Kapitel 48

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Erwin

Nach dem Frühstück gingen Levi und ich zu Historia in den Palast. Levi wirkte die ganze Zeit angespannt und sagte kein Wort, während er meine Hand fest im Griff hielt. Er hatte seit ich ihn gesehen habe nicht mehr gelächelt, geschweige denn gelacht. Es zeriss mir das Herz, ihn so niedergeschlagen zu sehen. Ich war dennoch froh, dass er weinen konnte und wenigstens ein bisschen Emotion sinken lassen konnte, doch ich hätte ihn viel lieber lachend gesehen, als so niedergeschlagen. Ich konnte trotz allem, was ich an Levi gesehen hatte immernoch nicht fassen, dass er jetzt wieder so ist, wie vor dem Besuch in die Hardcliff. Doch das letzte mal hatte er mir ja erzählt, wie er wieder so wird, wie vorher: entweder stirbt Kawiss, ich oder Ragona. Und nun war die gesamte Hardcliff nicht mehr existent. Seine Freunde waren fort. Jetzt hatte er nur noch mich, der hier geblieben ist, weil ich kein Tiger war, Historia, die geblieben ist, weil sie immernoch unsere Königin war und regieren musste und Ragona, die bei Historia und Ymir geblieben ist, weil sie viel zu jung für einen solchen Krieg war.
Nun saßen wir wieder in dem großen Saal, in dem wir schonmal saßen, kurz bevor Levi mit Historia gekämpft hatte. Levi lag mit dem Kopf auf meinem Schoß und ließ sich von mir den Kopf kraulen. Wir waren kurz davor, Historia und Ragona wiederzusehen.
"Denkst du, sie haben es schon erfahren?" Fragte ich Levi, welcher sich zusammen gekauert hatte.
"Sehr wahrscheinlich. Die Leute wissen, dass Kawiss ihr Bruder war. Sie würden es nicht so einfach verheimlichen. Und die Zeitungen werden ihr schon gar nicht verborgen gehalten." Antwortete er. Ich schnaufte und ließ meine Hände durch seine Haare gleiten.
"Du wirkst so traumatisiert..." Murmelte ich.
"Ich habe gespürt, wie meine Hand durch die Organe eines Mannes gegleitet ist, der seine Hand in dem Rücken meines Bruders und zukünftigen Schwagers hatte. Natürlich bin ich traumatisiert." Murmelte er daraufhin kalt. Ich neigte mich mitleidig runter und küsste ihm die Wange.
"Altaïr und Kawiss wollten heiraten?" Fragte ich dann traurig. Levi nickte bedrückt.
"Sie haben sich vor 11 Jahren verlobt. Dann ist Altaïr verschwunden. Aber wenigstens... konnten sie sich noch ein letztes Mal küssen, bevor sie gestorben sind..."
Ich musste mir ein paar Tränen zurück halten. Das war so traurig. Zwei verliebte wollten heiraten, doch einer wurde zehn Jahre lang gefangen gehalten. Der andere suchte Ewigkeiten nach dem Anderen und vermisste ihn jeden Tag. Dann hatten sie sich endlich wieder gefunden und sind gemeinsam gestorben, wovor sie sich ein aller letztes mal küssten.
Traurig kuschelte ich mich an die Couch und hielt Levi fest an mich. Wenn ich daran dachte, dass mit ihm dasselbe hätte passieren können, lief es mir eiskalt den Rücken runter. Beschützerisch hielt ich ihn näher an mich und streichelte seinen Kopf.
"Es tut mir so leid für dich, Schatz. Kawiss war so ein guter Mensch." Murmelte ich. Levi seufzte und erhob sich, um sich in meine Brust zu kuscheln. Ich meinte, ein leises Schluchzen von ihm überhört zu haben. Entschuldigend drückte ich ihn an mich und schaute zur Seite. Aus irgendeinem Grund musste ich an gestern vor dem Tor denken. Fast keinen hatte es gekümmert, dass Kawiss und die anderen Tiger tot waren, außer mir. Ich glaube ich hatte sogar überhört, dass wir in die Freiheit konnten, weil ich so geschockt darüber war, dass Kawiss tot war. Kein Wunder, warum Levi so schnell von den Menschen dort weg- und bei mir sein wollte. Es musste weh getan haben, als sich alle nur um sich selbst gekümmert haben. Doch man konnte es den Menschen auch nicht übel nehmen. Sie suchten einfach nur nach ihrer wohl verdienten Freiheit, genauso wie Levi, der sie noch mehr als verdient hatte. Dieses jahrelange kämpfen sollte endlich belohnt werden. Das hoffte ich für ihn. Und natürlich würde ich mitkommen, wo immer er hinging. Ich konnte nämlich nichts anderes tun, als seine Worte von gestern zu erwidern. Er war etwas wie... mein Lebenssinn. Der Grund, wieso ich noch kämpfte. Wenn man mich fragte, war das ein guter Grund zu kämpfen. Er war es definitiv wert.
Bei diesen Gedanken sah ich stolz zu Levi hinunter und striff über seinen Hals. Dass ich ihn nun so nah bei mir hatte, war ein wirkliches Geschenk. Seine Fans hätten dafür sicher alles getan, doch ich bekam es durch seinen verrückten Bruder. Nun fiel mir ein, dass ich mich nie bei Kawiss bedankt hatte, dafür, dass er es möglich gemacht hatte, dass ich und Levi miteinander schliefen. Ich dachte daran, es nachzuholen sobald wir zurück waren, doch dann erinnerte ich mich schmerzlicherweise, dass ich das ja nicht konnte... er war weg. Für immer.

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now