Into The WICKED Maze | A Maze Runner Story

9. Große Gefühle

Als wir uns wieder voneinander lösten, öffnete ich meine Augen und sah in seine braunen. Ich konnte nicht sagen, was ich in diesem Moment fühlte, denn meine Gefühle und Gedanken überschlugen sich miteinander. Da waren die Erinnerungen, die seine Nähe und der Kuss ausgelöst hatten. Es war, als wäre alles wieder da und doch wusste ich nichts über mich, nichts über das Leben, das ich geführt haben musste.
Ich sah nur Newt und mich. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass das reichte. Das Verlangen, mehr zu wissen und meine Vergangenheit zu greifen, das ich bis eben noch gehabt hatte, war wie verschwunden. Ich erinnerte mich an alles, was ich mit ihm erlebt hatte, an jeden Kuss und an jede Berührung. Mir war schwindelig und ich musste mich an ihm festhalten, um nicht umzufallen.
„Alles okay?", fragte er leise und ich nickte mit geschlossenen Augen.
„Mir ist nur ein wenig schwindelig. Ich habe das Gefühl, diese ganzen Erinnerungen hatten nicht geplant so schnell wieder aufzutauchen." Ich spürte, wie er mich vorsichtig mit sich zog und weg brachte. Eigentlich hätte ich mich fragen sollen, wohin wir gingen, aber dazu war mein Kopf nicht in der Lage. Viel zu viel schwirrte darin herum.
Erst als er mich sachte auf einen Stamm setzte, öffnete ich die Augen wieder. Zuerst war ich verwirrt, denn ich hatte keine Ahnung, wo wir waren, doch dann erkannte ich, dass wir uns in dem kleinen Wald befinden mussten, aus dem Stan gekommen war.
Ich sah mich um und erkannte einen See, einige Meter von uns entfernt. Das Licht des Mondes, der mittlerweile aufgegangen war, spiegelte sich in dem Wasser und ließ mich gut genug sehen, um die einzelnen Bäume erkennen zu können.
Newt setzte sich neben mich und sagte nichts. Ich sah zu ihm herüber und mir wurde schon wieder schwindelig.
Das ist vollkommen verrückt.
„An was kannst du dich erinnern?", fragte er nach ein paar Minuten, in denen wir geschwiegen hatten.
„Ich schätze an alles..."
Ich spürte, wie meine Wangen zu glühen begannen, bei dem Gedanken, dass er sich womöglich auch an alles erinnerte. Zwar wusste ich, dass wir uns so unheimlich nahe gestanden hatten, aber trotzdem war es mir unangenehm, dass er sich auch an ganz bestimmte Dinge erinnern könnte.
Hör auf, es war doch ganz normal, was ihr getan habt.
Ja, das war es. Aber vor einer halben Stunde hatte ich noch keinen blassen Schimmer gehabt, dass ich ihn überhaupt gekannt hatte und jetzt saß ich hier neben ihm und wusste von Dingen, die wir getan hatten, die so persönlich und intim gewesen waren, dass mich das Gefühl, daran zu denken, schon wieder schwindelig werden ließ.
„Das ist verrückt." Er sprach das aus, was ich eben noch gedacht hatte. „Es ist, als wäre da alles, bis ins kleinste Detail und trotzdem fühle ich mich, als hätte ich dich gerade erst kennengelernt. Das ist doch völlig widersprüchlich."
„Als wenn die Erinnerungen und das Jetzt nicht richtig zusammen passen würden. Ich denke, unsere Köpfe sind nicht dafür gemacht, dass wir uns erinnern."
„Wahrscheinlich hast du Recht..." Er sah mich an und nahm ohne ein weiteres Wort meine Hand.
„Komisch ist auch, dass ich mich an nichts anderes als an dich erinnern kann. Und an Gally. Aber an nichts, was drum herum war, was vorher oder nachher war. Ich kann mich nur an den Schmerz erinnern, als du weg warst und danach an rein gar nichts mehr. Als wenn da eine unsichtbare Wand in meinem Kopf wäre, die es mir verbietet tiefer hineinzublicken."
Wir schwiegen eine Weile, aber ich wusste, dass es ihm genauso ging.
„Weißt du, wenn ich ehrlich bin, ist es mir gerade vollkommen egal, wer wir waren und warum wir hier sind. Wir sind einfach hier und wir sind zusammen, richtig? Ich habe dich so sehr vermisst, ohne es gewusst zu haben und auch, wenn es ein Stück weit so ist, als würden wir uns erst seit heute kennen, sind da diese Erinnerungen und Gefühle in mir, die alles übertreffen. Vielleicht sollten wir daran festhalten."
Er zog mich näher zu sich heran und legte seine Arme um mich, nur um mich wieder zu küssen. Und er hatte Recht. Ich war sicher, dass es mir nicht für immer egal sein würde, aber gerade war es mir mehr als das, denn ich war hier, ich hatte ihn wieder und ich wusste in diesem Moment nichts mehr, als dass ich ihn liebte.