Kapitel 44

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Kawiss

"Hallo, Brüderchen." Grinste Ligon schurkisch in mein Gesicht. Mir kam bereits das Kotzen, als ich seine verendete Stimme hören musste. Sie war so kratzig und psychopathisch. Ich war nun eher froh ihn so lange nicht gesehen zu haben, als froh darüber, dass ich ihn endlich wiedersehen konnte.
"Hallo, Löwe." Knurrte ich sauer und sah herablassend zu ihm.
"Ohohoho. Du benutzt nichtmal meinen richtigen Namen? Das ist kränkend, mein Bruder." Grinste er.
"Hör auf mich Bruder zu nennen, Ligon! Das bist du längst nicht mehr für mich!" Rief ich kalt und kam drei Schritte näher.
"Wo ist Altaïr?" Fragte ich daraufhin sofort und war schon dort bereit zu kämpfen, um ihn wieder zu sehen.
"Mach mal halb lang, Kawilein. Warum hast du dein Bruderherz denn nicht mehr lieb?" Fragte er nur und machte übertrieben ein gespielt schmollendes Gesicht. Ich musste aufknurren, als er mir näher kam.
So einen wiederlichen Gestank hatte ich lange nicht gerochen. Ekelhaft.
"Komm mir einen Schritt näher und ich reiß dir die Kehle aus und verspeise sie zum Frühstück!" Knurrte ich ihm zu.
Ligon lachte nur und ging einen Schritt zurück. Auf einmal verschwand sein lächeln aber, als er hoch blickte und mir drohend in die Augen sah.
"Du hast keine Ahnung, was ich mit dir angestellt hätte, wenn ich mich nicht kontrollieren könnte." Fauchte er.
Ich zeigte wütend meine langen Zähne und krurrte ihn voll. Er zeigte mir daraufhin auch seine und wir knurrten uns gegenseitig an. Der gesamte Wald schien zu vibrieren, als wir uns anknurrten. Alles war still. Man hörte nur das Vibrieren unserer mächtigen Lungen.
Sowohl die Löwen- als auch die Tiger waren eingeschüchert. Sie warteten nur darauf, dass einer von uns beiden brüllen würde. Dies taten wir aber nicht. Wir hörten bald auf.
"Ich frags nicht nochmal! Wo. Ist. Altaïr?!!!" Rief ich wütend und blitzte ihm in die Augen.
"Du willst Altaïr?! Hol ihn dir doch!" Sagte Ligon und fing langsam wieder an zu grinsen. Kurz darauf erschien hinter ihm eine riesige Blase, die mit Hilfe seiner Macht erstellt wurde. Darin saß Altaïr, der mich durch die gelb- durchsichtige Masse ansah.
"Kawiss...!" Schluchzte er bitterlich. Seine Augen waren gefüllt mit Trauer. Ich fühlte, wie stark er in meine Arme laufen und bei mir sein wollte. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen und hätte ihn da raus geholt. Doch als ich ihm wie von selbst näher trat, stellte Ligon sich mir in den Weg.
"Du kannst diese Blase nicht zerspringen lassen! Sie ist durch mich gebaut! Sie wird erst dann platzen, wenn ich sterbe!!" Rief er. Meine Glieder füllten sich voll mit Wut. All die Trauer der letzten 10 Jahre, all die Folter, die ich dadurch erlitten habe, kamen jetzt in mir auf. Meine Adern pressten sich gegen meine Haut und ich holte so viel Luft, wie sich in meinen Lungen sammelte, um dann den lautesten Schrei loszulassen, den dieser Wald aushalten konnte. Es war so heftig, dass jeder sich die Ohren zuhalten musste und selbst die Äste der Bäume wackelten hin und her. Ih meinte zu hören, wie einige sogar umfielen. Dies aber in der Richtung der Löwen. Drei Bäume fielen auf fünf Löwen, die unter ihnen jämmerlich erschlagen wurden.
Als ich meine Stimme legte, schaute Ligon mich hasserfüllt an und wollte sich direkt auf mich stürzen, doch ich war gefüllt mit allem Adrenalin, was ich aufbringen konnte und war in der Lage, diesen Bastard von mir weg zu stoßen, welcher mit mehr als der vollen möglichen Wucht gegen diesen Baum knallte und diesen zum umstürzen brachte. Auch nun wurden zehn Löwen zerquetscht, die hinter diesen Baum standen und ich lief direkt wieder auf Ligon zu, der mich in den Hals trat und über zehn Meter in die Höhe schleuderte. Ich sah in der Luft auf ihn hinunter und wartete nur darauf, auf ihn hinunter stürzen zu können, doch er sprang direkt zu mir und gab mir einen Krallenhieb ins Gesicht, dem ich aber auswich und stattdessen seinen Arm packte und ihn umdrehte. Er setzte nun seine Füße ein und trat damit direkt durch meinen Magen hindurch. Ich spuckte mein blaues Blut auf sein hasserfülltes Gesicht hinab und packte ihn am Kragen, eh wir beide wieder hinunter stürzten und er unter mir auf dem Rücken landete. Ich war vollkommen durch sein Bein hindurch gepresst, welches an meinem Rücken hinaus guckte. Seine Hose und seine Schuhe waren voll mit meinem Blut, was ich nur beglich durch den Hass, welcher meinem Adrenalin noch einen Push dazu gab und mich fast unzerstörbar machte.
Ligon schaute zur Seite, zu seinem Löwen.
"Vernichtet die Tiger!!" Schrie er und die Löwen stürzten sich auf meine Tiger.
Ich sah dabei zu, wie fast jeder seine Macht entfaltete.
Ein Löwe mit einer Feuermacht kämpfte gegen Matoss, der das Feuer mit seinem Eis bekämpfte und dieses zu Wasser wirde und das Feuer löschte. Der Löwe wurde mit Wasser bespritzt und gab sich eine Blöße, die Matoss nutzte, um ihn mit einem Speer aus Eis aufzuspießen.
An einer anderen Stelle sah ich, wie Rico tot zu Boden fiel. Getötet von einem Löwen mit Metallmacht, die er nutzte um ihm den Kopf zu durchboren. Dieser Löwe starb jedoch selbst, nachdem Monster ihn erwischt hatte. Engel sah auf Rico, welcher aber schon tot war. Er konnte ihm nicht mehr helfen.
Ich sah schockiert auf die Leiche von Rico und sah noch mehr Tiger fallen, welche dann von anderen Tigern gerächt wurden.
"Füchse!!! Kommt raus und helft ihnen sofort!!!" Schrie Ligon unter mir.
"Halt den Rand!!!!" Schrie ich daraufhin und warf ihn mit dem Rücken voraus auf einen Ast, er ihm durch den Rücken ging und aus seinem Bauch heraus guckte. Er spuckte ebenfalls Blut. Sein Bein war raus aus meinem Körper, der sich ohne Probleme regenerieren konnte.
Ligon sah wütend zu mir und rollte sich mit ganzem Gewicht zur Seite, sodass der Ast ab brach und er ihn aus seinem Körper holen konnte. Als er mir wieder gegenüber stand, brannte sein gesamter Arm, durch die Feuermacht des gefallenen Löwen und er ließ dieses Feuer auf mich los. Ich entfachte die Eismacht von Matoss und wehrte den Angriff ab. Das Wasser plätscherte auf meine Füße und diese fühlten sich nach kurzer Zeit eisig an.
Zwischen Ligons Angriff, rannte er parallel dazu auf mich zu und griff mich mit Ketten an, die aus seinem Arm sprossen. Diese schlungen sich um meinen Arm. Er zog fest daran und wollte mir diesen Arm abreißen. Ich aber verwandelte meinen Arm in Lava und schmolz diese Ketten.
Hinter mir wurde einer meiner Tiger von fünf Löwen umzingelt und von allen gleichzeitig angegriffen. Als ich hinter mich blickte, erkannte ich, dass Es Alakuri war. Total geschockt sah ich dann wieder zu Ligon, der mir mit einem Mal seine Faust in den Rachen stopfte und meinen Magen daraufhin mit Höllenfeuer füllte. Ich begann zu brüllen und riss seine Hand aus meinem Hals heraus. Ich brauchte drei Sekunden, um mich zu konzentrieren und spuckte ihm ohne weiteres Überlegen das ganze Feuer in sein Gesicht. Dies füllte seine Nase und seinen Mund und er schrie erschrocken. Die kurze Blöße nutzte ich, um ihn mit meinen ausgefahrenen Krallen zu zerfetzen.

Levi

Ich stand in Mitten eines riesigen Schlachtfeldes, geschützt von Angriffen durch Monsters Schatten, die er über mich gelegt hatte. Er selbst wütete im Schlachtfeld umher und tötete unsere Feinde. Ich steuerte ihn durch meinen Gesang und ließ ihn alles bekämpfen, was in seinen Weg kam, außer den Tigern. Er tötete Löwen und er tötete Füchse, die natürlich direkt hinter uns rannten, damit wir dachten, sie würden abhauen. Jedoch würde daraufhin eine Überraschung folgen. Ich blickte kaum mehr hindurch. Natürlich war ich den Krieg gewöhnt. Und auch dass ich nur daneben stand und zugucken musste, doch ich war trotzdem geschockt und ließ mir alles, was geschah nocheinmal durch den Kopf gehen. Hinter mir kämpften die Wölfe mit den hinterlistigen Füchsen und vor mir kämpften meine Freunde und Familie mit Löwen, wobei Alakuri fast vollständig aus dem Gefecht gesetzt wurde. Weder ich noch die anderen Tiger taten etwas dagegen, da wir wussten, was kommen würde.
In den Mitten dieser fauchenden und gröllenden Löwen erschien wie erwartet sein grelles, weißes Licht, welches mit einem Mal explodierte und all die Löwen um ihn herum wurden in alle Richtungen geschleudert. Er war nun mehr oder weniger frei gesetzt und war voll mit seinem eigenen Blut und abgebrochenen Krallen, die in seinem Fleisch steckten.
Ich schickte Engel zu ihm, der ihn gleich heilte. Er bedankte sich mit einem Nicken und rannte dann wieder mit Gebrüll zu den Löwen.
Außer singen und Monster und Engel steuern, hatte ich nichts zu tun und war geschützt. Nichts hätte mich angreifen können und wenn doch, würden sie sterben. In diesem Moment war das einzige, wo ich hinschaute, Altaïr. Ich musste daran denken, wie viele schreckliche Jahre er mit Todesangst bei diesen Biestern bleiben musste. Mir war absolut klar, dass er nichts der gleichen wollte. Er wollte nicht so werden wie sie. Er wollte Kawiss nie verlassen. Und er wäre selbstverständlich bei uns geblieben, wenn er gekonnt hätte. Er war damals nach der Verlobung verschwunden. Wir alle dachten, er wäre durchgebrannt oder hätte keine Lust mehr gehabt, Kawiss zu heiraten. Kawiss aber wusste immer, dass er ihn noch immer liebte. So hatte auch ich nie an Altaïrs Liebe zu ihm gezweifelt. Auch nicht an der von Erwin, denn er sah mich genauso an, wie Altaïr Kawiss ansah und umgekehrt. Ich wurde mit den beiden groß und war immer der festen Überzeugung, dass das was die beiden hatten, echte Liebe war. Somit wollte auch ich am liebsten dasselbe haben.
Nun, als ich Altaïr wiedersah,  erinnerte ich mich an diesen Wunsch und ich realisierte, dass er wahr geworden ist. Es war Erwin, der mich so ansah. Er war für mich das, was Altaïr für Kawiss war. Dieser Gedanke machte mich um einiges glücklicher. Jedoch wurde ich auch noch ergeiziger, diesen Krieg unbedingt zu gewinnen und zu Erwin zurück zu kommen. Oder besser gesagt: um mit ihm nach Hause zu gehen. Hinter diesen Mauern war nichts, was man hätte ein zu Hause nennen können. Es war einfach ein Schutz vor Feinden, die lange nicht mehr existierten. Ich hatte aber größere Pläne: ich wollte mit ihm in ein richtiges zu Hause. Ich wollte mit ihm hinaus in die Welt, die mich so sehr anzog und sehen, was es dort draußen gab.
Neben mir fielen drei Tiger zu Boden. Alle drei hatten schwere Wunden von Krallen und Zähnen und sie wandten sich. Instinktiv schickte ich Engel auf die drei und dieser heilte sie, konnte aber nur zwei von ihnen retten. Der, der noch am Boden lag, war Matoss. Engel ließ den Kopf hängen und sah zu mir. Goldene Tränen liefen an seinen Wangen hinab und er schüttelte vielsagend den Kopf.
Ich kniff die Augen zusammen und sah weg. Dies war fast so wie das, was ich täglich im Aufklärungstrupp zu sehen bekommen hatte. Was ich liebte, würde sterben. Die Hölle war wohl längst nicht für mich vorbei.

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWo Geschichten leben. Entdecke jetzt