55. Grieverschleim

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Ich sah gerade noch, wie Minho Thomas auf die Schulter klopfte und dann davon lief, während der Junge nachdenklich stehen blieb. Ich dachte nicht lange nach und lief meinem Hüter-Kollegen hinterher und fragte mich, was er vorhatte.
„Minho! Hey, Minho, warte!", rief ich, als ich ihn fast eingeholt hatte.
Er blieb stehen und drehte sich zu mir um.
„Was hast du vor?"
„Okay, pass auf. Ich werde jetzt ein paar Leute zusammen trommeln und dann werden wir noch einmal daraus gehen und dorthin laufen, wo der tote Griever liegt. Ich glaube, dieser Strunk könnte Recht haben und wir sollten vielleicht wirklich noch einmal nachschauen gehen. Bist du dabei?"
„Dieser Strunk heißt Thomas und er HAT Recht. Also, worauf warten wir noch? An wen hast du gedacht?", fragte ich und sah mich suchend auf der Lichtung um.
„Winston und Zart wollte ich fragen..."
„Und ich hole Pan. Alles klar, auf geht's. Wir treffen uns gleich wieder hier. Beeil dich." Damit drehte ich mich um und ließ einen perplexen Minho stehen, während ich in Richtung Küche lief, wo Chuck gerade dabei war, Fry Pan dabei zu helfen, Kartoffeln zu schälen.
„Pan, ich brauche deine Hilfe", begann ich sofort und erklärte ihm, was wir vorhatten.
„Bist du dabei?", fragte ich.
Zuerst sah er mich ein wenig verwirrt an, aber dann nickte er langsam.
„Ich weiß zwar noch nicht genau, was ich von diesem Thomas halten soll und ich hab ziemlichen Schiss vor dem Labyrinth, aber für dich mach ich's. Wann soll es losgehen?"
„Jetzt?" Das war mehr eine Frage als eine Aussage.
„Na gut. Chuck, schaffst du es, dich ein wenig alleine um das Essen zu kümmern? Ich komme bald wieder."
Chuck machte große Augen und nickte dann energisch. „Klar, gerne! Aber bitte passt auf euch auf!" Dabei klang er nicht wie der Junge, der vor uns saß, sondern wie ein besorgter Vater.
„Aber sicher", lachte ich und wuschelte ihm durch die Locken. Er schlug lachend meine Hand weg, weil er das gar nicht mochte. Deshalb machte ich es auch so gerne.
Also machten Fry Pan und ich uns auf den Weg zu Minho, der bereits zusammen mit Winston und Zart dort wartete, wo wir uns getrennt hatten.
„Na los, wir treffen Thomas im Wald. Kommt mit." Mit diesen Worten lief Minho los und wir folgten ihm im Laufschritt.
Als wir Thomas erreichten, sah er uns mit großen Augen an.
„Wird das reichen?", fragte Minho.
Thomas nickte und sah von Minho zu mir. „Okay." Jetzt musterte er die anderen drei. „Gehen wir."
Wir verließen den Wald und liefen über die Lichtung zu dem geöffneten Tor, aus dem wir heute Morgen erst herausgekommen waren. Ich stellte fest, dass ich mittlerweile seit 36 Stunden auf den Beinen sein musste, aber merkte nichts davon. Das Adrenalin hielt mich wach und ließ mich genauso schnell laufen wie sonst auch.
Minho und ich liefen vorne weg, Thomas, Fry Pan, Zart und Winston folgten uns. Wir mussten nach ein paar Abzweigungen langsamer laufen, da die drei Hüter nicht mit uns mithalten konnten.
„Kommt schon!", feuerte Thomas sie an und es war mir nur recht, wenn wir uns beeilten, schließlich war es mittlerweile später Nachmittag und ich hatte absolut kein Interesse daran, noch eine Nacht hier draußen zu verbringen.
Wir liefen an einer Abzweigung vorbei und Minho blieb stehen. Wir sahen in den Gang hinein und erkannten die Greifer des Grievers, die zwischen den Mauern, die sich in der letzten Nacht verschlossen hatten, herauslugten.
Langsam gingen wir darauf zu und blieben davor stehen. Gedärme oder was auch immer es war, waren aus dem Viech herausgeplatzt und ein ekeliger Schleim tropfte auf den Boden.
„Das ist ja widerlich", stellte Zart trocken fest und ich konnte in den Gesichtern der anderen beiden sehen, wie entsetzt sie waren.
„Hey, da ist doch irgendwas drinnen!", stieß Thomas plötzlich hervor und ging einen Schritt auf die Leiche zu.
„Du meinst außer dem ganzen Griever-Matsch da?", fragte Fry Pan angeekelt.
Jetzt sah ich es auch. Irgendetwas blinkte rot in dem Körper dieses Dings.
„Du hast Recht, da ist irgendetwas!" Auch ich machte einen Schritt auf den Griever zu.
Minho schien zu überlegen, dann ging er weiter auf die Leiche zu.
„Woah, woah, was hast du vor?", fragte Zart entsetzt. Minho hielt kurz inne, sah mich fragend an und griff dann zwischen die Mauern, als ich nickte. Er versuchte, das blinkende etwas aus dem Griever herauszuziehen, als dessen Greifer sich plötzlich bewegte.
Minho sprang mit einem Schrei zurück, verlor das Gleichgewicht und Thomas und ich fingen ihn auf, bevor er hinfallen konnte.
„Habt ihr nicht gesagt, der wär' tot?", fragte Fry Pan entgeistert.
„Ist er auch!", sagte ich bestimmt.
„War das ein Reflex?", fragte jetzt Zart.
„Na, hoffentlich!", stieß Winston hervor.
Kurz herrschte ratlose Stille, als wir warteten, ob er sich noch einmal bewegte, dann sagte Thomas: „Okay, wir versuchen, ihn rauszuziehen." Er fuchtelte wild mit den Händen und packte dann den Greifer des Dings. „Na los, jeder fasst irgendwo an. Kommt schon!"
Als wir alle zugepackt hatten, fragte er: „Gut, fertig? Auf 3! 1... 2... 3!"
Bei drei zogen wir alle so stark wir konnten und schafften es, den metallenen Greifer aus der Mauer herauszuziehen. Alle fielen zu Boden, als das Ding nachgab und Thomas half Fry Pan hoch, der kurz liegen blieb.
„Alles okay, Pan?"
„Ja, danke, Bruder!"
Jetzt waren die Innereien des Grievers aus der Mauer hervor gekommen und das blinkende Etwas lag mitten darin. Minho hob es auf und es war in etwas drinnen, das ich für das Herz gehalten hätte. Er befreite es von dem Organ und ich trat neben ihn, um es genauer zu betrachten.
„WICKED", flüsterte ich, als er es in der Hand drehte und ich die Buchstaben W.C.K.D. darauf lesen konnte. Wir wechselten einen vielsagenden Blick, als die Anderen noch damit beschäftigt waren, sich zu ekeln.
„Was zur Hölle ist das?", fragte Thomas und kam ebenfalls näher.
„Interessant...", murmelte Minho.
„Also was auch immer das ist, können wir das nicht auf der Lichtung klären? Ich hab nämlich keinen Bock, seine Freunde kennen zu lernen", warf Fry Pan ein und deutete auf den Griever.
„Er hat Recht. Es wird spät. Kommt jetzt." Mit diesen Worten lief Minho los.
„Los, gehen wir", sagte ich und sah die Anderen auffordernd an. Sie folgten uns und gemeinsam verließen wir das Labyrinth wieder.

Into The WICKED Maze | A Maze Runner StoryWhere stories live. Discover now