Kapitel 25

2.8K 275 23
                                    

• Z A C H A R Y •

Dr. Hall schließt meine Akte und legt sie beiseite, um sich uns zu widmen. "Nun, ich muss Sie nicht darüber aufklären, dass Zach einen sehr seltenen, sehr schweren Herzfehler hat. Man kann ihn nicht heilen, lediglich in mehreren Operationsschritten versuchen, Zachary ein einigermaßen lebenswertes Leben zu ermöglichen. Und das haben wir in seiner jüngsten Kindheit damit getan, ihm ein Spenderherz zu geben, denn es war notwendig."

Mit zusammengepressten Lippen greife ich nach den Händen meiner Väter, die jeweils auf einer Seite neben mir sitzen. Sie drücken beide liebevoll meine Hand, um mir beizustehen. Dabei weiß ich, wie sehr sie sich selbst jedes Mal vor diesen Termin bei dem Herzspezialisten fürchten.

Neben Ben sitzt außerdem Dr. Huxley, den wir zu diesen Terminen immer mit einladen. Er macht sich einige Notizen zu unseren Unterhaltungen, ist aber in erster Linie dafür da, psychischen Beistand zu leisten.

Ich bin heute auch zuhause geblieben, es hätte keinen Sinn gemacht, in die Schule zu gehen. Meine Gedanken wären sowieso nicht beim Unterricht gewesen. Es kreist sich derzeit alles um mein Herz.

Aber nicht nur wegen meiner Krankheit. Auch dass ich Jonah nicht begegnen musste, erleichtert mich. Es würde mich nur noch mehr verwirren.

"Auch wenn Ihr Sohn jedoch nie ein Herz haben wird, mit dem er alt werden kann. Manche Kliniken hätten ihn erst jetzt transplantiert. Damit er noch etwa zehn, fünfzehn Jahre geschenkt bekommt. Denn nur so lange hält ein solches Herz. Und wir können froh sein, dass sein Spenderherz jetzt noch immer funktioniert", erklärt der Grauhaarige weiter, während er den Kugelschreiber in seinen Händen dreht. Sein Blick liegt auf mir. "Aber dass du von auffälligen Schmerzen berichtest, bereitet mir ein paar Sorgen, Zach. Da bin ich ehrlich. Die Untersuchungen sind unauffällig, aber ich würde dich trotzdem bitten, nun regelmäßiger ins Herzzentrum zu kommen. In kleineren Abständen, damit wir es beobachten können."

"Woran denken Sie, Dr. Hall?", fragt Elijah mit belegter Stimme.

Seufzend schüttelt er den Kopf. "Naja, wie gesagt, die Auswertung seiner Werte ist unauffällig. Es sieht alles gut aus. Aber wenn Zachary selbst etwas spürt, müssen wir das beobachten." Der Kardiologe wendet sich wieder an mich. "Du nimmst aber deine Immunsuppressiva täglich, nicht wahr?"

Während ich nicke, sagt Benjamin: "Natürlich, darauf achten wir auch sehr."

"Und der Sport wird auch nicht vernachlässigt?"

Etwas schuldbewusst beiße ich mir auf die Innenwand meiner Wange. "Das habe ich ehrlich gesagt in letzter Zeit etwas schleifen lassen. In den Ferien sind wir ja in den Urlaub gefahren. Dort sind wir ein wenig wandern gegangen, aber sonst..." Ich lasse die Worte in der Luft hängen.

"Es ist sehr wichtig, dass du dich fit hältst, Zach. Denk dabei an dein Herz, auch der leichte Sport hilft. Leichte Gymnastik, Radfahren, Schwimmen...du kannst auch mit deinen Geschwistern entspannt Ball spielen, wenn du möchtest. Yoga tut auch gut oder Gehen beziehungsweise Wandern in der Ebene oder bei leichter Steigerung. Du sollst dich nicht überanstrengen, aber das alles ist möglich."

"Ich weiß", erwidere ich zähneknirschend und habe direkt ein schlechtes Gewissen. Wenn die Brustschmerzen deshalb kommen, bin ich selbst daran schuld.

Im Alter von zehn Jahren bekam ich eine schwere Lungenentzündung, die in einem derartigen Zustand oft tödlich ausgeht. Aber ich habe sie überlebt.

Ich wurde mehrere Wochen beatmet, sediert, relaxiert und schmerztherapiert. Mein Körper war bis auf ein paar chemische Vorgänge in den Organen komplett stillgelegt.

Es gibt wirklich Tage, die vergisst man nicht. Egal, wie lange sie her sind.

Ich weiß noch genau, wie betäubt ich mich gefühlt habe, als ich aus dem Koma erwacht bin. Und ich habe mir geschworen, mich nie wieder in eine solche Lage zu bringen, dass ich das nochmal durchmachen muss.

Broken Heart [boyxman] | ✔Where stories live. Discover now