27. Das ganze Labyrinth

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„Das war's. Mehr gibt es nicht zu erkunden. Das musst du doch auch sehen." Minho schlug mit der Faust auf den Tisch und die kleinen Hölzer wackelten bedenklich.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu und streichelte ihm behutsam über den Rücken. Gerade hatte ich das letzte Stöckchen noch einmal ein wenig umgesetzt, weil wir eine Nische in der Wand eines Gangs vergessen hatten.
Er hatte Recht, das war es. Mehr gab es einfach nicht da draußen. Und trotzdem hatten wir nicht einmal ansatzweise etwas entdeckt, das einem Ausgang nahe kam.
„Hey...", begann ich, ohne zu wissen, was ich sagen sollte.
„Jetzt gib es doch endlich zu. Es bringt doch nichts, wenn wir uns gegenseitig was vormachen. Du weißt es doch auch schon länger. Wir sind jetzt seit einem halben Jahr jeden Tag zusammen da draußen und ich kenne dich."
Ich schluckte, die Hand immer noch auf seinem Rücken. „Du hast Recht."
Mehr bekam ich nicht raus. Wie sollte es jetzt weitergehen? Wir konnten doch nicht einfach so zu Nick und Alby gehen und ihnen sagen, dass wir keinen Ausgang gefunden hatten und auch nicht finden würden. Was würde dann passieren? Ich wollte es mir nicht vorstellen.
„Was sollen wir machen, Minho?", fragte ich und merkte, dass mir ein paar Tränen die Wangen herunter liefen.
Auch Minho bemerkte das und nahm mich in den Arm.
„Ich weiß es nicht. Aber wir können es den Anderen nicht sagen. Sie würden entweder durchdrehen oder uns sagen, wir hätten nicht gründlich genug gesucht."
Ich nickte, das Gesicht an seiner Schulter. „So ein Klonk. Wären wir mal doch Hackenhauer geworden, hm?"
Ich konnte hören, dass er trotz der aussichtslosen Situation über meinen Witz schmunzeln musste. „Ja, wären wir mal..."
Wir lösten uns wieder voneinander und betrachteten das Modell des Labyrinths noch einmal. Nach einer Ewigkeit des Schweigens, durchbrach Minho die Stille.
„Okay, wir müssen jetzt mal rational denken. Wir sind uns einig, dass wir den Anderen nichts davon sagen können, nicht einmal den Anführern. Dafür suchen wir wahrscheinlich einfach noch nicht lange genug." Er kratzte sich am Hinterkopf. „Was wäre denn, wenn wir einfach weiter da raus gehen, versuchen, die äußeren Zonen noch genauer zu untersuchen und zu hoffen, dass wir – wider Erwarten – doch noch einen Ausgang finden. Und wenn wir wirklich alles hundertprozentig sicher abgesucht haben, dann gehen wir damit zu Nick und Alby. Vielleicht ist es wirklich das Beste, wenn wir die Anderen im Glauben lassen, dass wir noch immer einen Ausgang suchen und die Hoffnung nicht aufgegeben haben. Guck dir die anderen Jungs an - seit wir hier sind, sind schon drei völlig durchgedreht vor Angst."
Ich nickte wieder. „So machen wir es."
6 Monate und 10 Tage.

„Diese Sonnenuntergänge sind wirklich das Schönste hier, da hattest du Recht."
Ich lag mit dem Kopf auf Newts Beinen, während er gegen einen Stein gelehnt am Waldrand saß. Beide schauten wir in den Himmel und beobachteten, wie die letzten Sonnenstrahlen hinter den Mauern verschwanden. Es würde nicht mehr lange dauern und die Tore würden sich schließen.
„Ohne dich wären sie nur halb so schön", flüsterte er und strich mir durch die Haare. Ich sah zu ihm hoch und erkannte, dass er nicht den Sonnenuntergang, sondern mich beobachtete. Ohne es verhindern zu können, spürte ich, wie meine Wangen eine leichte rosa Farbe annahmen. In der ganzen Zeit, in der ich jetzt schon hier war, hatte sich das nicht geändert.
„Ich sollte öfter so früh zurückkommen. Ich vermisse die Zeit mit dir", entgegnete ich.
Anstatt etwas zu sagen, beugte er sich zu mir herunter und küsste mich.
13 Monate und 17 Tage.

Into The WICKED Maze | A Maze Runner StoryWhere stories live. Discover now