Kapitel 47

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Hiermit endet auch der Leseabend. Hoffentlich hat er euch ein wenig Freude bereitet 🙃

• Z A C H A R Y •

"Jonah und ich möchten zusammen wegfahren", sage ich Dienstagabend beim Abendessen.

Meine Geschwister scheinen gar nicht wirklich zuzuhören, dafür spüre ich die Blicke unserer Eltern auf mir, während ich in meinem Essen herumstochere.

"Wie war das bitte?", fragt Benjamin, als hätte er es nicht verstanden.

"Wir wollen am Wochenende in die Berge fahren", meine ich, was teilweise der Wahrheit entspricht. Wir haben es noch nicht ganz besprochen, wann wir fahren wollen, aber warum nicht schon diese Woche?

Warum Zeit verschwenden?

Ich zucke leicht zusammen, als Besteck geräuschvoll auf den Tisch gelegt wird.

"Kinder, würdet ihr uns bitte kurz mit eurem Bruder allein lassen?", bittet Elijah die anderen.

"Aber unsere Nudel..."

"Ihr könnt ausnahmsweise in euren Zimmern essen", erlaubt Ben ihnen, woraufhin sie ihre Stühle zurückschieben und mit ihren Tellern in der Hand das Esszimmer verlassen.

Sie warten, bis wir allein sind, und wenden sich dann wieder mir zu. Ich traue mich allerdings nicht, sie anzusehen.

"Zachary, was denkt ihr euch dabei?", fragt Benjamin dann und scheint wirklich aufgebracht zu sein.

Ich hatte Jonah gestern versprochen, dass wir gemeinsam mit meinen Eltern über den Trip sprechen würden. Jetzt bin ich ein wenig froh darüber, dass nur ich ihnen gegenübersitze.

"Denkst du nicht, es war schon genug gewesen, dass du bei ihm letztens schlafen durftest?"

"Papa, es wäre doch nur ein Wochenende."

"Nein, Zach."

"Wenn ihr euch Sorgen macht, Jonah wird gut auf mich aufpassen und ich nehme auch meine Tabletten. Es wird alles gut geh..."

"Hörst du schlecht, ich habe 'Nein' gesagt", unterbricht er mich harsch und steht mit einem Ruck auf, dass sein Stuhl nach hinten umfällt.

"Benjamin, bitte."

"Nein, Elijah. Ich verstehe nicht, was das soll. Da reicht man euch den kleinen Finger und ihr wollt direkt nach der ganzen Hand greifen!"

"Es war meine Idee. Lass Jonah da raus", bitte ich ihn und schaue hilfesuchend zu Dad, der allerdings gleichermaßen nicht begeistert aussieht.

"Zachary, denkst du bitte einmal an deine Gesundheit? Du bist herzenskrank, da kannst du nicht einfach mal irgendwohin fahren, nur weil du mal Lust darauf hast."

Mich packt nun selbst die Wut. Aufgebracht stehe ich nun ebenfalls vom Esstisch auf und stelle mich Benjamin entgegen. "Soll das ein Scherz sein? Mein ganzes Leben habe ich nur an mein beschissenes Herz gedacht!"

"Zach."

"Nein, Dad! Es reicht mir! Seit meiner Kindheit hat mich dieses halbe Herz mich definiert, immer musste ich mich danach richten, was damit zu vereinbaren sein könnte. Aber könnt ihr euch eigentlich vorstellen, wie ich mich damit gefühlt habe?"

Keiner der beiden erwidert etwas darauf. Mein Körper bebt vor Wut.

Ich bin wütend auf sie. Wütend auf mich selbst. Doch vor allem darauf, dass ich niemals normal leben konnte. Egal, wie sehr sich die beiden bemüht haben, ich habe doch immer gespürt und erleben müssen, dass ich ein anderes Leben lebe als andere.

Broken Heart [boyxman] | ✔Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum