Kapitel 16

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Erwin

Ich sah den fünf aus den Augenwinkeln zu, wie sie Levi das Haar verwuschelten und ihn einer nach dem anderen umarmte.
Irgendwann kam mir meine Frage von damals erneut in den Sinn: passt Levi sich uns oder den Tigern an?
Die Antwort darauf wurde ziemlich klar: er passte sich beiden an. Nach dem, was er mir erzählt hat, war er hinter den Mauern geboren und in der Hardcliff aufgewachsen. Ich vermutete, dass er gelernt hatte sich der Hardcliff anzupassen und dann wieder zurück hinter die Mauern gegangen ist, wo er sich neu den Menschen anpassen musste, die ja weder so klever, noch so verrückt, wie die Tiger waren.
Levi blieb noch ein wenig bei den Tigern im Eingang und ich unterhielt mich mit Mike, den anderen fünf und einigen Tigern, die nicht gerade bei Levi waren. Diese erzählten mir und den anderen interessante Dinge über die Tiger und die Hardcliff. Zum Beispiel, dass Tiger sehr sehr schnell lernen konnten, da sie ein fotografisches Gedächtnis hatten,- also ein Gedächtnis, mit dem sie sich an alles erinnern konnten, was sie nur einmal gehört hatten. So konnten sie Liedtexte, die 3 Minuten lang waren nach dem 1. Mal hören oder lesen, sofort auswendig konnten. Als ich ihm davon erzählte, was wir mit den Tigern vor hatten, versicherte er mir, dass wir in den zwei Wochen, in welchem wir hier blieben, die gesamte Hardcliff samt Kindern zu echten Aufklärungstrupp- Soldaten ausbilden konnten, die sogar stärker wären, als Levi. Ich staunte nicht schlecht, als ich das gehört hatte.

"Glaubst du, die Tiger werden mitmachen wollen, wenn wir sie über die Umstände aufklären?" Fragte ich nervös.
Der Tiger lachte mir ins Gesicht und legte seine Hand auf meine Schulter.
"Keine Angst, mein Freund. Du wirst hier mit mehr Soldaten raus gehen, als du je zählen konntest." Lachte er. Das gab mir ein gutes Gefühl und eine Einsicht: die Tiger mochten zwar verrückt sein, aber mit ihnen war gut zu reden. Ob Levi genauso war wie sie? Diese Frage beschäftigte mich ein wenig und mir viel auf, dass er gerade auf uns zu kam. Der Tiger neben mir wandt sich ein paar Sekunden später an ihn.
"Na, Levi? Bist ja doch nicht tot." Lachte er.
"Das hättest du gerne, was?" Fragte Levi lächelnd. Er machte mit dem Kerl einen Handschlag und dieser ging dann. Das Lächeln blieb auf Levis Gesicht.
"Kann es sein, dass du glücklicher bist als vorhin?" Fragte ich ihn. Als wir vorhin angekommen sind, war er noch ein wenig emotionsloser und plötzlich wollte er sofort in diese Bar hier.
"Jap. Sorry, dass ich dich so einfach hier reingeschleppt habe, aber genau deswegen bin ich hier mit dir hergekommen." Lächelte er.
"Um zu lachen?" Schmunzelte ich hervor und sah ihn halb lächelnd an.
"Ganz genau." Sagte er und bestellte sich ein Getränk an der Bar. Dann fiel mir auf, dass jeder Tiger hier glücklich lachte und keiner hatte einen anderen Gesichtsausdruck als Levi.
"Gibt es denn einen Grund zu lachen?" Fragte ich ihn, während er grade an einem komisch grünen Getränk schlürfte. Er schluckte und antwortete dann:
"Einer unserer Kämpfer ist gefallen. In seinem letzten Brief hatte er geschrieben, dass wir weiterhin lachen sollen, weil ihn unser Lachen immer so glücklich gemacht hat. Das stand auf dem großen Poster da draußen." Ich erinnerte mich an das Poster. Zuerst habe ich gedacht, es wäre eine Art riesiger Steckbrief. Dabei war es eine Todesanzeige? Ehrte man die Toten wirklich so stark hier?
Dasselbe fragte ich Levi und seine Antwort war für mich etwas... traurig:
"Ja. Seit über zweihundert Jahren schon. Weißt du... damals wurden wir Tiger gejagt und getötet. Und mit dieser Totenehrung danken wir unseren gefallenen Brüdern für ihre mutige Unterstützung im Krieg."
Ich sah ihn mitleidig an. Er sah aber nur auf sein Getränk, wobei sein Lächeln verschwand. Irgendwie konnte ich mir ausmalen, welche Schmerzen soetwas in ihren Herzen verursacht hat. "Das tut mir leid..." murmelte ich und ärgerte mich gleichzeitig darüber, wie gespielt diese Aussage klang.
Der Barkeeper bemerkte, wie nidergeschlagen Levi wirkte.
"Aber heute wollen wir seinen letzten Wunsch erfüllen, oder Levi? Keine Zeit für traurige Gesichter." Lächelte er und verwuschelte Levis Haare. Levi wehrte sich nicht dagegen und lächelte wieder. "Tut mir leid..." murmelte er. Ich wollte die Stimmung ungern kaputt machen, aber ich hatte eine Frage, die mir Levi immernoch nicht beantwortet hatte.
"Levi?" Fragte ich erstmal um zu sehen, ob Levi in der Stimmung war, zu antworten. Er drehte den Kopf zu mir und machte mir mit einem "Hm?" Klar, dass er zuhören würde.
"Du hast mir die Frage mit dem Schlafplatz noch nicht beantwortet." Sagte ich und beobachtete seine Züge.
"Oh ja. Entschuldige. Du wirst glaub ich in dem Hotel ganz am Eingang schlafen. Geh dann einfach mit den Anderen mit." Antwortete Levi und deutete bei dem Wort "Anderen" auf Hanji, Mike, Moblid und die drei Jugendlichen.
"Ähh... Levi? Das Hotel ist bereits ausgebucht." Warf der Barkeeper ein. Levi ließ die Hände fallen und sah ihn ernst an.
"Das ist nicht euer scheiß Ernst oder?!" Knurrte er.
"Doch. Alle Zimmer besetzt. Drei davon sind voll mit Tieren... wenn du verstehst was ich meine." Lächelte er. Levi kratzte sich am Kopf und blitzte den Kerl boshaft an, welcher aber nur lächelte und ihn mit denselben Augen ansah. Ich verspürte eine Art Angst in mir, bis Levi dann aber zu ihm sprach:
"Das macht ihr mit Absicht! Ihr seit solche Schweine. Wirklich." Der Barkeeper lachte ihn an. "Aye." Krächzte er. Dann wandt Levi sich an mich.
"Gut... dann gehst du halt mit mir mit." Sagte er.
"OK. Wann werden wir dann gehen?" Fragte ich.
"So in zwei oder drei Stunden." Ich nickte und sah dann zu den anderen, die sich mit den Tigern unterhielten. Hanji war an einem anderen Ende der Kneipe und lachte sich gemeinsam mit den Tigern ab. Sie verstand sich wirklich großartig mit ihnen, was mich wirklich für sie freute, denn das war nicht bei jedem der Fall. Die Tiger hörten ihr zu und reagierten auf ihre Aussagen. Sie lachten mit ihr und waren beinahe genauso verrückt drauf, wie Hanji es war. An der anderen Ecke stand Mike bei den Tigern und diese hatten plötzlich eine ganz andere Art und Haltung, als bei Hanji. Mike schien sich auf seine Art mit ihnen zu verstehen, so auch Moblid und die drei Jüngsten. Jeder schien gleich zu sein, wie die anderen, egal mit wem sie sprachen. Untereinander gingen sie aber genauso grob und ruppig mit ihren Genossen um, wie wir es bereits kannten. Überall prügelten sie sich lachend und Levi machte manchmal mit. Wie Levi es mir erzählt hatte, war keiner von ihnen danach in irgendeiner Weise verletzt. So etwas konnten wir Menschen wohl kaum vollbringen.
Dennoch gab es einige, die immernoch an der Intelligenz dieser Tiger zweifelten. Ich nicht mehr- das stand fest, aber einige, die weniger an das Niveau eines Bleistiftes heran kamen (um es mal nett auszudrücken). Eine Weile ist bereits vergangen, seitdem ich darüber nachgedacht habe, wie man ihre Intelligenz beweisen kann, doch sie mussten es wohl selbst herausfinden, ehe sie es mit meinen Aussagen begreifen würden.

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now