Kapitel 56

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Levi

Es war endlich soweit. Die Uhr zeigte 14:43 an und der Kalender den 23. 3.- ein Datum, welches von heute an in meinem Kalender stehen würde.
Ich saß mit Erwin ganz vorne, bereit für die Trauung. Ebenso war es Engel, der ziemlich aufgeregt aussah und hinter dem Altar stand. Ragona hatte sich als Blumenmädchen organisiert und war noch mit Altaïr hinten. Er und Ragona waren die einzigen, die noch fehlten.

Kawiss stand aufgeregt vorne und hatte die Hände wie ein Bodyguard vor dem Schritt plaziert und überkreuzt. Er wippte auf den Zehenspitzen ein wenig auf und ab. Er schien ziemlich erfreut zu sein. Und ich gönnte es ihm. Die Trauung würde sowohl für ihn- als auch für mich ein Erfolg in unserem Leben werden.
E

r und Altaïr waren so ein süßes Paar. Nach zehn Jahren warten konnten sie endlich eins werden.
Ich blickte über meine Schulter zu Monster, der an der Gitarre saß und für die Musik zuständig war. Es war ziemlich lustig, da ich wusste, dass Altaïr ein etwas härteres Lied von mir gewählt hatte. Dies war eine riesige Ehre für mich, denn Altaïr mochte keine Musik so sehr wie ich und Kawiss. Aber meine Musik hatte er vor seinem Verschwinden sogar privat gehört und das ziemlich oft.
So langsam wurde ich aufgeregt. Ich würde für die Hochzeit meines Bruders den Trauzeugen spielen. Das war wirklich etwas, wonach ich mich schon ewig gesehnt hatte. Am liebsten hätte ich dies schon vor 10 Jahren getan, als die Hochzeit eigentlich eigeplant wurde. Aber besser spät als nie, wie Kawiss sagen würde.
Nun endlich ertönte die Musik von Monster aus. Keine Geigen, keine Orgel aber dafür Gitarrengeklimper und das Schlagen auf Holz, begleitet von einem etwas lauteren Gesang, zu dem Ragona in einem kleinen, weißen Kleid hinein kam und als Blumenmädchen die Blütenblätter von Rosen jeder Farbe verstreute.
Ich erkannte den Song sofort. Es war das Lied, welches ich damals für jeden geschrieben hatte, dessen Partner aus dem Krieg zurück gekommen war. Es passte einfach perfekt zur Situation. Ich war stolz darauf, diese von meinem besten Freund komponierte Melodie zu hören. Sie bedeutete mir viel. Und noch mehr bedeutete es mir, dass Altaïr sie genauso mochte wie ich, denn er kam lächelnd in den Raum und ging im Takt der Musik auf den Altar zu.
Als erstes schaute ich zu ihm und begann breit zu grinsen, als ich ihn leicht tänzelnd ankommen sah. Gemischte Gefühle machten sich in mir breit. Ich war glücklich, ihn endlich wiederzusehen und auf seiner Hochzeit anwesend zu sein,- stolz, dass meine Musik scheinbar gut ankam,- und aufgeregt, weil ich meinen gesamten Text, den ich damals als Trauzeuge für die Hochzeit geschrieben habe- wieder von neu lernen musste und Angst habe, etwas davon zu verspielen.

●Das wird Kawiss sicher gefallen●,- dachte ich mir, als ich Altaïr's Anzug sah, der mit grell weißer Farbe und blauer Kravatte quasi das Gegenteil zum schwarzen Anzug mit roter Kravatte von Kawiss war.
Erneut viel mein Lächeln stärker aus und ich schaute in Kawiss' Richtung, um seine Reaktion zu sehen. Er grinste genauso breit, wie der Rest von uns. Vielleicht sogar noch mehr, denn er sah im ganzen Gesicht glücklich aus. So hatte ich ihn eigentlich noch nie gesehen. Hinter seinem Lächeln stand eigentlich immer ein Hauch Ernstsein, doch diesmal hatte er die Ernsthaftigkeit komplett überspielt und zeigte uns- oder noch eher Altaïr sein ehrlichstes Lächeln.
Ich freute mich bis über beide Ohren für die zwei, wie auch der Rest von uns und wir begannen für sie zu klatschen.
Altaïr grinste breit und kam auf Kawiss zu, den er symbolisch mit dem Daumen zu sich lockte, während sein Kopf nun ebenfalls zur Musik wippte. Es war amüsierend, ihn so zu sehen und ich lehnte mich gespannt zurück. Kawiss begann nun auch mit der Musik mitzugehen und steppte mit einem Fuß auf dem Boden, womit er seine Fortbewegung in Altaïr's Richtung ankündigte, die er mit tanzenden Schritten durchführte.
Hinter mir hörte ich Ymir zu Ragona flüstern: "Sag mal warum haben die eigentlich so viel Platz im Gang gelassen? Als wäre Altaïr so fett, dass er das alles braucht!?"
Mir fiel es auch auf: es war tatsächlich viel Platz im Gang. Es hätten 5 Tiger nebeneinander hindurch gepasst, wenn noch welche da wären. Aber das alles hatte ja auch seinen Grund: einen ganz speziellen Grund sogar, der sich nun offenbaren würde: Kawiss ging auf Altaïr zu und wippte mit dem Kopf weiterhin zur Musik. Altaïr öffnete erhebend und herausfordernd die Arme und schaute an Kawiss hinunter. Das Anzeichen war klar: sie würden gegeneinander tanzen.
"Deswegen." Sagte Ragona zu Ymir und deutete auf die zwei, die nun etwas mehr zur Musik abgingen. Es war so schön für mich, ihnen dabei zuzusehen. Dasselbe hatten sie früher ständig gemacht und ich hatte ihnen jedes Mal dabei zugesehen. Ihre Bewegungen waren elegant. Als würden sie gegenseitig miteinander kämpfen, doch eigentlich taten sie es aus Spaß. Dahinter steckte kaum etwas anderes als einfach Langeweile. Trotzdem war es immer wieder interessant, ihnen zuzuschauen. Wie sie sich danach immer in die Arme fielen und noch verliebter zu sein schienen, als vorher schon. Sie verhielten sich wie Feinde, aber sie lächelten und lachten dabei, während wir um sie herum waren und sie beobachteten. Ich wusste, weswegen sie dies taten. Diesmal nämlich nicht aus Langeweile, sondern um sich an diese Zeiten zurück zu erinnern und ihren Bund noch einmal zu stärken, bevor sie für immer einander gehören würden.
Stampfend und tatzend sprangen sie auf dem Boden herum und drehten sich gegenseitig, während sie den Kopf zur Musik bewegten. Es war so ehrenvoll für mich und ich hatte keine Ahnung, warum. Es war einfach so toll, ihnen dabei zuzuschauen, wie sie mein Lied mitsangen und dazu tanzten, als wäre es das bwste Lied der Welt.
Sie taten so, als würden sie Walzer tanzen, aber machten ruppige und aggressive Bewegungen, die gute Stimmung verbreiteten. Wie bei jedem guten Walzer, lag Altaïr am Ende einer Drehung in Kawiss' Arm und lächelte zu ihm rauf. Wieder klatschten wir djrch diese gelungene Tanzbewegung und über ihr verliebtes Lächeln, welches sie dabei aufhatten. Ich wusste ja, dass der Tanz eigentlich erst nach der Trauung stattfand, aber es war hier schon immer anders. Gebräuche veränderten sich nunmal. Und diesmal war dies ebenso der Fall.
Nun endlich gingen sie Hand in Hand zum Altar, als das Lied zuende war und wir standen auf. Engel begann tief durchzuatmen, aufgeregt, wie er war und begann von dem Papier vor ihm abzulesen: "Wir haben uns heute hier versammelt, um den ewigen Bund der Ehe zwischen Kawiss Leratis und Altaïr Ashembra zu besiegeln. Dieser ewige Bund wird erst dann vorbei sein, wenn einer oder beide sich nicht als würdig beweisen, den Bund bis in den Tod und darüber hinaus auszuhalten. Sowohl auf Erden als in der Hölle- ihr werdet immer zusammen durch dick und dünn gehen, euch ehren und lieben bis ihr alles an Liebe verliert.
Ich wende mich nun an dich, Altaïr Ashembra. Willst du den hier anwesenden Kawiss Leratis auf ewig lieben und ehren? Ihn durch die größte Gefahr begleiten und selbst noch im Höllenfeuer auf ihn warten?"
Altaïr sah total verliebt zu Kawiss und antwortete lächelnd mit: "Ja. Ich will."
Kawiss lächelte ihn genauso verliebt an. Der Fakt, dass sie nach 124 Jahren Beziehung noch so verliebt ineinander waren, machte mich glücklich. Ich hoffte innerlich, dass Erwin und ich genauso aussehen, wenn wir älter sind.
Engel sprach nun weiter:
"Dann wende ich mich jetzt an dich, Kawiss Leratis. Willst du den hier anwesenden Altaïr Ashembra auf ewig lieben und ehren? Ihn durch die größte Gefahr begleiten und selbst noch im Höllenfeuer auf ihn warten?"
Nun sah Kawiss wieder zu seinem Altaïr und antwortete als wäre es das selbstverständlichste der Welt: "Ja ich will."
Engel legte die Hände zusammen und fing an zu lächeln, da er es anscheinend so süß fand.
"Nun erkläre ich sie in Kraft meines... na ja. Nicht vorhandenen Amtes zu Mann und Mann." Lachte er und wir alle kicherten. Für einen Moment schauten sich Kawiss und Altaïr ratlos an. Wir alle warteten darauf, dass Engel ihnen das Okay Wort gab, sich zu küssen, doch er sah ebenso ratlos aus, als alle ihn anschauten.
"Ähhh..." Murmelte Engel und schaute hilfesuchend zu mir. Mir kam ein Schnaufen aus den Nasenflügeln und ich musste mir ein Kichern unterdrücken. Niedlich war es ja, wie aufgeregt und ratlos er war, doch ich musste ihn wohl auf den letzten Satz auf seinem Zettel hindeuten, was ich für ihn tat.
"Achso!! Oh meine Güte verzeiht mir vielmals! Natürlich dürft ihr euch nun küssen." Kicherte er dann verlegen.
"Haha. Na geht doch." Lachte Kawiss und drehte Altaïr erneut in seine Arme und küsste ihn lächelnd. Wir klatschten erneut und standen dabei auf. Die zwei sahen ziemlich glücklich aus, was sich dadurch zeigte, dass sie fast gar nicht mehr aufhörten sich zu küssen. Als sie es dann doch taten, unterschrieben sie den Vertrag der Ehe, wobei sie sich fast die ganze Zeit im Arm hielten. Daraufhin sollten ich und Erwin ebenfalls einen Vertrag unterschreiben. Der Vertrag der Trauzeugung. Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung, ob es diesen auch bei Menschen gab, aber hier gab es ihn jedenfalls.
"Auf zur Torte!" Rief nun Monster und eilte zur Torte hinüber, wie auch wir alle, nach diesem plötzlichen Befehlswandel.
Kawiss schaute zu Altaïr hinunter. "Hast du die auch selber gemacht?" Lächelte er.
"Ja natürlich habe ich die selber gemacht." Kicherte Altaïr und lehnte sich an Kawiss' Brust, was Kawiss dadurch bestätigte, dass er seinen Kopf an den von Altaïr lehnte.
"Nawwww. Ihr seid sooo süüüß." Schwärmte Erwin im Hintergrund. Wie ein eifersüchtiger Rabe trat ich dann aber neben ihn und legte meinen Arm um seine Schultern.
"Wir sind immernoch süßer." Grinste ich und hielt Erwin nah an mich. Anscheinend war er überrascht, denn er schaute fragend zu mir hinauf.
"Warum denn plötzlich so anhänglich?" Fragte er.
"Oh! Is wohl auffällig!" Lachte Monster im Hintergrund, während ich nur murrend zu Erwin runter schaute.
"Darf ich meinen Freund nicht in den Arm nehmen oder was?" Schmollte ich, was Erwin zum kichern brachte.
"Doch natürlich, Baby." Lächelte er und legte den Arm um mich.
Plötzlich erschrak Altaïr.
"Dir fehlt ja ein Arm!" Stellte er fest.
Nanu? War ihm das etwa nicht aufgefallen die ganze Zeit?
Erwin fragte dasselbe: "Ja? Ist dir das noch nicht aufgefallen?" Fragte er und hielt die Schulter hoch, an der der Unter- und Oberarm fehlte.
"War es eine Art Strafe für eine Böse Tat, die du begangen hast oder war es die Folge einer guten Tat?" Fragte Altaïr. Der stellte ja merkwürdige Fragen. Auf mich klang es so, als würde er ihm irgendwie damit helfen wollen, aber warum stellte er dafür solche komischen Fragen?

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now