Kapitel 27

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• Z A C H A R Y •

"Zach, ist alles in Ordnung?", fragt mich Landon, als ich zum wiederholten Male über meine Schulter zurückgeschaut habe. Bevor es geklingelt hatte, saßen wir bei Jonah im Klassenraum und haben versucht, ihm im Unterrichtsstoff zu folgen. Er wirkte allerdings ziemlich abgelenkt und gar nicht bei der Sache.

Als ich stehen bleibe, sehen meine Freunde mich verwundert an. "Hört mal, geht schon mal vor. Ich komme gleich nach."

"Ähm, okay." Keiner der beiden stellt Fragen, was ich gerade sehr wertschätze, als ich mich umdrehe und zurück zum Zimmer laufe, in der Hoffnung, den Lehrer dort noch anzutreffen.

Ihn am Samstagnachmittag zu treffen, hat mich ziemlich überrascht. Doch mehr hat es mich verärgert, ihn in Begleitung eines Kerls zu sehen. Auch wenn es sich dabei nur um seinen Mitbewohner handelte, das interessierte mich wenig. Sie schienen so vertraut. Mich überkam das Gefühl von Eifersucht und ließ mich auch nicht mehr los.

Vor allem hat es mich wütend gemacht, wie Jonah mich angesehen hat. Dieser wissende Blick, dass zwischen uns etwas ist, aber gleichzeitig wollte er es nicht zulassen. Stattdessen sollten wir uns so gut es geht aus dem Weg gehen. Dass ich nicht lache...

Er sitzt an seinem Lehrertisch und hat, als ich den Raum betrete, nur kurz den Kopf gehoben, und sich nun wieder seinen Blättern zugewendet. Als sollte es indirekt ein Zeichen sein, dass ich gehen soll.

Anstatt seinen stummen Wunsch zu erfüllen, schließe ich die Tür und schleiche nach vorne zum Pult. Er seufzt leise, als ich vor ihm stehen bleibe. "Was tust du, Zachary?"

"Ich wollte dich lediglich fragen, wie es dir geht."

"Warum?"

"Weil ich mir Sorgen um dich mache? Was ist das denn für eine blöde Frage?" Kopfschüttelnd stütze ich mich auf dem Tisch ab. "Falls es dir nicht aufgefallen ist, du warst in den letzten beiden Stunden gedanklich kaum anwesend. Das hat jeder im Raum bemerkt und dir deshalb schön auf der Nase herumgetanzt, was aber nicht so schlimm sein sollte, da du sowieso nichts davon mitbekommen hast", merke ich an.

"Du sollst mich doch nicht duzen", murmelt er lediglich und reibt sich über das Gesicht. Er sieht aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen.

Seinen Kommentar ignorierend beuge ich mich ein wenig hinunter. "Du kannst mit mir reden, falls dich etwas bedrückt."

"Nein, das sollte ich nicht tun. Ein Lehrer geht nicht mit seinen Problemen zu seinen Schülern."

Er hat also doch Probleme.

Nach kurzem Zögern lege ich meine Hand auf seine. Anders als erwartet zieht er seine aber nicht sofort zurück, sondern lässt sie an Ort und Stelle. "Was ist mit dir, Jonah?", frage ich nun einfühlsamer. "Hat...es etwas damit zu tun, was Samstag passiert ist? Vielleicht mit dem Telefonat, das du geführt hast?", überlege ich laut. "Du warst danach kaum wiederzuerkennen. So habe ich dich noch nie gesehen, seit du an unserer Schule bist. So...hasserfüllt."

Der Dunkelhaarige hebt endlich seinen Kopf, somit treffen sich unsere Blicke. Mein Herz schlägt augenblicklich schneller.

"Es war meine Mutter am Telefon. Also, naja, wir haben nicht das beste Verhältnis, musst du wissen. Diese Frau ist die Falschheit in der Person. Sie hat meinen Vater verlassen, als ich noch sehr jung war, und trat dann auf einmal wieder in mein Leben, als er vor ein paar Jahren starb", erzählt er mir. "Aber nicht, weil sie ihrem trauernden Sohn beistehen wollte, nein. Dieses Biest wollte sich lediglich davon überzeugen, ob sie vielleicht noch ein Anrecht auf Geld hat. Und seitdem versucht sie immer wieder, sich bei mir einzunisten und dass ich sie finanziell unterstütze."

Broken Heart [boyxman] | ✔Where stories live. Discover now