Kapitel 51

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Erwin

Es war also keine Einbildung?! Monster hatte ihn auch gesehen! Mit schnellem Schritt war jemand, der definitiv größer als 1,90 Meter war und braune, nach oben stehende Haare auf dem Kopf und einen Muskel bepackten Körper hatte, in die Bäume hinein verschwunden. Monster war so aufgeregt, wie ich es wurde, als ich ihn gesehen hatte. Das war auf jeden Fall Kawiss gewesen. Darauf hätte ich alles verwettet.
"Monster! Was redest du denn da? Kawiss ist doch tot." Sagte Engel, der zu ihm ging und ihm die Hand auf die Schulter legte.
"Nein! Nein! Er ist da in den Wald gerannt! Ich habs gesehen!" Rief Monster überzeugt und sah Levi mit großen Augen an.
"Kawiss ist am Leben, Levi!!"
Doch Levi reagierte wie jeder Mensch reagieren würde:
"So ein Unsinn!! Kawiss ist tot!! Du hast dir das nur eingebildet!" Dabei sah er ein wenig wütend aus. Er konnte Monster gar nicht geglaubt haben. Er dachte, Monster wollte ihn auf den Arm nehmen.
"Levi! Bitte glaub mir doch! Das ist jetzt nicht so wie mit dem Fisch damals! Das ist mein Ernst! Bitte!" Rief Monster. Levi packte ihn knurrend am Nacken und drückte ihn nach unten.
"Jetzt reicht's!!! Hör auf mich zu verarschen!!!!" Schrie er. In dem Moment stieg ich aus und hielt Levi am Arm.
"Baby! Warte! Ich hab ihn auch gesehen!" Rief ich aufgeregt und sah ihm in die erschrockenen Augen. Seine Faust hing in der Luft und er hielt inne.
"Waas?!" Fragte er mit aufgerissenen Augen. Ich nickte ihn an.
"Er war da! Dort hinten beim Waldrand!"
Levi schaute in die Richtung, in die ich deutete. Dabei sah er ziemlich skeptisch aus, schien mir aber doch zu vertrauen. Er schaute mich an und zog eine Augenbraue hoch, als wollte er mir nicht glauben. Gerade als ich fragen wollte, ob er mir nicht glaubte, warf er Monster zu Boden und stapfte in Richtung Waldrand. Wir alle rannten ihm sofort nach. Wenn es eine weitere Falle war, dann würde Levi wohl Hilfe benötigen.
Er ging über den blanken Feldweg und steuerte auf die Stelle zu, wo ich und Monster ihn gesehen hatten. Ich war aufgeregt, denn wenn das wirklich Kawiss war, könnte sich einiges verändern. Die Tiger könnten eventuell zurück kehren, Historia und Ragona hätten ihren großen Bruder zurück und Levi könnte wieder der Alte werden- zumindest der, der er vor Kawiss' Tod war. Ich hatte mich zwar in ihm verliebt, so wie er jetzt war, aber ich sah ihn viel lieber mit einem Lächeln als ohne.
Levi blieb plötzlich stehen und sah auf den Boden. Fragend schaute ich zu ihm.
"Was ist?" Fragte Ymir.
Levi kniete sich hin.
"Das ist der Abdruck einer Tigertatse." Sagte Levi bekümmert. Ragona kam zu ihm und hockte sich auch hin.
"Die ist groß!" Rief sie. Levi schaute in den Wald hinein und fing auf einmal an hinein zu laufen.
"Hey!!" Rief Ragona und rannte hinterher, so wie wir alle auch. Levi war schnell unterwegs. So schnell, dass es keiner von uns richtig schaffte, ihn einzuholen. Er sprang über unten liegende Bäume hinweg, die von Stürmen oder durch andere Ursachen umgefallen waren. Er sprang über ganze Bäche hinweg und sprang in einige hinein, die zu breit fürs drüber springen waren, ohne sich die Zeit zu vergeuden, einen sauberen Weg zu finden, wie er es immer tat. Wir mussten ihm wohl oder übel so folgen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Historia fiel im Bach um und verknackste sich den Fuß. Ymir blieb sofort stehen und half ihr auf. Sie konnte jedoch nicht laufen, weswegen Ymir sie trug. Sie wurde durch das extra Gewicht auf ihrem Rücken deutlich langsamer und fiel hinten ab von der Reihe.
"Verdammt. Wir kommen nach!!! Rennt weiter!!!!" Rief Ymir und blieb stehen. Ich sah hinter mich und war leicht besorgt, aber rannte dennoch Levi hinterher, der so rannte, als hätte er es gar nicht bemerkt. Was nur rannte er nach, das so wichtig war?? Erschöpft begann ich zu knurren, während Ragona und er kaum angetan von der gesamten Strecke waren. Mir lief hingegen der Schweiß von der Stirn und ich atmete schnell und ungleichmäßig. Wie es die Erschöpfung mit sich brachte, wurde ich langsamer und sah Levi und Ragona an der Spitze hinfort laufen. Genervt von mir selbst entschloss ich mich, die Erschöpfung von meinen Schultern zu schütteln und wurde schneller. So schnell es mir meine Beine erlaubten, rannte ich Levi und Ragona nach. Über Felder mussten wir rennen und über Bäume mussten wir springen, nur damit wir Levi nicht aus den Augen verloren. Ich wurde noch erschöpfter und wurde erneut langsamer, doch dann blieb Levi endlich stehen. Ich blieb mit langen Atemzüge neben ihm stehen und stützte mich auf meinen Oberschenkeln ab. Ragona stand schwer atmend da, aber schien noch weiter machen zu können.
"H- hast du was gehört?" Fragte ich zittrig und sah zu ihm auf.
"Ruhe!" Knurrte er und lauschte. Ich nickte und machte beim Atmen den Mund zu, damit ich leiser war. Hoffend, dass Ymir und Historia bald nachkamen, schaute ich hinter mich, doch konnte niemanden hinter uns sehen. Ein Keuchen und ein Wimmern kam aus mir hinaus und ich erkannte, dass wir in einem tiefen Wald waren.
"Verdammt... wie sollen Historia und Ymir uns jetzt finden? Und wie sollen wir sie finden?!" Fragte ich aufgebracht und hielt mir meine pochende Brust.
"Engel ist bei ihnen geblieben. Er wird Historia heilen und dann den Weg hierher finden." Sagte Ragona.
"Schön und gut... aber wie soll er uns finden?"
"Er ist an Levi gebunden. Schon vergessen? Er weiß genau, wo der Rest seines Körpers ist, da er diesen jederzeit in Levi spürt. So kann er auch nich Levi verlieren, selbst wenn er es wollte. Ich wette, er und die beiden sind bereits auf dem Weg hierher." Lächelte sie mich an.
"Na gut... aber Levi? Warum benutzt du nicht Monster als ein Transportmittel um-" In diesem Moment lief Levi schon wieder los und hatte mich höchst wahrscheinlich auch nicht gehört. Mit einem langen Knurren und Jammern rannte ich hinterher, als Ragona ebenfalls nachlief. Meine Beine wollten mich bereits im Stich lassen. Ich schlenkerte umher- nicht fähig meine Beine richtig anzuspannen. Ich stolperte mehrere Male und verlor an Reichweite zu den zwei vor mir. Frustriert wollte ich stehen bleiben, doch ich konnte nicht. Mein Unterbewusstsein wollte, dass ich ihnen nachlief, doch mein Körper weigerte sich nach und nach.
"Erwin!" Rief Ragona vor mir. Ich sah schwach zu ihr hoch und hoffte, nichts wie eine gemein gesagte Motivation zu hören, doch sie rief: "Versuch, den Punkt zwischen deiner Handfläche und deinem Daumen zu massieren! Ich gebe dir ein wenig meiner Ausdauer!"
Verwirrt hob ich die Hand und suchte diesen Punkt. Zwischen Daumen und Handfläche konnte nur ein wenig weiter unten in Daumennähe sein. Ohne viel nachzudenken massierte ich diesen Punkt und merkte nach und nach, wie mein Herzschlag sich beruhigte und ich fitter fürs weiterlaufen wurde. Motiviert lief ich den zwei nach und überwand
nd noch weitere Bäche und am Boden liegende Bäume. So lange, bis Levi endlich die Puste ausgehen würde. Dies aber konnte noch eine Weile dauern. Levi war ganz bestimmt nicht bereit dazu, mir seine Ausdauer zu geben, damit ich ihm folgte. So, wie das aussah, war Levi in einer Art Trancezustand und lief unkontrolliert weiter. Er schien etwas zu verfolgen. Was er aber verfolgte- das wusste ich nicht. Ich hatte nichts gesehen oder gehört, was sein Aufsehen soo weit herausforderte, dass er es ohne zu zögern verfolgte. Auch in der kurzen Pause, die Levi eingelegt hatte, um zu lauschen, hatte ich rein gar nichts gehört.
Nun fragte ich mich eins; war es eine so gute Idee, ihm nachzulaufen? Hätten wir lieber warten sollen, bis er zurück war? Oder besser; wäre er überhaupt zurück gekommen? Zu viele Fragen. Mal wieder. Ich fragte mich, was in Levis Kopf gerade vor sich ging. Ob er überhaupt merkte, dass wir ihm folgten? Vermutlich. Aber er achtete sicher nicht darauf. Vielleicht war Kawiss ja tatsächlich am Leben und lockte Levi zu sich...? Aber wenn er das tun würde, dann warum? Warum kam er nicht einfach raus und zeigte sich?
Ich schlug mir alle Gedanken aus dem Kopf hinaus, als ich plötzlich in Levi hinein rannte. Er war stehen geblieben?
"Hey! Warum bleibst du stehen??" Fragte ich überrascht. Levi schien mich kaum gehört zu haben und starrte etwas vor ihm an. Verwirrt schaute ich über seine Schulter und konnte kaum glauben, was ich da sah. Es war der Berg, in der die Hardcliff versteckt war!

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now