Kapitel 4

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Erwin

Ich verfolgte im weiteren dem Spiel kein bisschen mehr und konnte nur dran denken, dass Levi gerade aus dem Fenster geschrien hat, dass ich ein Nuttenficker wäre und ich es irgendwie heiß fand, dass er meinen Namen dabei extra laut betont hat. Was genau daran mich so außer Fassung brachte? Ich hatte keinen blassen Schimmer, aber Levi hatte mich so sehr auf sich aufmerksam gemacht, dass ich nur auf das Spiel aufmerksam wurde, wenn Levi dran war und beobachtete ihn dabei ganz genau. Jede Bewegung- sei es mit der Hand- oder dem Gesicht, ich würde jede seiner Bewegungen dabei regelrecht studieren. So fiel mir auf, dass er ab und zu mit den Gedanken abdriftete und dabei wieder diesen Blick bekam, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich konnte mich kaum von seinen Augen abreißen, doch als ich es schaffte, bemerkte ich, dass seine Lippen zuckten vor Anspannung. Trainierte er seinen Blick da etwa...? Er sah ziemlich konzentriert aus, seinen Blick zu halten. Vielleicht machte er diesen Blick ja mit Absicht, um andere abzuschrecken, zu verstören oder soetwas in der Art.
Plötzlich richtete sich meine Aufmerksamkeit auf die Flasche, denn diese zeigte geradewegs auf Levi. Ich begann zu ahnen, dass das interessant wurde und musterte die Flasche ganz genau, um sicher zu stellen, dass sie wirklich auf Levi zeigte. Mein Blick huschte daraufhin schnell wieder zu Levi, da sie tatsächlich auf ihn zeigte. Demzufolge wollte ich seine Reaktion sehen. Und er sah ziemlich überrascht aus. Eigentlich kein Wunder, wo er schließlich aus seinem "Training" gerissen wurde.

"Booaaar... kann mich bitte jemand ablösen? Ich hab keinen Bock mehr, mir die ganze Zeit was auszudenken!" Rief Hanji hinein, als ob sie es leid wäre und sofort meldete sich Mikasa:
"Kann ich dann?"
"Hm? Oh, na klar. Nur zu. *geflüstert* Danke."
Die Macht der Wahrheit oder Pflicht Aufgaben sollte also nun in die Hände der Person fallen, die Levi überhaupt nicht leiden konnte. Ein bisschen aufgeregt war ich dabei schon: was würde sie ihm auftragen?
"Wahrheit oder Pflicht?" Da war es auch schon zu spät für meine Überlegungen. Wahrscheinlich würde Levi nicht zurück schrecken und einfach wie schon gewohnt Pflicht nehmen, und so kam es auch:
"Pflicht." Mikasa sah ihn daraufhin mit einem ernsten Blick an, den Levi nur erwiederte. Nach einem kurzen Grübeln von Mikasa gab sie ihm als Pflichtaufgabe: "Duelliere mich."
Wir alle waren sichtlich überrascht. Worin wollte Mikasa ihn denn duellieren?
"Worin?" Fragte Levi, genauso verwirrt wie ich und jedes andere Gesicht an diesem Tisch.
"Singen. Das kannst du ja, wie vorhin erfahren, oder?"
Levi's Blick wurde finsterer und offenbar war es ihm etwas peinlich, doch trotzdem willigte er ein: "Na gut."
"Es ist einfach, wir zwei duellieren uns, indem wir gegeneinander singen. Die anderen entscheiden im Anschluss, wer gewonnen hat. Verstanden?" Bevor er antwortete, schnaubte Levi laut und deutlich. "Verstanden", sagte er "wer fängt an?"
"Ich. Wenn es dir nichts ausmacht." Meinte Mikasa und hatte einen bestimmerischen Blick.
Levi machte ihr mit einer Handbewegung klar, dass sie ruhig anfangen sollte, was sie dann auch tat, nachdem sie ein Kopfnicken einsetzte.
Ihr Gesang war um einiges lauter und selbstbewusster und sie scheute sich auch nicht davor, Levi in die Augen zu blicken und Bewegungen mit dem Kopf oder den Händen durchzuführen, während sie sang. Sie war sogar besser als Levi,- um einiges besser, als er. Es gab fast keinen Zweifel für mich, dass sie gewinnen würde. Dieses Wohlbefinden, was sie dabei hatte, hatte ich nicht bei Levi gesehen. Demnach war es wohl sie, die im Vorteil war.
Levi sah ihr bei allem, was sie tat genau zu. Man konnte nicht erkennen, was in seinem Kopf vor sich ging, doch seine Blicke waren zu deuten, wie ein "Ich hab eh schon verloren." Als Mikasa fertig war, sah sie ihm auf ein weiteres in die Augen und sagte ihm: "Du bist dran. Und streng dich diesmal ein bisschen an, sonst wird es langweilig." Levi sah kurz auf den Tisch, beinahe eingeschüchtert, doch sagte ihr dann mit einem herausfordernden Blick: "Das werde ich." Mikasa lehnte sich zurück und gab ihm, so wie er vor ihrem Anfang, eine Handbewegung, als Zeichen, dass er beginnen sollte. Daraufhin sah Levi auf den Tisch und ich fragte mich wieder, ob er eingeschüchtert war. Sein Blick war zu deuten, als wäre er am überlegen, was er singen würde. Diesmal ging es hedoch etwas länger, als vorher. Womöglich weil er einen suchte, der Mikasas Niveau entsprach. Er sah jedoch am verzweifeln und dabei auch sehr müde aus.
Dann fing er an. Den Blick weiter schüchtern auf den Tisch gerichtet und kritzelte mit den Fingernägeln darauf herum. Er sollte ganz bestimmt verlieren, so viel stand für mich fest, denn er war leiser, weniger mutig und vorallem viel nervöser als Mikasa. Dennoch schaute er drein, als wär es ihm egal. Diese Gleichgültigkeit kostete es ihm, das Duell zu verlieren, sofern er weiterhin so singen würde.
"Schwach." Murmelte Mikasa triumphierend, doch als Levi dies hörte, hob er den Blick, sang noch kurz genauso "schwach", doch dann hielt er bei einer Silbe die Stimme voller Energie und Selbstbewusstsein und schrie sie fast heraus. Es war beeindruckend, wie unfassbar gut es dennoch klang, fast schon professionell. In diesem Moment hielt er den Blickkontakt offen, doch nicht laufend mit Mikasa. Er sang es so stark heraus, dass der ganze Tisch staunte. Zwar machte er keine Bewegungen, die einem Tanz deutlich waren, doch eindeutig war er besser als Mikasa.
Dann wurde sein Gesang aber wieder ruhig und er wandte seine Aufmerksamkeit dem Tisch zu, als wollte er ein Rollenspiel vorführen: mal mikrig und kleinlaut und dann aus voller Kehle und kraftvoll wie kein Zweiter. 
Ich sah zu Mikasa und all den anderen; sie starrten Levi mit großen Augen an und Einigen kippte die Kinnlage nach unten. Selbst Mikasa sah ihn überhäuft an. Normalerweise war ihre Miene ja fast so wie die von Levi; emotionslos und leer, doch nun verschwand diese Fassade und man sah die Angst in ihren Augen. Sie hatte wohl regelrechte Panik, dieses Duell zu verlieren. Natürlich kann man niemandem in den Kopf gucken, doch ich war felsenfest davon überzeugt, dass alle an diesem Tisch nun das fühlten, was ich fühlte, jedes mal, wenn er mich ansah. Jetzt kannten sie dieses Gefühl. Das Gefühl, dass sich in ihm etwas verbirgte, das er keinem anderen zeigte.
Es neigte sich dem Ende und Levi lehnte sich gemütlich im Stuhl zurück, um Miksasas Züge zu beobachten, welche mit leicht offenem Mund geschockt waren.
Dass seine Unsicherheit wirklich gespielt war, ließ ich mir auf der Zunge zergehen und lobte ihn innerlich für diese wahnsinns Taktik.
"Na? Wer hat gewonnen?" Fragte er anschließend in die Runde. Als alle nun begannen, Levis Namen auszusprechen, funten plötzlich Hanji und Mikasa hinein:
"Moment! Das, was Levi da gemacht hat, war gegen die Regeln! Er hätte sich dabei bewegen müssen und hätte nicht so feige auf den Tisch glotzen dürfen!" Wir anderen sahen die zwei verwirrt an und stellten allerlei Fragen.
"Wieso sollte er sich bei eimen GESANGS Duell bitte bewegen??", "Diese Regeln wurden nicht mit in die Beschreibung eingezogen, die Mikasa am Anfang gemacht hat!", "Seit wann ist es schlimm, nicht den Blickkontakt zu halten?", "Was soll das denn jetzt? Hää?!" Ich hingegen hielt mich leise- obwohl die Anderen Recht hatten. Diese dazugesprochenen Regeln waren nie Teil des Duells.
"Es ist doch immer so, dass man bei einem Gesangsduell immer die Blickkontakt hält und dabei Bewegungen macht! Das gabze wirkt dadurch doch viel lebhafter und stimmungsvoller!" Rief Hanji ihnen dazwischen, worauf Mikasa mit einem Nicken reagierte. Aber was bitte sollte das nun? Dachten sie, dadurch würde Levi doch noch verlieren, da er das niemals machen würde vor anderen Zuschauern? Es schien so. Denn wenn Levi wirklich dem zustimmen würde, wäre das ein wahres Wunder. Und wenn er es dann auch noch gut machte, dann war es reif dafür, in der Zeitung Runde zu machen.
Mir tat Levi ein wenig leid. Ich sah zu ihm und sah seinen geschlossenen Blick, der auf den Tisch deutete. Seine Arme waren verkreuzt und er hörte verstohlen den Worten der zwei zu. Auch er bemerkte, wie unfair sie hier handelten. Das machte mich wütend. Konnten sie ihm denn nicht einfach den Sieg gönnen, so wie jeder gute Verlierer?!
Das Getuschel und die Vorwürfe fielen noch weiter auf Mikasa und Hanji ein. Alle versuchten, Levi zu verteidigen, während er nichts dazu beitrug.
"Jetzt lasst ihn doch einfach!! Das ist doch ungerecht!!!" Rief Mike.
"Ist es nicht!!! Wenn er gewinnen will, soll er es nochmal machen!!! Punkt!!" Rief Hanji, die wohl so leicht nicht nachlassen würde. Mir selbst kam nur ein Seufzen hervor. Mein Vorgehen stand fest: ich werde die Streitereien beenden. Ich öffnete bereits den Mund, um erwas zu sagen, doch da meldete sich plötzlich Levi zu Wort:
"Jetzt hört schon auf mit dem Geschwätz! Denkt ihr nicht, ich kann das alleine regeln?!"
Plötzlich waren alle still und ließen von Hanji ab. Nur Mike wollte noch weiter mit ihm diskutieren:
"Aber es ist doch-"
"Es ist immernoch eine Pflichtaufgabe. Ich hab es gewählt, also bringe ich es hinter mich! Sollen diese schlechten Verlierer mir tausende Aufgaben aufgeben!" Schnitt Levi ihm das Wort ab und funkelte den zweien entgegen, mit den Worten: "Es soll also lebhaft und stimmungsvoll sein?! Dann wird es eben so!"
Und nun fing er wieder an zu singen. Diesmal mit weniger Kraft in der Stimme, dafür aber mit tanzenden Bewegungen und laufendem Blickkontakt mit nicht nur Mikasa, sondern auch mit Hanji. Sein Blick sah aus, als würde er die beiden verspotten und gleichzeitig sagen wollen 'Dachtet ihr etwa, ich lasse mich von euch runterkriegen?!'
Die Bewegungen passten genau zum Text, den er Sang und gleichzeitig auch zur Melodie. Schnellerer Gesang wurde mit schnelleren Bewegungen begleitet und langsamer Geang mit langsamen und sanften Bewegungen. Alle sahen ihm dabei zu und einige lächelten dabei beeindruckt. Sowohl Gesang als auch Tanz waren viel besser als das, was Mikasa geleistet hatte. Und das obwohl Mikasa schon soooo verdammt gut gewesen ist.
Ein herzliches, leises Lachen konnte ich mir nicht verkneifen. Nicht, weil ich schadenfreudig war, dass die Beiden, die zu ungerecht gehandelt hatten, bestraft wurden, sondern weil Levi wirklich über seinen eigenen Schatten gesprungen ist. Scheinbar war er wirklich reif für einen Zeitungsartikel.
Als Levi aufhörte, schaute er den beiden ernst ins Gesicht, sodass sie beide es nicht wagen würden, jetzt noch zu lügen.
"Und? War es jetzt richtig für euch zwei?" Fragte er spöttisch, während alle anderen am Tisch sich ein Kichern verkneifen mussten.
Die beiden sahen beschämt zu boden und nickten stumm.
Nun lag der Triumph auf Levi's Gesicht und lehnte sich mit Erens Hand auf dem Schoß zurück in den Stuhl.

Levi

Wir vertrieben uns noch eine ganze Weile die Zeit mit diesem Spiel und es war wirklich ablenkend. In den darauf folgenen Momenten mussten sich zweier küssen, Jean musste uns von seinem peinlichsten Erlebnis berichten und Erwin musste so tun, als würde er den Tisch vögeln. Das war für mich ziemlich amüsierend und turnte mich ein wenig an, doch vorallem musste ich ein wenig schmunzeln, was ich aber mit den Fingern verdeckte. Danach sah er zu mir und ich musste nur noch mehr schmunzeln. Seine Blickte sagten alles. Sie waren ziemlich mahnend und ich fühlte mich unterdrückt, doch schmunzelte noch mehr dadurch und flüsterte leise ein "Schuldigung."
Alle anderen lachten sich den Hals weg, also war ich wenigstens nicht allein schuldig. Hanji musste außerdem so tun, als wär sie besoffen und tanzte auf dem Tisch herum, bevor sie dann fast in Mikasa hineinviel und ihr den Ellbogen in die Fresse schob, was mich schadenfroh aussehen lies. (Ich war es auch) Dann musste mir Eren so romantisch wie es ging einen falschen Antrag machen. Und das mit einem Ohrring, der zufällig auf dem Boden lag. "Natürlich will ich. Is ja richtig romantisch, mit so einem... Ohrring." Sagte ich gelangweilt, nahm ihn entgegen und steckte ihn mir ins Ohrläppchen.
"Steht dir sogar." Kommentierte Eren.
"Sie dürfen die Braut jetzt küssen!" Rief Hanji uns hinein.
○War ja klar.○
"Ernsthaft Hanji?!" Rief ich genervt zurück. Es war mir etwas peinlich, ihn einfachso vor allen anderen zu küssen, doch Eren fand die Idee, wie es aussah, gar nicht so schlecht; er nahm mein Gesicht in beide Hände und gab mir einen intensiven Kuss auf die Lippen. Vor meinen geschlossenen Augen fingen alle anderen an zu jubeln und zu klatschen, wie bei einer sehr hitzigen Hochzeit.
Langsam entzog Eren seine Lippen wieder und sah mir in die Augen.
Wäre das ein Moment zwischen ihm und mir allein gewesen, hätte ich ihn wahrscheinlich ein paar Sekunden oder Minuten genauso angesehen, bis er weiterging, aber wir waren von Menschen umgeben, deswegen entschied ich mich, die Stimmung zu töten.
Ich drehte mich zu Hanji und rief ihr kaltherzig zu:
"Wer sagt eigentlich, dass ich die Braut bin?!"
Eren ließ ein enttäuschtes Stöhnen ab und sackte in seinen Stuhl zurück.
"Du musst immer alles versauen!" Nörgelte er.
Den Ohrring behielt ich für den Rest des Abends im Ohr und hatte ihn bald vergessen.
Es wurde Zeit für uns alle, sich in die Schlafgemächer zu begeben und sich bis zum nächsten Morgen auszuruhen, was alle auch gehörig taten. Eren nahm mich wieder an der Hand und zog mich mit sich.
Als ich schon fast mit Eren aus der Tür war, fiel mein Blick kurz auf Erwin, der uns mit einem seltsamen Gesicht beobachtete. Es schien fast so, als wäre er eifersüchtig.

Schließlich schlug ich mir den Balken vor die Fresse, da ich kaum mehr auf den Weg achtete.
Als Eren dies mitbekam, lies er meine Hand los und kam zu mir zurück.
"Alles OK?" Fragte er mit einem süßen, besorgten Unterton.
"Ja... Bestens." Antwortete ich, während ich mir die Nase rieb. Die Besorgnis verschwand aus seinem Gesicht und er begann schelmisch zu Lächeln. Sein Blick zeigte schließlich hinter mich, als suche er jemanden. Er sah sich im ganzen Flur um in der Hoffnung, niemand wird uns hören, damit er mir im nächsten Moment ins Ohr flüstern konnte:
"Dann komm mit, meine kleine Schlampe. Heut Abend gehörst du mir."
○Schlampe?! Was meint er denn?○
●Oh. Er will dich ficken...●

Oha... na das wird ja was.○
Es wäre das erste mal für mich, dass ich mich von jemandem nageln ließe.

Ein plötzlich quetschender Schmerz an meinem Hals ließ mich zusammenzucken. Ich hörte Erens Kichern und mir wurde sofort bewusst, dass er mich in den Hals gebissen hatte. Bevor ich etwas sagen konnte, zog mich Eren auch schon wieder hinter sich her, so weit, bis wir vor seiner Zimmertür standen. Er öffnete die Tür und bat mich hinein, was ich mit einem Misstrauen im Hinterkopf auch tat.
Eren folgte kurz darauf und verschloss hinter sich die Tür.

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now