichnet hatte. Die große Fläche mit den Flügeln hatte er noch nicht angefangen, also machte ich mich daran es so gut aufzuzeichnen, wie ich konnte.
So saßen wir schweigend da und machten unsere Arbeit, während die einzige Lichtquelle eine Öllampe war, die zwischen uns stand. Nachdem ich fertig war, studierte ich noch einmal, wie viel wir bereits erkundet hatten und seufzte.
„Was ist los?", fragte Minho und sah von seiner Zeichnung auf.
„Ach, ich glaube einfach, dass es ewig dauern wird, bis wir das komplette Labyrinth erkundet haben. Das Ding ist wahrscheinlich noch größer, als wir uns vorstellen können."
„Ich denke, du hast Recht. Aber was bleibt uns anderes übrig, als weiter zu machen? Ich meine, wir wissen nicht, wer uns her geschickt hat und noch weniger wissen wir, warum. Da ist es glaube ich die einzige Möglichkeit die wir haben, weiter zu machen und einen Ausgang zu suchen."
Er hatte Recht.
„Das stimmt. Wahrscheinlich haben wir sogar einen der coolsten Jobs. Mal abgesehen von den Grievern da draußen." Trotz der Gefahr musste ich schmunzeln.
„Weißt du, was ich glaube? Stan hat in der Nacht, als er starb, immer wieder von irgendetwas geredet, das Wicked hieß. Ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, er sagte nur immer 'Wicked ist nicht gut'. Jetzt glaube ich, dass er sich vielleicht daran erinnert hat, wer uns hier rein gesteckt hat. Hast du heute bei den großen Metallflügeln gesehen, was da drauf stand? Ganz oben, auf jedem zehnten oder so?"
Minho schüttelte den Kopf und sah mich interessiert an.
„W.C.K.D."
Es dauerte etwas, bis er verstand, aber dann wurden seine Augen immer größer.
„Du meinst, das alles hier ist von Leuten, die sich WICKED nennen gebaut worden?", fragte er.
„Ich weiß es nicht, aber ich denke wir sollten die Augen aufhalten, ob wir diese Buchstaben nochmal irgendwo finden. Und wir sollten das für uns behalten, solange wir uns nicht sicher sind."
Er nickte und wir widmeten uns wieder unseren Zetteln, bis wir entschieden, dass wir heute nicht mehr schaffen würden.
„Wir haben es geschafft für heute, oder was meinst du?" Minho streckte sich und sah mich fragend an.
„Ja, du hast Recht. Wir müssen morgen ja auch wieder früh raus, stimmt's?"
Wir machten uns also auf den Weg zu unseren Hängematten, wünschten einander noch eine gute Nacht und legten uns schlafen. Ich konnte nicht sofort einschlafen und lauschte, wie die anderen Lichter nach und nach ins Bett gingen, während ich insgeheim darauf wartete, Newt noch einmal zu sehen. Doch da fiel mir ein, dass er ja seit heute seine eigene Hütte hatte und garantiert dort schlief. Also drehte ich mich auf die rechte Seite, weshalb ich Minho sehen konnte, der bereits leise schnarchte und schloss selber die Augen, bevor ich in den Schlaf glitt.

Into The WICKED Maze | A Maze Runner StoryWhere stories live. Discover now