Kapitel 45

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Ligon

Ich drückte Kawiss in den Boden und schnitt seine Brust mit den bloßen Fingern auf.
Als ich seine Schreie hörte, erinnerten sie mich an meine eigenen, die durch die Schmerzen entstanden sind, die ich davontragen musste, nachdem er mich mit seiner schlimmsten Macht verflucht hatte. Die Macht, die mich zwei Jahre lang gefoltert hatte. Sie ließ mich innerlich verbrennen. Jedes Mal, in dem sich mein Körper regererieren würde, verbrannte es mich von Innen. Dieser Teufel unter mir hatte es nicht anders verdient, als dasselbe psychisch zu erleiden, was ich physisch erleiden musste.
Ich hatte meine Gründe, ihn zu hassen. Natürlich hatte ich das! Und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt, dass meine Gründe sehr sehr gute waren. Womöglich sogar die besten! Er hatte mich einfach unter der Erde eingeschlossen, während ich Jahre unter diesen Schmerzen gelitten habe. Bis heute fühle ich manchmal, wie es mich innerlich auffrisst. Dieses Gefühl würde ich nie wieder vergessen.
Doch was waren seine Gründe, das mit mir zu tun? Vielleicht weil ich eine ganze Stadt ermordet habe? Oder weil ich unserem Vater die Eingeweide ausgerissen habe und sie als Dekoration an den Türramen gehängt habe, sodass es jeder sehen konnte? Oder war er einfach nur neidisch, dass ich so gut aussah?

Genau wusste ich es nicht. Vielleicht war es alles, doch mich interessierte, was es war, dass das Fass zum Überlaufen brachte. Wahrscheinlich das mit Vater. Aber warum war er mir nicht dankbar? Immerhin hatte Vater ihn und mich und all unsere anderen Brüder gehasst und mich daraufhin sogar fast umgebracht.
Ich war dadurch vielleicht ein wenig verrückt geworden, doch wurde das nicht jeder an irgendeinem Punkt seines Lebens? Es ist einfach so. Das Leben fickt dich und fickt dich und fickt dich und irgendwann verlierst du den Verstand. Das bringt dich dazu Dinge zu tun, die du gar nicht tun willst, doch du kannst einfach nichts dagegen machen. Andere fragen dann, was mit dir passiert ist und wie du dich so verändern konntest, doch kannst du darauf wirklich eine Antwort geben, die du noch nie infrage gestellt hast?

Kawiss warf mich von sich runter, während er seine Krallen in meinen Hals stieß. Ich musste würgen, da meine Atemwege kurz versperrt waren. Daraufhin landete ich mitten im Schlachtfeld und wurde von verschiedenen Mächten von meinen Leuten und Kawiss' Tigern getroffen.
Ich wurde leicht geschwächt dadurch, doch konnte mich vollständig regenerieren. Ich wurde leicht wütend dadurch, doch konnte es ihnen erst später übel nehmen.
Auf einmal spürte ich, wie jemand in mich rein rannte. Ich wollte mich nach dem Idioten umdrehen und ihm den Kopf abreißen, doch hinter mir stand niemand. Verwirrt schaute ich um mich, doch sah niemanden. Und komischerweise griff Kawiss mich nicht einmal mehr an.
Plötzlich schwanden meine Kräfte und ich sank zu Boden.
"W was?! Was ist das?!!!" Rief ich und sah hinunter und bemerkte, dass eine schwarze Version von diesem Levi zu mir hinauf schaute. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass dieser in mir drinnen steckte. Sein Oberkörper hing aus mir heraus und seine Beine guckten aus meinem Rücken heraus.
"Hahahaha!!!!!! Was ist denn los, du benutzte Fellbürste?!! Schwinden deine Kräfte?!" Lachte der Schwarze, der aussah, als wäre er aus Rauch spöttisch. Ich versuchte ihn zu ergreifen, doch als meine Hände ihn berührten, verwandelten sich diese zu Staub! Ich schrie laut auf.

Levi

Ich sah Monster dabei zu, wie er meinen Befehl, Ligon die Mächte auszusaugen, befolgte und machte mir dabei ein wenig Sorgen, dass Ligon vielleicht eine Macht besaß, Monster loszuwerden und ihn eventuell umzubringen. Doch wenn alles gut lief, konnte Monster vielleicht sogar ihn umbringen.
Ich sah dabei zu, wie Ligon ihn die ganze Zeit schlug und ihn versuchte mit Feuer zu bekämpfen, doch Monster lachte ihn aus.
Ligon verzog das Gesicht und wurde schwächer. Ich war hoffnungsvoll, dass er sterben könnte, doch mit einem Mal  fing sein ganzer Körper an, kalt zu werden.
"MONSTER!!! PASS AUF!!!" Schrie Kawiss und stürzte sich mit eisernen Händen auf Monster und bekam dann von Ligon eine gewaltige Explosion aus purem Eis ab.
Monster fiel zu Boden und war dabei aber unversehrt, während Kawiss' ganzer Bauch aufgerissen war und er sich am Boden wälzte. Es stand offenbar nicht gut um ihn. Eis war eine Schwachstelle. Es brauchte Stunden, um eine durch Eis entstandene Wunde verheilen zu lassen, da die Kälte das Blut einfror und erst wieder aufgetaut werden musste.
Ligon stand schwerfällig auf und ging zu Altaïrs Käfig, der sich mit einem Mal öffnete und Altaïr fiel aus ihm heraus.
"Von jetzt an kämpfst du für mich." Stöhnte Ligon und verschwand hinter einen Baum.
Ich sah zu Kawiss und wollte Engel schicken, um ihn zu heilen, doch auf einmal lief Altaïr auf Kawiss zu und fing an mit ihm zu kämpfen.

Erwin

Inzwischen waren drei Tage vergangen. Königin Historia hatte entschieden, dass noch niemand aus den Mauern gehen durfte. Auch nicht der Aufklärungstrupp, der sich inzwischen neu gebildet hatte. Der Bezirk Shiganshina (Entschuldigungen gehen raus wegen eventueller Falschschreibung...) war wieder neu aufgestellt worden und neu bewohnt. Eren, Armin und Mikasa waren noch bei uns, da sie sich erst im Nachhinein ein Leben in ihrer Heimat gestalten wollten, da sie endlich in die Welt gehen wollten. Diese drei, zusammen mit Hanji, Moblid, Mike, Connie und Jean  hatten ein paar Leute zusammengetrommelt, die nach dem großen Krieg, der dort draußen herrscht, gemeinsam mit uns die Welt außerhalb dieser Mauern erforschen wollen. Sobald Levi wiederkehren würde, würden wir alle hier rauskommen und könnten hinaus in die Welt.
Seitdem sie losgegangen waren, sind nun bereits zwei Tage vergangen und ich fragte mich, ob sie noch kämpften. Dass Levi noch lebte- daran hatte ich keinerlei Zweifel. Jedoch wurde ich jeden Tag besorgter. Ich vermisste ihn so sehr. Ich brauchte seine Nähe und seine Liebe bei mir und wollte ihn auf keinen Fall verlieren.
Eins erneut stand ich am Fenster und starrte nach draußen. Ich versuchte mir vorzustellen, was Levi jetzt durchmachte. Vielleicht fetzte er sich gerade mit Löwen und riss einem nach dem nächsten die Kehlen hinaus. Oder er verteidigte seine Kameraden. Doch vielleicht lag er auch schon verendent am Boden und sehnte sich nach Gnade...
Nein! Ich durfte solche Gedanken jetzt nicht im Kopf haben! Levi lebte! Ganz bestimmt.
Ich kuschelte mich tief in den Pulli hinein, den Levi mir hinterlassen hatte und welchen ich im Moment trug. Die letzten Tage hatte ich nichts anderes getragen, als dieses eine Kleidungsstück, um mich ihm nah zu fühlen und um mich beschützt zu fühlen. Wenn dieser Pulli meine Haut berührte, fühlte ich mich so, als würde ich in Levis starken Armen liegen. Ich vermisste seinen Geruch, doch würde mich an eben diesen immer erinnern, sobald ich an dem Hoodie roch.
"Du starrst ja immernoch." Hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um und sah in Hanjis Augen. Sie hatte sich immer zu mir gesellt, sobald ich mich einsam fühlte. Daraufhin kam ich runter und sah sie an.
"Ja... sieht ganz so aus." Sagte ich und zog den Ärmel des Pullis über meine Hand.
Lächelnd schloss Hanji die Tür hinter sich und stellte sich zu mir.
"Is schon niedlich, wie du dich in diesen Pulli krallst, den Levi dir hinterlassen hat. Fasr so, als würdest du dich in ihn hinein kuscheln." Lachte sier. Ich konnte mir ein lächeln nicht verkneifen und sah auf das fein bestickte Muster hinab.
"So ähnlich fühlt es sich ja auch an. Er ist warm und riecht nach ihm." Lächelte ich.
"Du hast ihn aber schon seit zwei Tagen an. Vielleicht solltest du ihn mal waschen." Sagte Hanji. Sofort umklammerte ich ihn und rief: "Nein! Sonst geht der Geruch raus." Hanji sah mich überrascht an.
"Seit wann benimmst du dich denn so kindisch?"
"Ich verhalte mich nicht kindisch! Ich will nur, dass ich ihn so nah wie möglich bei mir habe. Da gehört der Geruch dazu!"
Hanji verschränkte die Arme.
"Na schön. Dann behalte ihn so an. Ist ja deine Sache. Aber findest du nicht, dass es an der Zeit ist, dieses Starren weg zu lassen? Du tust so, als würde Levi jeden Moment dort aus dem Wald maschieren und hälst Wache wie ein Hund."
"So ist es ja auch! Er kann jeden Moment zurück kommen. Oder zumindest... einer von ihnen... damit er mir mitteilt, dass Levi nicht zurück kommen wird..." Murmelte ich und wischte mir eine kleine Träne von der Wange.
"Erwin! So darfst du nicht denken! Das macht es nur schlimmer. Levi wird zurück kommen. Vertraue darauf! Das haben mir Monster und Engel versprochen. Und Kawiss hat dasselbe." Rief Hanji und legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Wirklich...? Das hat Kawiss dir versprochen?" Fragte ich überrascht.
"Ja! Ich habe ihn kurz vor seiner Abreise darauf angesprochen. Er hat mir hoch und heilig versprochen, dass Levi zurück kommt. Auch wenn er nicht zurück kommen sollte, so würde er Levi zurück bringen."
Mir kamen erneut die Tränen, doch diesmal aus Freude. Wenn Kawiss versprochen hatte, dass Levi zurück kommt, dann würde er ganz sicher zurück kommen.
Hanji nahm mich in den Arm und tröstete mich ein wenig.

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now