Epilog

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• J O N A H •

Dass heute Zachs Beerdigung ist, erscheint mir noch immer so unwillkürlich. Und das, obwohl ich vorhin vor seinem Grab stand.

"Jonah?"

Elijah tritt neben mich und lächelt mich aufmundernd an. Er möchte mir Halt geben, obwohl es ihm selbst so verdammt schlecht geht. Erst vor einer Stunde hat er seinen eigenen Sohn beerdigt. Und doch steht er nun neben mir und scheint stark zu sein. Stark für mich. Stark für seine Kinder. Stark für sich und für Benjamin.

Wir haben einen gemeinsamen Verlust.

Zachary - den Menschen, den wir alle so bedingunglos lieben.

"Mir geht es gut, Elijah. Ich brauche nur ... einen Moment, weißt du?", murmle ich und zupfe an dem Ärmel meines Anzugs herum.

"Möchtest du, dass ich-"

"Ich wäre, ehrlich gesagt, gerne allein, wenn es dir nichts ausmacht."

"Natürlich. Ich wollte dir auch nur etwas geben", zeigt er sich verständnisvoll und hält mir zu meiner Überraschung einen Briefumschlag hin.

Schockiert starre ich auf die mir viel zu bekannte Schrift, die sich darauf durch meinen Namen verewigt hat. Es ist Zachs Schrift.

"Was ist-"

"Ben hat ihn gefunden, als wir sein Zimmer aufgeräumt haben", erklärt Elijah. "Er hat ... uns allen einen Brief geschrieben. Wie es scheint, wollte Zach darauf gefasst sein, wenn er uns verlässt."

Es ist ein Abschiedsbrief.

Wann zur Hölle hat er ihn geschrieben? Und warum?

Meine Hände zittern, als ich den Umschlag langsam öffne. Elijah klopft mir auf die Schulter. "Ich lasse dich damit mal alleine. Wir sind für dich da, wenn du reden möchtest. Oder wenn du einfach nur jemanden bei dir haben möchtest."

"Danke, Elijah. Für alles."

"Eine Familie unterstützt sich gegenseitig", sagt er zuletzt und füllt damit mein leeres Ich mit einem wohlfühlenden Gefühl.

Durch Zachary habe ich diese wundervollen Menschen kennen- und wirklich auch lieben gelernt.

Ich schaue ihm hinterher, beobachte, wie er zu seinem Ehemann geht. Dieser nimmt ihn lächelnd in Empfang, legt seine Arme um ihn. Auch Benjamin möchte sich wenig anmerken lassen, doch wenn man ihn besser kennt, weiß man, wie es in seinem Inneren aussieht. Und dass das sich auch in seinen Augen widerspiegelt.

Ich ziehe mich auf einer der wenigen Sitzmöglichkeiten draußen zurück, abgeschottet von den anderen, um ein wenig Ruhe zu finden. Mein Hals ist trocken, als ich den Brief aus den Umschlag herausnehme. Und schon, als ich die ersten wenigen Zeilen lese, steigen mir die Tränen in die Augen.

"Ich weiß nicht so recht, wie ich diesen Brief beginnen soll. Wenn ich ehrlich bin, fällt es mir gerade am schwersten, dir zu schreiben, Jonah. Denn ich möchte dir so vieles sagen, weiß aber nicht, wie.

Wahrscheinlich hast du dich gerade zurückgezogen, um alleine zu sein. Sonderlich gesellig warst du ja nie ...

Tja, dann hast du dir eindeutig die falschen Schwiegereltern ausgesucht, sie werden dich nicht mehr in Ruhe lassen ..."

Gegen meinen Willen muss ich über seine Aussage schmunzeln. Er kennt mich einfach zu gut. Erschreckend, wenn man unsere so kurze gemeinsame Zeit, die wir miteinander verbracht haben, betrachtet.

Broken Heart [boyxman] | ✔Where stories live. Discover now