Kapitel 47

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Levi

Es war der nächste Morgen. So, wie ich es erwartet hatte, stand es bereits in den Zeitungen. Zeile für Zeile wurden meine Worte aufs Papier gedruckt und in der Stadt verteilt. Ich hatte nichts anderes erwartet. In einer Woche könnten wir alle dort hinaus in die Welt. Ich persönlich aber wollte nicht irgendwo in die Wälder und nachschauen wo die Sonne hinscheint. Ich wollte in die Kälte. Ins nasse Tal, wo keiner daran dachte, hinzugehen. Die Sonne zieht alles Leben an, doch ich wollte in den Nebel. Einfach sehen, was hinter den Tälern voll mit Sonnenstrahlen liegt. Und dann war da noch das Meer. Kawiss hatte mir immer erzählt, wie es dort draußen auf dem Meer war und wie man es bereisen konnte. Dafür gab es Schiffe. Würde ich mein eigen Leben selbst entscheidend in die Hand nehmen, dann würde ich dort in See stechen. Ich würde mir ein Schiff bauen und mitten in den Ozean hinein, um zu sehen, was es dort gab. Es musste einfach viel mehr sein, als es hier auf dem Land gab. Es musste andere Lebewesen dort draußen geben. Jedoch würde ich nirgendwo ohne Erwin hingehen. Ich würde mich an ihn halten und dorthin, wo es ihm gefiel. Seine Wünsche waren mir wichtiger als meine und deshalb würde ich auch hinter den Mauern bleiben, wenn er es wollte. Jedoch glaubte ich kaum, dass er wirklich auf all das dort draußen verzichten wollte.
Nun aber saß ich am Tisch, mit dem "Erkundungstrupp", eine neu errichtete Form des Aufklärungstrupps, die gemeinsam in die Welt wollten um zu sehen, welche neuen Verbündeten oder welche neuen Gefahren es dort draußen gibt.
Es waren um die 30 Personen, die mit mir und den anderen dort drinnen saßen. Ich saß mit Erwin und meinen Freunden am größten Tisch, von wo aus wir die besten Möglichkeiten hatten, mit jedem im Raum zu sprechen. Alle erwarteten von mir, dass ich ihnen erzählte, was dort draußen passiert ist. Vorallem aber wollten sie wissen, wie genau Kawiss und Altaïr gestorben waren.
Ich saß dort und versuchte, meine Gedanken zu formen und einen Zeitpunkt zu finden, wo ich anfangen konnte. Jedoch flogen meine Gedanken nur wirr umher und ich wusste nicht, wo ich starten sollte oder wie ich meine Worte formulieren sollte. Angespannt und peinlich berührt ballte ich eine Faust und ließ sie auf dem Tisch umher scharen. Alle starrten auf mich und waren ruhig, damit sie mich hören konnten. Ich aber brachte kein Wort hervor und begann leicht zu schwitzen. Es war einfach zu viel passiert.
Erwin legte seine warme Hand auf meine Faust und ich erschrak dabei kurz, da ich diese Berührung nicht erwartet hatte. Als ich aber fühlte, wie seine Finger sanft meine Hand streichelten, beruhigte ich mich langsam und sah zu ihm.
"Du musst es nicht sagen, Levi. Gib uns einfach Bescheid, wenn du nicht willst." Sagte er sanft. Die anderen stimmten dem zu und fast jeder lächelte zu mir. Ich wurde um einiges beruhigt und lehnte mich zurück, wobei ich entschied, es doch zu erzählen:
"Als Ligon Kawiss gedroht hatte, Altaïr zu töten, begann der Kampf. Über zwei Tage hatten sich Ligon und er in der Wolle und kämpften um den Sieg. Wer auch immer starb, dessen Gefolge würde unter die Macht des anderen gerissen werden, doch es war nicht davon auszugehen, dass die Tiger dies waren, die sich tatenlos dazu entschieden, ihm zu gehorchen.
Kawiss und Ligon hatten sich über ein paar Hundert mal pro Stunde zerfetzt. Ihre Gedärme flogen umher, einzelne Körperteile flogen ins Schlachtfeld, wo wir Tiger selbst mit den Löwen kämpften. Ich stand mitten drinnen und war geschützt durch Monsters schwarzen Nebel, während Monster alle Löwen auf 100 Metern Entfernung umbrachte und Engel jeden verletzten Tiger heilte. Die meiste Zeit sah ich nur zu, wie diese beiden Könige sich bekämpften, doch als Ligon mitten ins Schlachtfeld fiel, erhielt ich Kawiss' Befehl, Monster auf ihn los zu schicken. Dies habe ich auch getan. Monster konnte ihm 25 Mächte über einen Zeitraum von einer Stunde auslöschen, doch dann setzte Ligon einen elementaren Blitz ein. Dieser hätte Monster vernichten können, hätte Kawiss ihn nicht vorher weg gestoßen. Dadurch hatte Kawiss den Blitz jedoch selbst abbekommen. Es hätte über 60 000 Tigern und Löwen das Leben kosten können, wenn dieser Blitz sie nur gestriffen hätte. Kawiss hatte diesen aber vollkommen abbekommen, weshalb er total geschwächt am Boden lag. Ich sah ihm in die Augen... komplett verzweifelt wandte er sich und wollte wieder aufstehen, doch... er konnte nicht. Er war zu geschwächt und fiel immer wieder hin, als er sich aufrappeln wollte. Ligon konnte ebenfalls durch Monsters Eingriff kaum noch kämpfen und flüchtete sich hinter einen Baum, bei dem der große Käfig aus seiner Macht war, in dem Altaïr gefangen war. Da Altaïr bereits in der Nähe von Kawiss' fast reglosem Körper, konnte ich dieses Verlangen in ihm sehen, Kawiss auf der Stelle umzubringen. Er wollte sich mit dem Letzten Willen, den er noch frei besaß, von Kawiss fern halten, eh Ligon ihn aus dem Käfig ließ. Er selbst versteckte sich feige hinter dem Baum, während Altaïr Kawiss ohne zu zögern angriff. Er stand unter der Kontrolle der Löwen. Er bekam diesen aggressiven Instinkt, sobald er einem Tiger begegnete, so wie wir Tiger auch bei ihnen. Dies prägte sich dann auf Kawiss aus, welcher sich kaum gewehrt hatte. Altaïr war gezwungen ihm in die klaffende Wunde auf seiner Brust zu greifen und sein immer noch pochendes Herz zu zerdrücken. Wir alle waren geschockt und einige kurz davor, Altaïr umzubringen. Jedoch hob Kawiss die ganze Zeit die Hand, als Zeichen, dass wir Altaïr in Ruhe lassen sollten. Schwerfällig taten wir dies und kämpften stattdessen mit den Löwen weiter. Ich musste aber alles beobachten. Ich sah, wie mein Bruder halb tot da lag und schwach zu Altaïr sah. Auch ich hatte das Bedürfnis, Monster auf ihn loszuschicken und ihm ein für Alle Mal den Gar auszumachen! Doch Kawiss' Wort galt auch für mich... also schaute ich nur hin und sah kurz darauf, wie Altaïr zu weinen begann und Inne hielt. Seine Hand war noch in Kawiss' Brust, doch er hatte sein Herz nicht zerdrückt. Er lebte also immer noch.
Altaïr weinte um Kawiss und rief laut, er wolle es nicht und dass Kawiss ihn töten sollte. Ich sah es als eine Art Hilferuf an, mit dem er weiß machen wollte, dass er ihn nicht verletzen wollte. Kawiss aber legte zu einem Kuss an, mit dem sich Altaïr beruhigte. Die Miene in seinem Gesicht verblasste und wurde wieder die Alte, mit der ich ihn kennengelernt hatte. Als er noch ein Tiger war. Er war kurz davor sich zurück in einen Tiger zu verwandeln. Dann hätten wir alles gewonnen, denn er hätte Kawiss heilen können und den geschwächten Ligon zur Strecke bringen können! Doch... dann..." Ich musste mir kurz eine Träne aus dem Auge wischen und sah bedrückt zu Boden.
"Doch dann kam Ligon... Er schlug seine Hand durch Altaïrs Rücken, wobei er ihm das Herz aus der Brust riss. Seine Hand schaute daraufhin aus Altaïrs Brust heraus und seine Hand steckte daraufhin in der Brust von Kawiss..." Mir viel es schwer, weiter zu sprechen und ich atmete tief durch, um mich so gut es ging zu beruhigen. Erwin drückte fest meine Hand und überkreuzte unsere Finger miteinander. Kurz musste ich schluchzen und konnte kaum einen vernünftigen Tonfall finden. Verheult schluchzte ich meine nächsten Sätze:
"Er hat Kawiss das Herz raus gerissen... Er hatte Altaïrs Herz... Zerschlagen... Dann zog er... Er zog das Herz aus Kawiss' Brust heraus... und er... Er fraß es einfach auf..." Krampfhaft versuchte ich mich zu beruhigen und nicht mehr zu heulen, doch mein Körper wollte meinem Geist nicht gehorchen und ich weinte leise in meine Hand hinein, die ich auf meine Augen gelegt hatte. Alles schwieg und ich merkte wie von einigen eine Schockstarre aus kam. Erwin sah mich fast genauso an und lößte seine Finger aus meiner Hand, um mir seinen Arm um die Schultern zu legen, damit ich mich beruhigte. Ich hatte noch nie zuvor vor den Augen von irgendjemanden geweint. Es war mir so peinlich, doch ich konnte es nicht kontrollieren. Ich hatte jedoch einen Grund, zu weinen... Man hatte meinem Bruder eiskalt sein Herz heraus gerissen.
Ich lehnte mich an Erwins Brust und weinte stumm in meine Hand hinein. Mein Inneres wollte um jeden Preis, dass ich aufhörte, doch wie gesagt- ich konnte es nicht. Nach einer Minute hatte ich mich jedoch endlich beruhigt und konnte mich wieder zurück in meinen Stuhl setzen.
"Das ist schrecklich..." Murmelte Jean und sah auf den Tisch.
"Ja das war es..." Sagte ich daraufhin, schluchzte kurz, wischte mir eine Träne aus dem Auge und sagte dann: "Genau weil es so grausam war bin ich dann auch durchgedreht. Ich hatte mir Monster geschnappt und seinen schwarzen Staub auf meine Krallen geleitet. Dann hab ich ihm sein scheiß Grinsen aus der Fresse geschnitten und ihn mit den schwarzen Rauch regelrecht zugepumpt. Ein Glück war er immernoch stark geschwächt und meine Wut auf ihn so stark, dass Monster stärker wurde. So stark, dass er Ligons Haut zu Staub zerfallen ließ und sein Inneres zerfetzte. Jedes Organ in ihm pulverisierte und flog aus seinem Mund wieder heraus. Letzten Endes lag auch er tot neben den Leichen von Kawiss und Altaïr."
Nun waren wirklich alle geschockt. Einige hatten sich die Hand vor den Mund geschlagen und einige waren verstört von mir.
"Du hast... Ihn umgebracht??" Fragte Erwin geschockt.
"Ich war doch schon immer ein bisschen rachsüchtig." Murmelte ich und sah auf meinen Tee, den ich daraufhin trank.
"Ich weiß... Aber so...?"
"Er war mein Bruder! Es hätte sonst niemand gemacht! Wenn das Leben keine Gerechtigkeit bringt, muss man eben selbst zur Gerechtigkeit werden! Er hat es verdient!" Knurrte ich und schaute Erwin böse an, da ich innerlich einen Hass auf Ligon verspürte, selbst wenn er nun dem Erdboden gleich war.
"Ok... Ist gut, Baby. Ich verstehe." Sagte Erwin sanft und streichelte meinen Handrücken. Ich beruhigte mich gleich wieder und atmete auf.
"Wow... Das ist echt krass..." Murmelte Eren.
"Du hast ihn einfach mit Monster ausgeschaltet? War es so einfach?" Fragte Mikasa.
"Nein! Natürlich nicht. Ligon hatte 2391 Mächte, wovon 100 ihn vor Angriffe, Verletzungen, Schmerzen und dem Tod schützten. Sie waren durch die ersten Attacken von Kawiss geschwächt. Dann hat Monster ihm 25 abgezogen und die anderen 54, die dann noch über waren, wurden von dem elementaren Blitz geschwächt. Durch meine späteren Attacken wurden diese dann vollkommen durchgebrannt und er hatte nurnoch seine Verteidigung, die er aber nicht einsetzen konnte, weil meine und Monsters Bewegungen so schnell waren, dass man sie kaum alle sehen konnte." Erklärte ich. Wieder schwieg alles und manchen stand der Mund offen.
"Du hast so einen starken Gegner besiegt??" Rief Armin begeistert. Ich nickte stumm und starrte auf mein Essen.
"Wahnsinn..." Flüsterte einer der neuen, während ein anderer sagte: "Ist mir sehr fragwürdig, dass dieser Monster soetwas kann."
Es war ihm nicht durch Monsters Fähigkeiten befraglich. So viel konnte ich ihm ansehen. Er zweifelte an Monsters Existenz. In dem Moment schoss Monster aus meiner Schulter heraus und sprang vor seine Füße.
"Zweifelst du etwa an meinen Fähigkeiten, Rekrut?!!!" Rief er lauthals und alle starrten auf ihn, während der Rekrut fast vom Stuhl fiel vor lauter Schreck.
"M- M- M- Monster!! Monster!!!!!" Schrie er panisch und rannte ans andere Ende des Raumes. Monster folgte ihm dorthin und warf ihn gegen eine Wand.
"Das ist mein Name! Ganz richtig." Lachte er höllnisch und sah sich den Rekruten von Nahem an, indem er sich ganz nah zu ihm lehnte.
"Monster! Lass den!" Rief ich und schlürfte meinen Tee. Monster murrte zu mir und kam zurück.
"Du bist n echter Spaßverderber in deiner traumatisierten Form!" Knurrte er und verschwand.
Der Rekrut blieb geschockt an der Wand stehen und atmete schnell.
"Rekrut! Setz dich! Monster tötet nur auf Befehl." Rief ich ihm zu und lehnte mich in meinen Stuhl.
"W- w- was???" Rief er panisch.
"Setz dich wieder hin, Nick. Monster ist harmlos." Sagte nun Erwin. Nick setzte sich wieder hin, wobei er aber die ganze Zeit meine Schulter im Auge behielt, aus Angst, Monster könnte heraus kommen.
"Und wo genau sind die Tiger nun gelaufen, nachdem Ka... Nachdem das passiert ist?" Fragte Jean nun.
"Ich habe keinen Schimmer. Sie sind alle in dieselbe Richtung gelaufen. Um zu wissen, wo sie nun hin sind, hätte ich mitgehen müssen." Antwortete ich und dachte wieder an den Nebel, in den ich so gerne hinein gelaufen wäre. Einfach mit den anderen mit und sehen, wohin es mich führte. Ich wollte sie spüren,- die Kälte des Nebels und wollte sehen, was er verbirgte.
"Warum bist du es nicht?" Fragte Erwin mich. Verwirrt sah ich zu ihm auf. Konnte er sich das wirklich nicht denken?
"Das fragst du noch?!"
Erwin sah mich etwas erschrocken an und nickte. Mit einem leichten Schmunzeln im Hintergrund stellte ich meinen Tee hin und sah zu ihm hinauf.
"Ich gehe ohne dich sicher nirgendwo hin." Sagte ich ihm ins Gesicht. Berührt wurde sein Gesicht weicher und er musste lächeln.
"Du hast extra deine Familie zurück gelassen und dein größtes Bedürfnis ignoriert, nur um zu mir zurück zu kommen?" Fragte er.
"Ich hab dir ein Versprechen gegeben. Und ich halte meine Versprechen." Antwortete ich zuverlässig und holte mir dafür einen kleinen Kuss von Erwin ab.
"Hey! Ich will auch einen!" Knurrte Monster plötzlich aus meiner Schulter. Erwin sah zu ihm.
"Hä?" Fragte er verwirrt.
"Ohne mich wäre Levi jetzt Trockenfutter!!" Knurrte Monster, worauf Erwin nur lächelte und Monster einen Kuss auf die Wange gab. Zufrieden schnaufte dieser und kam zurück in meine Schulter.
"Kaum zu glauben, dass du wirklich alles aufgegeben hast, nur um Erwin wieder zu sehen." Murmelte Eren und sah zu mir. "Willst du denn gar nicht in die Welt hinaus ohne dabei an jemanden gebunden zu sein?"
Von mir aus kam nur ein leises Kichern, was sich mit einem kurzen Zischen vermischte.
"Die Welt bedeutet mir nichts ohne Erwin. Deswegen bin ich wieder hier."

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now