Kapitel 22

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• J O N A H •

Als es klingelt, verabschiede ich mich von meinen Schülern, die sich zur Frühstückspause machen. Mit einen Lächeln sehe ich ihnen nach, wie sie nach draußen strömen und sich angeregt unterhalten.

Viele dieser Kinder wirken noch so sorgenlos. Dabei trägt jeder von ihnen seine eigenen Probleme mit sich und versucht, sie vor sein Umfeld versteckt zu halten.

Kopfschüttelnd suche ich die Unterlagen zusammen und verstaue sie in meiner Mappe.

Ich war selbst mit meinen Gedanken ständig abwesend. Zwar konnte ich es ein wenig auf die Müdigkeit schieben, da ich heute Nacht kaum ein Auge zugemacht habe, aber natürlich ist es wenig professionell.

Das von gestern sollte einfach in Vergessenheit geraten. So wäre es am einfachsten für uns beide. Ich bin ganz froh darüber, Zachary heute nicht im Unterricht zu haben. Dann ist es deutlich einfacher, ihm aus dem Weg zu gehen.

Leider komme ich nicht drum herum. Irgendwann muss ich mit ihm über den Kuss sprechen, um ihm Grenzen aufzuzeigen. Aber gerade bin ich wirklich noch nicht bereit dafür. Vielleicht morgen.

Oder aber ich nehme mir noch das Wochenende und rede mit ihm am Montag. So hätte er auch noch ein wenig Zeit, darüber nachzudenk...

Ein Klopfen lässt mich hochfahren. Das Blut in meinen Adern erfriert, als ich Mr. Walsh am Türrahmen stehen sehe.

Was macht er hier, verdammt? Hat Zach etwa seinen Vätern davon erzählt, was zwischen uns in der Bibliothek passiert ist?

Ist Benjamin deshalb hier, um mich festzunehmen?

Ich lasse meinen Blick über seine Gestalt wandern. Er trägt keine Uniform, scheint also nicht im Dienst zu sein. Andererseits geht es um seinen Sohn. Da würden ihm auf Fäuste reichen, um mich vorerst niederzustrecken.

"W-was für eine Überraschung." Ich schlucke. "Was tun Sie hier, Mr. Walsh?"

"Ich war gerade auf dem Weg zur Dienststelle und bin an der Schule vorbeigefahren, um mit Ihnen zu sprechen, Mr. Campbell", eröffnet er mir und setzt sich nun in Bewegung.

Er scheint nicht darauf aus zu sein, mich bewusstlos zu schlagen. Nein, er wirkt ruhig.

Als er mir schließlich gegenüber steht, nehme ich all meinen Mut zusammen, ihn entgegen zu treten. Der Schwarzhaarige lehnt sich mit verschränkten Armen gegen einen der vorderen Tische.

"Ich wollte Ihnen eigentlich nur sagen, wie sehr sich meine Familie darüber gefreut hat, Sie kennenzulernen. Die Kinder waren ganz angetan von Ihnen, Mr. Campbell." Ich spüre, wie das Blut in meine Wangen strömt. Unsicher lächelnd winke ich ab. "Ihre Familie ist wirklich reizend, Sir. Es war mir ebenfalls eine Freude, bei Ihnen zu Abend gegessen zu haben."

Obwohl es mich an diesem Tag noch mehr in Gefahr gebracht hatte, Zachary zu verfallen. Was schließlich auch passiert ist.

"Sie sind auch jederzeit im Hause Walsh willkommen. Besonders mein Ehemann scheint einen wahren Narren an Ihnen gefressen zu haben."

O Gott, ist er etwa hergekommen, um mich aus Eifersucht zu verprügeln? Das gefällt mir genauso wenig!

"Sie sind ein wundervolles Paar", erwidere ich schnell. "Er hatte mir am Montag auch erzählt, was Sie für Zacharys Wohlbefinden getan haben. Der schwere Weg von Operationen. Es muss nervenaufreibend gewesen sein."

"Das hat sich bis heute nicht geändert. Es ist immer wieder eine Zerreißprobe, wie es Zach am nächsten Tag gehen könnte. Aber er ist ein starker Junge. Ein Kämpfer." Ein schwaches Lächeln umspielt seine Lippen. "Wenn er auch lieber seine Kämpfe alleine austragen versucht."

Broken Heart [boyxman] | ✔Where stories live. Discover now