Kapitel 52

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Levi

Der Anblick der Hardcliff ließ Erinnerungen aufkommen. Ich erinnerte mich an all die guten Dinge, die passiert sind und an all die schlechten. Jede Zeit, die ich mit Kawiss verbracht hatte. Das Erste Mal, bei dem ich mich richtig satt essen konnte und mal nicht hungrig ins Bett gehen musste, hatte ich in der Hardcliff erlebt. Es war der Tag, an dem Kawiss mich hier her gebracht hatte. Der Tag vor fast über 28 Jahren. Als ich, der Kleine Levi unwissend an den großen Wänden des Untergrundes entlang lief und plötzlich ein riesen großer Mann aus der Wand vor mir hinaus kam. Ich erinnerte mich, wie ich ihm neugierig gefolgt war, doch er plötzlich verschwunden war. Suchend hatte ich mich umgeblickt, als mein Rücken plötzlich an etwas hinter mir stieß. Ich drehte mich um, mit dem Kopf bereits nach oben gehalten, da ich wusste, er war größer als ich, doch um sein Gesicht zu finden, musste ich erst einmal drei Schritte zurück gehen. Als ich diesen Riesen mit Nasen- und Mundring sah, schluckte ich und zückte mein Messer, in Erwartung, dass er mich angriff. Er aber rührte sich kein Stück und starrte auf mich hinunter. Durch sein blaues Hemd erkannte ich eine kleine Einkehrbung, die in deinen Bauch hinein ging. So ängstlich ich auch war, man konnte meine Neugierde in diesem Moment nicht kontrollieren. Ich streckte meine Hand aus und fühlte an dem Loch, das in seinem Bauch lag, um zu erkennen, was dort war. Plötzlich aber fing der Riese über mir an zu kichern und sein gesamter Bauch bewegte sich. Geschockt über die plötzlichen Bewegungen stach ich in seinen Bauch hinein und wandt mich ein paar Schritte ab. Der Große hatte aufgehört zu lachen und war wieder still. Sicher, dass ich ihn umgebracht hatte, sah ich stolz zu ihm auf, um sein sterbenden Gesicht zu sehen. Jedoch war was ich sah mehr als lebendig. Er sah wieder zu mir hinab und musterte mich aus blau- leuchteten Augen. Mein Körper reagierte noch bevor ich selbst es konnte: er begann zu rennen. Dadurch, dass ich wenig Muskelfett hatte, konnte ich mich schnell von ihm weg bewegen, doch dadurch, dass ich keine Kraft hatte zum Rennen, da ich viel zu untergewichtig war, hielt dies nicht lange und ich musste mich hinter einem Haus verstecken. Suchend schaute ich aus der Mauer hervor, um zu sehen, wo er war, doch er war fort. Ich war erleichtert und wollte mich umdrehen und abhauen, doch schon wieder stieß ich gegen seinen Bauch und fiel diesmal zu Boden. Ich musste zunächst erstmal den Schmerz verarbeiten, den ich hatte, als ich gegen die große Steinwand fiel. Unkontrolliert stöhnte ich vor Schmerz und rieb mir den Kopf.
Ohne sich auch nur einen Funken zu bezwingen, beugte sich der Blauäugige zu mir hinunter und schaute mir mitten in die Augen. Ich zuckte auf und rutschte ängstlich noch weiter nach hinten, wo es aber nicht mehr weiter ging. Also war ich ihm schutzlos ausgeliefert. Schutzlos! Doch Moment... wo war eigentlich das Messer geblieben? Als mir dieser Gedanke kam, schaute ich wie von selbst auf die Wunde an seinem Bauch, wo das Messer noch steckte. Noch bevor mir der erste Gedanke kam, es zurück zu holen und ihn erneut damit anzugreifen, fing der Kerl an zu reden:
"Du hast vorhin glaube ich was vergessen." Sagte er mit einer kräftigen, rauen Stimme, die ganz der anscheinenden Größe seiner Lungen entsprach. Und an dieser Stelle werde ich nicht lügen: seine Brust war riesig breit.
Ich schaute ihm unterwürfig und erschrocken in die Augen, doch dann bewegte er seine riesige Hand in Richtung Bauch und zog das Messer einfach aus sich heraus. Ich starrte auf die Wunde, in der Erwartung rotes Blut aus der Wunde fließen zu sehen, doch meine Erwartungen wurden selbst hier nicht erfüllt. Sein Blut war leuchtend blau, so wie seine Augen.
"W- was bist du?!" Rief ich geschockt und sah zu ihm hoch, während er mir das Messer hin hielt. Mit dem Griff zu mir. Er schien nicht zurück angreifen zu wollen.
"Ich bin ein Tiger." Raunte er mir entgegen und gab mir vorsichtig das Messer. Mit ein bisschen weniger Misstrauen nahm ich es entgegen und stand auf. Erwartungsvoll sah ich zu ihm hinauf.
"Du siehst ganz schön hungrig aus." Kommentierte er und tippte auf meinen Bauch, der kurz darauf zu knurren begann. Ich hielt ihn mir fest und sah dann wieder zu ihm.
"Hast du hier nichts zu essen?" Fragte er. Ich schüttelte bloß den Kopf und steckte mein Messer zurück in die Tasche.
"Möchtest du mitkommen? Da wo ich hingehe, gibt es mehr Essen als du vertragen kannst." Sagte er nun. Sofort trat ich einige Schritte zurück.
"Du willst mich entführen! Ich wusste es!!!" Rief ich und nahm mir mein Messer, welches ich ihm drohend entgegen hielt.
"Ruhig Blut, Brauner. Ich will dich nicht entführen." Sagte er ruhig und zeigte mir seinen Arm, auf dem eine große, rote Raubkatze mit schwarzen Streifen zu sehen war. Ich bekam leicht Angst und trat zurück, mit dem Messer fest im Griff.
"Ich will dir helfen, kleiner Mann." Sagte er freundlich und hielt mir seine Hand hin, die ich anscheinend ergreifen sollte. Ich zögerte sofort und hielt das Messer hin. Er legte ganz sanft seine Hand auf meine und drückte das Messer hinunter. Mein Blick wanderte zu seinem Gesicht hinauf und ich sah ihm erschrocken in die Augen.
"Du heißt Levi, oder? Mein Name ist Kawiss." Er lächelte und mein Gesicht entspannte sich wieder.

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now