Kapitel 17

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Erwin

Levi und der andere Kerl gingen in die Mitte des Kreises, der sich um sie gebildet hatte und sahen sich gegenseitig mit erhobenem Haupt und bedrohlichem Blick in die Augen.
Ich fragte mich, ob dieses "Breakdance- Battle" eine Art Kampf ist, bei dem dieses Mal ernst gemacht wurde. Mit der Zeit bekam ich ein komisches Gefühl im Magen, denn ich erwartete, Nasen brechen zu hören oder Zähne fliegen zu sehen, doch Ragona, welche neben mir stand, sah sie voller Erwartung an.
Der Fakt, dass sie hier war, und der, dass mir bestätigt wurde, dass diese Tiger kluge Köpfe sind, beruhigte mich etwas und ich lehnte mich an die Bar, um ihnen besser zuzusehen.

Sie gingen im Kreis umher, im gleichen Tempo, sodass sie auf der gegenüberliegenden Seite voneinander weg liefen und hielten dabei laufenden Augenkontakt. Es sah wirklich gefährlich aus.
Dann blieben sie stehen und auf einmal ertönte Musik. Langsam verstand ich: es hatte etwas mit Musik zutun. Entweder sangen- oder tanzten sie gleich mit- oder gegeneinander.
Sie sprachen sich ab und der andere Kerl sollte anfangen. Tatsächlich,- er begann zu tanzen. Aber dies war eine komische Art. Er lief auf dem Boden herum und machte keine normalen Tanzbewegungen. Er sah aus, als würde er seine Muskeln und Knochen locker lassen.
Ich sah zu, ob noch etwas passierte und erwartete eigentlich nicht viel, doch dann warf er sich auf die Hände und machte die Bewegungen von gerade eben im Handstand weiter.
Die Tiger um uns herum jubelten, doch wir Menschen sahen ihn nur staunend an.
Er drehte sich auf den Händen und tanzte auf der Seite; seines Kopfes.
Bei Eren, Armin und Mikasa hörte ich Kommentare wie "Wow. Wie kann man bitteschön sowas?!", oder
"Ich will das auch können!", aber ich fragte mich nur eine Sache: konnte Levi das auch?
Als der Kerl fertig war, war Levi dran und kam mit einem Rad; welches er ohne Hilfe seiner Hände machte, in die Mitte und ließ sich auf den Boden fallen. Er stützte sich mit den Händen auf den Boden und ließ seine Beine kreisen. Dann stellte er sich doch tatsächlich auf den Kopf und drehte sich.
Ich sah ihn staunend an. Hinter mir hörte ich den Kommentar des Barkeepers:
"Was ein sauberer Headspin!"
Meine Augen waren weit aufgerissen und beobachteten das Battle mit Erstaunen.
Neben mir schrie Ragona hinein:
"ZEIGS IHM LEVI!!"

Levi gab in diesem Moment sein Bestes und verdrehte seinen Körper in alle Richtungen, wobei auf einmal sein Hemd riss und die Musik stoppte. Alles schwieg plötzlich. Es war eine peinliche Stille, die nur von Erens kläglichem Kichern unterbrochen wurde.
Levi stand aus seinem Handstand auf und öffnete sein Hemd.
Wollte er es sich etwa ausziehen? Ich sah zu ihm und beobachtete seine Hand, die einen Knopf nach dem anderen aufknüpfte. Die Tiger fingen an zu lachen und zu jubeln.
Anscheinend wollte er es sich tatsächlich ausziehen. Er zog es sich über die Schultern und warf es hinter sich. Unglücklicherweise stand ich hinter ihm und sein Hemd fiel mir entgegen. Ich fing es auf und sah auf es hinab. Kurz war ich erschrocken und sah dann zu Levi nach vorn. Er gab eine Handbewegung, woraufhin die Musik wieder ansprang und er weitermachte. Alles, worauf ich achten konnte, waren seine Muskeln, die ihm haufenweise über den Körper liefen und sich immer anspannten, wenn er sie benutzen musste. Für seine Größe war er ziemlich muskulös.
In meinem Innerem machten sich plötzlich Emotionen breit, die meinen Bauch stimulierten und mein Herz zum pochen brachten.  Bis vor ein paar Minuten wusste ich noch nicht, was ich an Levi so toll fand, doch jetzt... es war seine Ausstrahlung. Die Art, wie er Komplikationen oder ganze Probleme anging und beseitigte. Dazu kam noch sein Aussehen; diese rabenschwarzen Haare und diese teufelsgleichen Augen, die zu Engeln wurden, wenn er lachte. Dieser zierliche, aber doch muskulöse Körper, der zwar einuges abbekommen hatte, aber trotzdem die Narben als Schmuck davon trug.
In diesem Moment konnte ich diese drei Worte in meinem Kopf nicht oft genug wiederholen: 'Ich liebe ihn...'

Levi machte häufiger diese 'Headspins' und war um weites besser, als der andere und somit gewann er das Battle. Der Verlierer gab ihm einen Handschlag und eine kleine Umarmung, als Zeichen für seine Gratulation. Mit einem Arm um Levis Schultern gelegt, drehte sich der andere zu den Zuschauern und rief:
"Einen Applaus für den Sieger des heutigen Breakdance-Battles!!" Daraufhin klatschten und jubelten die Tiger und Levi hob lächelnd die Hand.
"Gibt es auch einen Applaus für den Verlierer? Kommt! Seid lieb!" Rief Levi zurück und klatschte auch für den Verlierer Beifall, sowie alle anderen auch.
Nach einigem Gelächter mit den Tigern kam Levi schließlich zu mir hinüber. Mein Herz begann zu pochen, denn er war immernoch oberkörperfrei.
Der Schwarzkopf lächelte zu mir. "Hallo nochmal. Warum so große Augen?" Fragte er. Ich wurde verlegen.
"Ähh... ich frage mich nur, wie du... diese Bewegungen gemacht hast." Sagte ich halb lügnerisch.
"Oh das? Das ist einfach. Du verlagerst einfach dein Gewicht auf deinen Unterkörper und stützt ihn mit den Beinmuskeln. Wenn du ein bisschen trainierst, kannst du die Beine bald mitbewegen. Ansonsten benutzt du einfach deinen Unterkörper." Erklärte Levi. Ich sah zur Seite.
"Das klingt so einfach..." Kommentierte ich und sah ihn an.
"Das ist es auch. Wenn man trainiert ist, jedenfalls. Ach, übrigens... Hast du mein Hemd gesehen? Es müsste hier hinten gelandet sein."
Ich wurde ein klein wenig rot. Natürlich! Ich hatte es doch noch.
Meine Hand bewegte sich schnell nach hinten und griff das Hemd, welches ich auf den Tresen abgelegt hatte und gab es Levi.
"Danke." Sagte er und warf es sich über, knüpfte es aber nicht zu, da die Knöpfe abgerissen waren.
"Das kannst du vergessen, oder?" Fragte Ragona.
"Tja. Was solls. Ich kann mir einfach ein neues holen. Oder ich nehe es einfach... warte! Wo ist mein Halstuch???" Rief er und sah sich um.
"Schlechte Nachrichten, Kumpel."  Sagte ein Typ hinter uns und hielt Levis zerrissenes Halstuch in den Händen.
"Neiiiin!!" Rief Levi und nahm es entgegen. "Was zur Hölle habt ihr damit gemacht??" Fragte Levi traurig und irgendwie wütend.
"Sorry, man. Habs so aufm Boden gefunden. Wahrscheinlich ist es den Kerlen unter die Krallen geraten und haben es nichtmal bemerkt." Antwortete der Tiger.
Levi sah ein wenig verzweifelt aus und blickte auf das weiße Stück Stoff hinab. Ragona umarmte ihn von hinten und lehnte mitfühlend ihren Kopf an Levis Oberarm.
"Das tut mir leid, Brüderchen..." Murmelte sie. Levi seufzte und dabei tat er mir irgendwie leid. Dieses Halstuch war vom Kleid seiner verstorbenen Mutter. Er sagte einst, dass er den mittleren Teil davon herausgeschnitten hatte, als es leider zu Schaden kam und es ab dann als Halstuch trug. Damit fühlte er sich sicherer, meinte er. Es musste bestimmt wehtun, dieses für ihn so wertvolle Halstuch jetzt so zu sehen.
"Vielleicht kann Vlad es reparieren!" Platzte Ragona heraus.
"Vlad? Als würde ich dem Tollpatsch so tief vertrauen." Knurrte Levi bedrückt. Ragona schmieg sich an ihn, was irgendwie niedlich aussah, denn Levi reagierte daraufhin nicht.

Mike

Mein Gott. Levi ging mir geradezu auf den Keks. Was war nur los mit dem Kerl?? Hatte das alles mit der Hardcliff zutun?
"Er war eigentlich schon immer so." Sagte mir ein Tiger, dem ich meine Gadanken an den Kopf geworfen hatte. Mit ihm habe ich mich schon den ganzen Abend unterhalten.
Ich runzelte die Stirn.
"Hinter den Mauern ist er anders. Fast emotionslos. Er sieht ständig gelangweilt aus, es sei denn er guckt Erwin an." Sagte ich und schaute auf mein Getränk. Es war ungewöhnlich für mich, mich einem anderen Menschen aufzuschließen, doch dieser hatte mein Vertrauen gewonnen, was ich kaum bemerkt hatte. Genau genommen merkte ich nicht einmal, dass er ein Mensch ist. Es war, als würde ich mich mit mir selbst unterhalten. Dieser Tiger verstand mich.
"Oh? Das scheint dich zu bedrücken. Weswegen so traurig darüber, dass er in Erwin verknallt ist?" Fragte er.
"Weil er total aus dem Häuschen ist, wenn er bei Erwin ist. Erwin eigentlich auch, aber die beiden denken, dass wir anderen das nicht merken. Dabei ist es doch so offenstichtlich, oder?"
"Nun. Wir haben auch davon gemerkt. Besser gesagt, so ziemlich jeder, der die beiden zusammen gesehen hat."
Ich nahm einen Schluck von meinem Getränk, als ich hörte, wie sich hinter mir die Tür öffnente. Zuerst dachte ich mir nichts dabei und sah auf meinen Gesprächspartner, der wie gebannt hinter mich blickte.
"Alles klar?" Fragte ich und machte einen kurzen Schritt nach hinten.
"Nein pass au-" hörte ich noch von ihm, aber da spürte ich schon, wie jemand in mich reinrannte und ich schüttete mein Getränk über mich. Leicht erschrocken sah ich auf meine Sachen, die sich durch die Farbe des Drinks grün färbten. Wütend drehte ich mich zu dem Rotzlöffel hinter mir um und hatte vor, ihm wütend meine Meinung ins Gesicht zu sagen. Ich hatte schließlich nicht einmal ein 'Entschuldigung' oder sowas gehört und das machte mich aggressiv.
Noch bevor ich das Gesicht des rücksichtslosem Bastards hinter mir sah, fing ich an zu sprechen:
"Hey du Penner! Pass auf wo du-"
Plötzlich schloss sich mein Mundwerk wie von selbst und ich blickte erschrocken auf das, was vor mir lag: es war eine Brust. Eine muskulöse, männliche Brust, eingehüllt in schwarzen Stoff, der eng an seiner Haut lag.
War ich selbst nicht über 1,93 Meter groß? Dem Kerl vor mir schien ich gerade mal bis zu den Nippeln zu stehen.
Dennoch fing ich mich wieder und schmiss den Blick nach oben, was mir nur noch mehr die Sprache verschlug.
Alles um mich herum schwieg und ich sah gebannt in die Augen des Mannes, der streng und kläglich auf mich absah. Diese Augen schienen nicht von dieser Welt. Sie waren in einem Satten blau gefärbt und (ich kann es immernoch nicht fassen) leuchteten. Sie waren so grell in Farbe gehüllt, dass sie die Seiten seiner Haut in einer blauen Farbe beleuchteten. Es war so schlimm, dass ich fast davon geblendet wurde.
Nun stand ich da- mit offenem Mund und absolut regungslos, wo ich vorher doch den fiesen Schläger gespielt hatte. Ich kam mir so lächerlich vor, aber was sollte ich auch anderes tun?

An seinen Lippen hang ein eiserner Ring, der auch an seiner Nase, seiner Augenbraue und vier Mal an seinen Ohren hingen. Seine Haare fielen ihm ins linke Auge und waren dahinter mühsam nach oben gestylt.
Mir lag ein einziger Name auf der Zunge- ein einziges Wort, das  ich aber kaum in den Mund hätte nehmen wollen. Dennoch- trotz allem Widerstands in mir sprach ich dieses Wort zittrig aus.

"K- Kawiss...?"

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now