Kapitel 35

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Erwin

Plötzlich erschien grelles Licht in der ganzen blauen Höhle. Auf der linken Seite wurde es goldend hell und auf der rechten verweilte schleichende Dunkelheit wie schwarzer Nebel und alles wurde plötzlich still. Auch der Löwe über mir schien Inne zu halten und vielleicht ein wenig ängstlich zu werden. Er ging von mir hinunter und der Blick auf Levi wurde frei gesetzt. Und ich staunte, als ich bemerkte, dass dieses Licht, welches alles hier in Tag und Nacht verwandelte, von ihm aus kam. Die helle Seite strahlte weiß und golden wie die Sonne. Das Dunkel schien wie schwarz, dunkles blau und violett vermischt in einem. Es war nicht komplett schwarz, aber auch nicht hell.
"Was ist das?!" Hörte ich den Löwen über mir, welcher plötzlich ganz erstaunt wurde, wie so ziemlich alle hier.
Levis eine Körperhälfte leuchtete in diesem hellen Licht. Die dunklere legte sich wie ein Mantel über seine  andere.
"Levi..." Flüsterte ich und begann unkontrolliert zu lächeln. Stolz breitete sich in mir aus, mit dem ich zu Levi hinauf blickte, welcher beide Seiten in eine Art Staub verwandelte. Der Staub zog sich über seinen Körper und sammelte sich auf den Armen und Schultern. Ich sah, wie sich der helle Staub seinem Rücken näherte und er wurde stärker. Sein Rumpf erhob sich wieder und er schaute in die Menge.
Plötzlich bekam der helle Staub ein Gesicht.
"Zeit zu heilen..." Hörte man den hellen flüstern.
"Zeit zu zerstören!" Rief der dunkle.
Levi schaute auf das Chaos hinunter. Er sah die Tiger, die im sterben lagen und die verletzten. Schlussendlich sah er mich am Boden liegen, mit einem angestoßenen Schädel und vier gebrochenen Rippen. Auch ich lag im sterben, doch ich war glücklich. Ich war glücklich, dass Levi am Leben war.
"Hol sie." Sagte Levi und plötzlich legte sich der goldene Staub über mich. Langsam spürte ich, wie etwas in mir sich zusammen legte und ich wieder zu Kräften kam. Ich setzte mich auf und sah zu dem Staub, der sich wie lebendig bewegen konnte. Er legte sich vor mich und bekam wieder ein Gesicht. "Leb. Deine Zeit ist noch nicht gekommen." Flüsterte er. Ich war total überwältigt und schaute auf das blasse Gesicht, welches nicht einmal Augen hatte. Und doch schien es mich anzusehen. Es kam mir so gelassen vor. Und doch so gefährlich. Er sah aus, wie mein Geliebter. Wie das Ebenbild von Levi.
"Danke..." Sagte ich leise. Das Gesicht lächelte und verfiel wieder. Ich sah, wie es fort flog. Die Löwen waren in Panik und liefen umher. Der goldene Staub legte sich auf die halb toten Tiger, die so wie auch ich wieder erwachten.
"Jetzt lass mich auch! Lass mich auch! Ich will sie töten!!" Schrie plötzlich der dunkle Staub, welcher ungeduldig und schadenfroh auf die verletzten Löwen hinabblickte. Levi aber lächelte nur wie von neuer Kraft erfüllt und knackte seinen Nacken.
"Du bist so ungeduldig." Höhnte er, doch sah genauso schafenfroh auf das Gemetzel unter sich. Sein Entschluss schien also gefasst zu sein und er lächelte dem dunklen Staub zu. "Dann los. Zeig mir, was du kannst." Der Staub, der bis eben nur ein dunkles Gesicht im Nebel war, verwandelte sich und wurde zu einem Ebenbild von Levi selbst in seinen dunklen Farben, ebenso wie die helle Seite, die mich eben geheilt hatte. Doch er schien wie das komplette Gegenteil. So kaltherzig. So wütend und blutrünstig. Er stellte sich neben Levi und schwebte nun nur noch an dem Staub, der aus Levis Körper trat. Scheinbar waren beide dieser merkwürdigen Schatten völlig nackt, doch ihre Unterkörper bestanden aus ihrem Staub, der aus ihrem Wirt, also aus Levi, heraustrat. Und ob es aus reinem Instinkt war oder aus Freundschaft, er fasste an die Fesseln, die meinen Partner festhielten und diese zerbröselten zu demselben Staub, aus dem er selbst bestand. Er hatte Levi befreit und dieser schaute sich auf seine mit Licht und Schatten umhüllten Hände, die er voll Stolz belächelte und dann mit der dunklen Hand auf die Löwen zeigte, die noch panischer umher rannten und zum Ausgang liefen, doch der dunkle Staub lief in einem breiten Grinsen aus und holte alle ein. Alle zerfielen ebenbürtig zu den Ketten zu Staub und sammelten sich im Körper des dunklen Staub- Levis zusammen.
Beeindruckt sah ich hinauf zu Levi, der sich gar nicht anzustrengen schien und dem Dunklen einfach freien Lauf ließ. Doch mit dem Herumtoben der beiden Gestalten veränderte er sich. Er wurde plötzlich größer. Je mehr Staub sich um seine Körperhälften bildete, desto mehr wuchs er und bekam noch mehr Tattoos auf dem Körper. Die neuen waren in den Farben des Staubes. Ich erkannte verschiedene Tiere, wie Adler, Tiger und Wölfe. Auf seinem Bauch war groß ein Tattoo von einem Löwen und einem Tiger, die miteinander kämpften.  Auch sein zerstörtes Auge wurde komplett schwarz, wie einige Staubpartikel aus der Schattengestalt, die aus dieser Hälfte seines Körpers trat. Wie ein Glasauge, welches scheinbar aus dem Staub des Schattens entstanden war. Levi sah noch aus wie vorher- doch irgendwie auch nicht. Die Größe und die Tattoos machten es schwierig, ihn dem alten Levi zuzuordnen, doch ich spürte ganz genau, dass es mein Levi war. Mein Partner, welchen ich voller Liebe und Stolz beobachtete.

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now