Kapitel 40

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Da es gestern zu spät gewesen wäre, kommt das zusätzliche Kapitel jetzt. Also viel Freude damit 😉

• Z A C H A R Y •

Seit einigen Minuten warte ich in einem leeren Klassenzimmer, in welches Jonah mich bestellt hat. Von ihm fehlt allerdings jede Spur. Und mit jeder Minute, die ich warte, sinkt meine Laune.

Noch dazu geht es mir heute schon wieder nicht so gut. Seit heute Morgen spüre ich dieses Engegefühl im Brustkorb und immer mal ist da ein schmerzhaftes Ziehen im Bereich der Brust.

Somit ist dieser Tag also besonders beschissen.

Ungeduldig sehe ich immer wieder auf die Uhr an der Wand. Er hatte mir vor meiner letzten Stunde eine Nachricht geschrieben, dass er mich hier treffen möchte. Ich kann mir nicht vorstellen, worüber er mit mir sprechen möchte. Nachdem er mich gemieden hat, dachte ich eigentlich, er würde mit all dem abschließen wollen.

Als ich die Tür hinter mir höre, drehe ich mich nicht um, sondern warte. Er geht an mir vorbei, setzt sich dann auf die Tischkante vor mir. "Danke, dass du gekommen bist", höre ich ihn sagen. Seufzend hebe ich den Kopf und begegne seinem Blick. Er sieht müde aus. "Was willst du von mir, Jonah? Etwa, dass ich die AG verlasse? Das Thema hatten wir schon mal, du kennst die Antwort darauf..."

"Nein, nein. Ich wollte...Zach, es tut mir leid, was ich vorgestern zu dir gesagt habe. Wirklich."

"Schön. Ich brauche keine Entschuldigung von dir", entgegne ich scharf. "Du könntest mir stattdessen erklären, was das sollte. Hast du eine Ahnung, wie ich mich gefühlt habe? Wie kannst du behaupten, dass ich in dir nur ein kleines Abenteuer sehe, bevor ich sterbe? Wie absurd ist das denn? Denkst du wirklich so von mir?"

"E-es tut mir leid", wiederholt er und nimmt meine Hände. "Lass es mich erklären, okay?" Als würde er eine Reaktion von mir warten, nicke ich schließlich. "Also...Kannst du dich an dem Tag erinnern, als wir uns im Zoo begegnet sind?" Wieder nicke ich. "Da habe ich doch mit..."

"Mit deiner Mutter telefoniert, ja. Sie hat Geld von dir verlangt", erinnere ich mich. Auch erinnere ich mich daran, dass ich ihn auf seine schlechte Laune angesprochen habe. In dem Moment hat er sich mir anvertraut, mir von seiner familiären Vergangenheit erzählt. Und dann hat er mich geküsst.

"Sie stand am Montag vor meiner Tür und wollte wieder Geld haben. Sie hatte Fotos."

"Fotos?"

"Von uns beiden. Wie wir uns küssen. Es war eindeutig am gleichen Tag, nach der Probe, gewesen", erklärt er und wirkt niedergeschlagen.

Einerseits bin ich wütend, aber vor allem enttäuscht darüber, dass er nicht mit mir geredet hat. Jonah sollte lernen, mir zu vertrauen und mit mir zu sprechen. Aber vielmehr wächst der Groll gegen diese Frau, die ihren eigenen Sohn erpresst. Was stimmt mit ihr nicht?

Ich versuche mich zu beruhigen, da das Ziehen in meiner Brust schlimmer wird.

"Warum bist du nicht damit zu mir gekommen?", frage ich dann verwirrt. "Hätten wir nicht zusammen eine Lösung finden können, anstatt dass du einen Alleingang startest und mich so an den Kopf stößt? Ist dir eigentlich bewusst, wie sehr die Vorstellung dich zu verlieren, weh tut?", halte ich ihm vor und versuche mich ihm zu entziehen. Doch Jonahs Druck um meine Hände wird fester. "Ich dachte, so wäre es am besten. Bitte, du musst mir verzeihen, Zach. Es war komplett bescheuert von mir, das weiß ich, und ich bereue es auch."

Als ich ihm in seine dunklen Augen schaue, seufze ich genervt über mich selbst auf. "Du machst mich echt fertig, weißt du das eigentlich?", brumme ich, was ihn ein kleines Lächeln entlockt. "Wie soll ich dir böse sein, wenn du mich so anschaust?" Er beugt sich zur Seite und scheint die Tür im Blick zu haben. "Was ist?" "Ich wollte nur sicher sein, dass niemand kommt", meint er und lehnt sich dann zu mir vor. Ich schließe schon die Augen, bevor sein Mund meinen streift.

Vielleicht verzeihe ich ihm zu schnell. Wegen ihm habe ich mir gestern ziemlich die Augen ausgeheult. Andererseits weiß er aber auch noch nicht, dass ich meinem Vater von uns erzählt habe. Und vor seiner Reaktion habe ich wiederrum ein wenig Angst. Jonah ist, wenn es um unsere Beziehung geht, verdammt vorsichtig.

Bis vor kurzem hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass Elijah etwas dagegen hätte. Aber jetzt habe ich schon Angst, dass er Jonah melden wird. Oder wenn nicht er, dann Ben. Und damit würde man uns auseinanderreißen. Das würde ich aber nicht zulassen. Ich würde für uns kämpfen.

Widerwillig löse ich mich von ihm und sehe in sein verwundertes Gesicht. "Jonah, ich muss dir noch etwas sagen. Du darfst aber nicht gleich wieder die Fassung verlieren, okay? Das musst du mir versprechen." Der junge Lehrer lehnt sich zurück und wartet, dass ich weiterspreche. "Elijah weiß von uns beiden. Und Benjamin wahrscheinlich dann auch. Es tut mir leid, dass ich es ihm erzählt habe, aber ich war...so fertig wegen uns und..."

"Deine Eltern waren gestern Abend bei mir, Zach", fällt er mir ins Wort. Geschockt weiten sich meine Augen. "W-was? Was wollten die beiden? Haben sie dich unter Druck gesetzt, dass du verschwinden sollst oder..."

"Wenn du mich reden lässt, kann ich es dir sagen." Ich versuche, mich zu beruhigen, und höre ihm zu. "Sie geben uns ihren Segen, Zach. Verstehst du? Die beiden haben uns ihre Unterstützung zugesichert."

"Sie...was?"

Das kann doch nicht sein. Elijah war doch so aufgebracht, als er von unserer Beziehung erfahren hat. Und jetzt soll er plötzlich zur Besinnung gekommen sein?

Das ergibt doch gar keinen Sinn.

"Und ich wurde offiziell als dein Freund zum Essen eingeladen", meint er dann auf einmal, was mich nun wirklich verwirrt. "Zum Essen? Willst du mich gerade verarschen?"

Doch er schüttelt den Kopf. "Nein, das waren ihre Worte, bevor sie gestern Abend meine Wohnung verlassen haben. Hast du denn gar nicht mitbekommen, dass sie gestern nochmal weg waren?"

"Nach meiner Unterhaltung mit Dad blieb ich in meinem Zimmer. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass jederzeit Papa reinkommt und mir die Hölle heiß macht", murmle ich, während mein Daumen über seine Handfläche streicht. "Es kommt mir alles so surreal vor, wenn ich ehrlich sein soll."

"Glaub mir, ich hätte das alles auch nicht für möglich gehalten", erwidert er lächelnd und legt seine freie Hand auf meine Wange, die ich sogleich in diese schmiege. "Vielleicht wollen sie mit uns beiden über die nächsten Schritte reden. Über uns, meine Mutter. Dein Vater meinte, er würde sich um sie kümmern."

Bin ich fies, wenn ich hoffen würde, dass nicht Ben, sondern Elijah sich ihr annimmt? Er würde sie sicherlich irgendwo einsperren. Da könnte sie uns wenigstens nicht mehr belästigen.

"Zach, vielleicht sollte ich die Schule wechseln. Das würde alles sehr viel einfacher machen."

Das würde es wohl. Gleichzeitig würde es aber auch bedeuten, dass wir uns weniger sehen würden. Verdammt, warum können die Umstände nicht anders sein?

Als würde er mir meine Bedenken ansehen können, versichert Jonah mir daraufhin: "Hey, egal was zwischen uns passiert ist oder noch passieren wird. Wenn du mich brauchst, bin ich jederzeit für dich da. Du kannst auf mich zählen und mir vertrauen. Ich halte mein Wort, okay? Ich bin immer bei dir."

"Du versicherst mir, dass du dich nicht nochmal vorzeitig von mir trennen wirst, bevor wir nicht darüber geredet haben?" Als er nickt, lehne ich mich vor und lege meine Stirn gegen seine. "Hör zu, ich brauche keine perfekte Beziehung. Die will ich gar nicht haben. Ich brauche nur jemanden, der mich nicht aufgibt."

"Das werde ich nicht, Zach. Das verspreche ich dir."





Nun scheinen die beiden den richtigen Schritt zu gehen, dass ihre Beziehung tatsächlich eine Chance hat 😌

So kann man nur hoffen, dass es gut ausgeht 😊

Broken Heart [boyxman] | ✔Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon