Kapitel 52

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• Z A C H A R Y •

"Wie gerne ich jetzt mit dir im Bett liegen würde, um einfach zu kuscheln", murmle ich und schaue schmollend an die Decke über mir.

Jonahs leises Lachen dringt in mein Ohr. "Dir hat das Wochenende wohl besonders gut gefallen, nicht wahr?"

"Ich wäre gern noch in der Hütte geblieben."

Es ist Montagabend, und ich liege in meinem Bett, bereit zum Schlafen. Nur bin ich noch nicht müde. Deshalb habe ich vor ein paar Minuten Jonah angerufen. Und seine Stimme zu hören, lässt mich ihn so sehr vermissen, obwohl wir uns heute in der Schule gesehen haben.

Die Probe verlief heute recht gut, würde ich sagen. Die Lehrer schienen zufrieden mit uns, und Jonah hat mich später auch unter vier Augen davon überzeugt, was für einen guten Romeo ich abgebe. Leider wurden wir zu schnell unterbrochen, da Mrs. Graham irgendwas mit ihm besprechen wollte.

Wenigstens haben wir in Momenten wie diesen Zeit für uns, wo uns keiner stören kann.

"Wenn wir länger geblieben wären, hätte  niemand uns dort weg bekommen", erwähnt mein Freund amüsiert. "Du solltest schlafen gehen, Zach."

"Nein. Ich möchte deine Stimme hören."

Sein schönes Lachen dringt in mein Ohr. "Soll ich dir etwas vorlesen?" Ich höre ein Rauschen am anderen Ende der Leitung, dann raschelt etwas. Es dauert eine Weile, dann ist er wieder am Telefon. "Bist du bereit?"

"Ich weiß nicht so recht", sage ich grinsend, mache es mir dann aber bequem. Als ich endlich eine gute Liegeposition gefunden habe, bitte ich ihn anzufangen.

Er räuspert sich kurz, beginnt dann aber vorzulesen: "'Du kannst von dem nicht reden was du nicht fühlst; wärest du so jung wie ich, und wäre Juliette deine Liebste, wärst du vor einer Stunde mit ihr verheiratet, und..."

Als ich die Zeilen wiedererkenne, verdrehe ich die Augen. "Musst du mich damit jetzt auch noch am Abend verfolgen?"

"Siehe es als zusätzliche Probe."

"Wenn es das wäre, würden wir zusammen sein", widerspreche ich ihm. "Und proben würden wir auch nicht so wirklich, Jonah."

"Du hast ganz schön schmutzige Gedanken, mein Liebster."

Ein Lächeln umspielt meine Lippen. "Wenn du nur wüsstest. Lies weiter."

"...wärest du so jung wie ich, und wäre Juliette deine Liebste, wärst du vor einer Stunde mit ihr verheiratet, und hättest in dieser Stunde Tybalt umgebracht, und liebtest bis zum Wahnsinn wie ich, und wärest wie ich verbannt - - dann möchtest du reden, dann möchtest du dir die Haare ausrauffen, und dich auf den Boden werfen, wie ich es tue, und das Maas zu deinem Grabe nehmen."

"Romeo ist eine echte Dramaqueen", merke ich an, und höre ein Seufzen in meinem Ohr.

"Julia ist seine große Liebe. Er würde für sie sterben."

Gähnend schüttle ich den Kopf. "Das ist idiotisch. Die beiden kennen sich nur ein paar Tage. Sowas ist einfach nur übertrieben und maßlos kitschig."

Für einen Moment ist es still bei Jonah. Ich bin mir schon sicher, etwas Falsches gesagt zu haben und möchte ihn darauf ansprechen. Doch dann erwidert er: "Ich verspreche, immer deins zu sein, wenn du versprichst, immer meins zu sein."

Unwillkürlich durchfährt mich ein angenehmes Kribbeln im Bauch, das ich versuche zu ignorieren.

"Du könntest ein von Shakespeare erschaffener Charakter sein", ziehe ich ihn auf mit dem Wissen, dass es ihn zum Lächeln bringt.

Broken Heart [boyxman] | ✔Where stories live. Discover now