Kapitel 34

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• J O N A H •

"Jonah, niemand achtet auf uns. Entspann dich ein wenig", bittet mich Zachary, der daraufhin gelassen an seinem Milchshake nippt. Ich atme tief durch, bevor ich seinem Beispiel folge und meinen Eiskaffee trinke.

Es ist Samstagnachmittag und wir haben uns in einem Café verabredet, um dort an seiner Rolle als Romeo zu arbeiten. Also das ist zumindest der offizielle Anlass alias unsere Ausrede, um Zeit miteinander verbringen zu können.

Und ganz offensichtlich fasst Zach es einfacher auf als ich. Ihn scheint es nicht zu stören, dass man uns jederzeit zusammen sehen könnte. Es macht mich wahnsinnig - und außerdem ist es wohl auch nicht sonderlich romantisch, immer auf der Hut zu sein.

"Ich kapier echt immer noch nicht, was du ausgerechnet von mir willst", murmle ich leise und hoffe inständig, er hat es durch die Geräuschkulisse um uns herum nicht verstanden. Doch Fehlanzeige. Der dunkelhaarige Lockenkopf hebt fragend den Kopf. "Wie kommst du denn jetzt darauf?" Achselzuckend blättere ich in meinem Exemplar von 'Romeo und Julia' herum. "Dir könnte weitaus besseres gerade entgehen, indem du lieber mit mir hier herumsitzt."

Mit einem amüsierten Gesichtsausdruck lehnt er sich auf seinen Stuhl zurück. "Du hast echt kein gesundes Selbstbewusstsein, Jonah. Ist dir das eigentlich bewusst? Du bist ein Wahnsinns Fang!", sagt er für meinen Geschmack ein wenig zu laut, dass ich mich umgehend umsehe. Es scheint aber tatsächlich keiner auf uns zu achten.

Zach bemerkt meine Unsicherheit. "Möchtest du dich lieber verstecken? Bei mir zuhause wären nur meine Geschwister, ihr kennt euch, also..."

"Nein, nein. Entschuldige. Ich versuche jetzt wirklich, abzuschalten."

"Das klingt doch gut."

Als er verschmitzt lächelt, schmelze ich beinahe dahin. Es ist einerseits so befreiend, uns nicht mehr im Weg stehen zu müssen. Mit ihm hier zu sitzen, ist eigentlich sehr schön. Vor allem fühlt es sich so vertraut an, bei ihm zu sein.

Nur habe ich teilweise noch im Hinterkopf, dass Zachary immer noch mein Schüler ist. Aber diesen Gedanken werde ich schon bald verwerfen. Ganz bestimmt.

Unwillkürlich kommt mir das Abendessen in den Sinn, als ich mit seiner Familie an seinem Esstisch saß. Dass ich auf einmal lächle, scheint ihn zu überraschen. "Was ist denn jetzt?"

"Erinnerst du dich daran, dass ich bei euch zu Abend gegessen habe?"

"Wie könnte ich das vergessen?" Sein Grinsen wird breiter. "Das war immerhin ein Meilenstein für unser jetziges Verhältnis. Du hast mir indirekt das Du angeboten."

"So stimmt das ja gar nicht!", widerspreche ich lachend. "Du hast es einfach getan, obwohl es sehr unpassend war."

"So klingt es weniger romantisch."

"Nun, ich denke gerade daran, dass du doch meintest, Beziehungen wären heutzutage ziemlich überbewertet. Dann ist es aber höchst interessant, dass du mir gegenüber so hartnäckig warst", setze ich ihn in Kenntnis, was ihn wenig aus der Ruhe bringt. "Zwischen uns wird es immer anders sein, als das, dass andere in meinem Alter zu pflegen versuchen. Wie gesagt, sie reden sich oft Gefühle ein, nur um mitreden zu können."

Ich hebe schmunzelnd eine Augenbraue. "Du tust es also nicht, um im 'Mit-meinem-Lehrer-geschlafen'-Forum über unsere Erlebnisse zu berichten? Jetzt bin ich aber ein wenig enttäuscht."

"Du bist so ein Arsch", entgegnet er lachend und schüttelt den Kopf. "Gibt es denn so ein Forum?"

"Untersteh dich."

"Schon gut. Das hier", er legt seine Hand auf meine, "genieße ich ganz für mich allein."

Ruckartig ziehe ich aber meine Hand unter seiner weg. Als ich die Verletzlichkeit in seinem Blick aufblitzen sehe, murmle ich eine Entschuldigung.

Broken Heart [boyxman] | ✔Où les histoires vivent. Découvrez maintenant