35. Ein Kampf

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Steve sah sich mit wildem Blick um, seine Augen sahen genauso aus wie die von Stan und bei ihrem Anblick war ich wie versteinert. Weil ich auf dem Boden lag und außerhalb seines Sichtfelds war, Minho aber mit ihm gleichzeitig aufgesprungen war, fixierte er nun ihn und sprang mit einem lauten Knurren, das wie das eines Tieres klang, auf ihn zu und riss ihn zu Boden, wo die beiden sich überschlugen. Steve war derjenige, der oben landete und sogleich begann, Minho zu würgen, der keine Chance hatte.
In dem Stadium entwickeln sie unglaubliche Kräfte.
Endlich hatte ich die Kontrolle über meinen Körper zurück und sprang auf, wobei ich stolperte und beinahe wieder hinfiel. Unter lautem Geschrei der Lichter stürzte ich auf Steve zu und schubste ihn von Minho herunter, der röchelnd und unfähig irgendetwas zu tun liegen blieb und sich an die Kehle griff, wo sich schon leichte Abdrücke von Steves Händen abzeichneten.
Die Kraft meines Stoßes hatte den Jungen verwirrt und kurz aus der Fassung gebracht. Er fiel hin, was mir aber keinen Vorteil verschaffte, denn auch ich war wieder am Boden. Es dauerte nicht lange und er versuchte wieder, auf Minho, der immer noch keuchend dalag, zu zu krabbeln, aber ich packte ihn am Fuß und zog ihn zurück, was mir zu meinem Erstaunen sogar recht gut gelang.
Trotzdem wusste ich, dass ich keine Chance gegen ihn hatte, genau wie ich damals keine Chance gegen Stan gehabt hatte. Alles was ich tun konnte, war so lange gegen ihn anzukämpfen bis mich meine Kräfte verließen. So wie beim letzten Mal.
Aber dieses Mal war ich nicht alleine, fiel mir ein. Um uns herum waren alle Lichter versammelt. Nick und Alby waren da und würden doch eingreifen, oder? Ich warf einen Blick auf sie, bevor Steve mich packte und versuchte auch mich zu würgen. Aber die beiden standen einfach nur da, genau wie alle anderen und starrten uns an.
Ich wollte etwas rufen, sie auffordern, mir zu helfen. Aber ich musste all meine Kraft aufwenden, um Steve von mir wegzudrücken. Und ich wusste, dass mir das nicht mehr lange gelingen würde.
Die Lichter schrien unaufhörlich, aber niemand kam um mir zu helfen. Was war mit Newt? Warum unternahm er nichts? Sah er nicht, dass ich gerade im Begriff war, umgebracht zu werden? Dieses Mal hatte ich keine Waffe um mich zu wehren. - So konnte ich wenigstens nicht wieder etwas anrichten wie vor über zwei Jahren.
Mit letzter Kraft holte ich mit der rechten Faust aus und schlug Steve ins Gesicht. Ich spürte, wie seine Nase unter meiner Hand brach und merkte warmes Blut in mein Gesicht spritzen, aber ich hatte für diesen letzten verzweifelten Versuch, mich zu wehren, einen Arm von seinen Schultern nehmen müssen und nur mein linker war nicht stark genug, um ihn von mir fernzuhalten. Ohne, dass ich noch irgendetwas tun konnte, legte er seine Hände an meine Kehle und drückte zu. Viel stärker, als ich es von Stan in Erinnerung gehabt hatte und so sehr, dass ich sofort begann, Sterne zu sehen.
Ich wusste, dass ich verloren hatte und auch, dass ich ein ernsthaftes Problem hatte, wenn mir nicht bald jemand half, aber ich spürte auch fast sofort, wie mir all das egal wurde, als ich langsam in eine Ohnmacht glitt, ausgelöst durch den Sauerstoffmangel.
Das letzte, was ich wahrnahm, bevor ich völlig bewusstlos wurde, waren zwei Jungen – und ich wusste sofort, dass es Newt und Gally waren – die ihre Stäbe fallen ließen und mich endlich von Steve befreiten. Newt schubste ihn von mir herunter und Gally verpasste ihm eine, sodass er rücklings hinfiel und sich wimmernd das Gesicht hielt.
Ich hörte noch, wie die Tore sich zu schließen begannen und wie Gally ihn anbrüllte, er solle endlich verschwinden. Irgendjemand – es musste Fry Pan gewesen sein – warf eine Tasche nach ihm, die er, jetzt wieder bei Verstand, nahm und rückwärts auf das Tor zulief, wobei er, wie ich zu sehen glaubte, bevor meine Augen mir zufielen, mit einem entschuldigenden und entsetzten Blick zu mir herunter sah, bevor er sich umdrehte und völlig freiwillig in das Labyrinth rannte.
Noch bevor das Tor sich vollkommen geschlossen hatte, entglitt mir mein Bewusstsein völlig und das Letzte, was ich spürte, war, wie Newt mich hochhob und wegtrug.
Ich sah Newt und Gally, wie sie gemeinsam einen Jungen überwältigten, der versuchte, sie zu beißen und anzugreifen. Aber das war nicht Steve, nein, ich kannte diesen Jungen nicht, kannte seinen Namen nicht. Und doch schien ich zu wissen, wer er war.
Bevor der Traum endete – wenn es ein Traum gewesen war – schoss mir ein Name durch den Kopf.
George.
Als ich wieder erwachte, lag ich auf einer Liege in der Sanihütte. Ich versuchte, mich aufzusetzen, aber mein Hals tat so weh, dass der Schmerz mich wieder zurück fallen ließ.
Ich sah mich vorsichtig um und erkannte Minho, der neben mir lag, entweder noch immer bewusstlos oder schlafend. Durch das Mondlicht, das durch das einzige Fenster in die Hütte schien, konnte ich die Handabdrücke auf seinem Hals nur erahnen, aber sie mussten mittlerweile dunkelblau sein und ich konnte mir vorstellen, dass ich ähnlich aussah.
Plötzlich bewegte sich etwas auf meiner anderen Seite und ich zuckte entsetzt zusammen, erkannte dann allerdings Newt, der auf einem Stuhl saß und schlief. Seine Hand lag geöffnet neben meiner und ich musste lächeln, als ich mir vorstellte, wie er neben meinem Bett gesessen und sie gehalten hatte.
Nach einiger Zeit, die ich ihm beim Schlafen zugesehen hatte, öffnete jemand die Tür der Hütte und ich erkannte Clint, der leise herein kam, um nach uns zu schauen. Als er sah, dass ich wach war, kam er sofort zu mir und beugte sich über mich.
„Wie geht es dir?", fragte er leise.
Ich wollte antworten, merkte aber sofort, das Sprechen noch höllisch wehtat und ich nichts außer ein Krächzen herausbekam, also zeigte ich ihm einen Daumen nach oben. Den Umständen entsprechend ging es mir schließlich gut.
„Nicht sprechen, okay? Du wirst merken, du willst gar nicht sprechen, aber bitte versuch es gar nicht erst. Dein Kehlkopf wurde ganz schön gequetscht und deine Stimmbänder brauchen etwas, bis sie sich wieder gefangen haben. Wenn du sprichst, machst du es nur schlimmer."
Ich nickte. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass ich versuchen würde zu reden, soviel war klar. Dafür tat mein Hals viel zu sehr weh.
„Versuch weiter zu schlafen. Dann wirst du am schnellsten wieder fit. Ich sehe jetzt noch einmal nach Minho und gehe dann auch wieder ins Bett, okay? Du hast ja deinen persönlichen Beschützer dabei."
Er nickte in Newts Richtung und zwinkerte mir zu, wobei er grinste. Ich nickte und musste auch lächeln, als ich den schlafenden Jungen auf dem Stuhl ansah. In mir breitete sich wieder diese wohlige Wärme aus und ich nahm seine Hand, die noch immer neben mir lag, in meine.
34 Monate und 4 Tage.

Into The WICKED Maze | A Maze Runner StoryWhere stories live. Discover now