Kapitel 33

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Erwin

Mir kamen die Tränen, als Levi außer Sichtweite war und ließ mich auf die Knie fallen. Es war zu spät. Nun war er in den Händen dieser Monster! Er sollte in seine Teile zerlegt werden und ich würde ihn bis zu meinem Tod nicht wieder sehen.
Das wars. Mein Freund war verloren. In den Klauen von Bestien, die grundlosen Tod über die Tiger herbeijagen und mich damit verdammt nochmal in Verzweiflung bringen! So konnte Levi doch nicht sterben! So konnte unsere lang ersehnte Beziehung doch nicht enden!!
Ich konnte und wollte einfach nicht wahr haben, dass er nun wirklich fort sein sollte und hielt mir die Hand vor meinen schluchzenden Mund. Ich merkte, dass ich von Tigern umgeben war, die mich beim Weinen beobachteten. Wie kläglich ich aussehen musste, aber das war mir in diesem Moment egal.
Da ich mich dran erinnerte, wie ich einst um ein paar Jungs herumstand, die mich dafür schikaniert hatten, dass ich weinte, versuchte ich es so gut wie möglich zu verstecken und schaute zu Boden. Natürlich war das zwecklos. Sie bemerkten es ja sowieso. Doch ich hatte wohl vergessen, dass sie keine normalen Menschen waren. Sie lachten mich nicht aus oder traten auf mich ein. Sie gingen mit mir auf die Knie und setzten sich in einen großen Kreis um mich herum. Jeder von ihnen drückte sich an mich oder nahm mich in den Arm, sodass ich bald von ihnen umgeben war. Doch nicht so, dass ich nicht atmen konnte. Eher so, dass ich das Gefühl bekam, weinen zu dürfen.
Ich neigte meinen Kopf nach oben und weinte offen in ihre Schultern. Niemand, außer ihnen hörte oder sah, wie ich weinte. Dies war mir eine große Hilfe, denn ich hätte nicht gewusst, was ich getan hätte, wenn die Anderen mich so gesehen hätten.
○Levi... Levi... bitte... nein...!○
Ich stellte mir bereits bildlich vor, was diese Mistkerle von Löwen mit Levi anstellen würden. Ich sah vor mir, wie sie ihn mit ihren Klauen zerfetzten. Oder noch schlimmer: ihm, wie Historia es versucht hatte, das Herz aus der Brust rissen. Ich sah ihn auf den Boden fallen und wie er fast unerkenntlich da lag, mit blutverschmiertem Gesicht und voll mit Wunden, die ihn kläglich verbluten ließen.
Ich weinte nur noch lauter und schmiss den Kopf nach unten. Musste es unbedingt er sein?! Er war doch der, der sich am wenigsten verteidigen konnte!!! Wie feige konnte man sein, einem wie ihm das Leben zu nehmen?!

"Er lebt noch." Sprach plötzlich eine Stimme, die außerhalb des Kreises stand. Ich wusste nicht was los war, doch die Tiger schauten gebannt in eine Richtung.
Die Stimme kam mir sehr bekannt vor und ich schaute ebenso auf.
Vor uns stand plötzlich Kawiss und schaute mit seinen tief blauen Augen auf uns hinab, wobei er sanft lächelte.
"Kawiss...?" Fragte ich und schaute ihn fragend an. Mich wundernd, was er denn hier so schnell tat. Ich hatte gedacht, er wäre noch in der Hardcliff gewesen. Er kam in den Kreis hinein, als sich einige Tiger entfernten, um ihm Einlass zu gewähren und kniete sich vor mich hin, wobei er mir beide Arme offen hielt. Natürlich sprang ich sofort in diese hinein und drückte mein Gesicht in sein Hemd, in das ich hinein weinte und schmerzlich schluchzte. Kawiss hatte dieses gewisse Etwas an sich, was mir die vielen Tiger, die mich bis eben inn
den Atmen hielten, nur zusammen geben konnten. Aber Kawiss allein war wie ein Vater, bei dem sich wahrscheinlich jeder wie ein Kind fühlte, welches Trost bei seinen Eltern bekam.
Sanft streichelte er mir den Rücken und gab mir ein gutes Gefühl zurück, welches ich nicht gedacht hatte, noch einmal am heutigen Tag zu bekommen. Es war, als wäre Levi noch da gewesen. Ich spürte, was Kawiss fühlte und dies war Levis pochendes Herz, welches zwar ziemlich rasend war, aber es schlug. Es schlug in Kawiss' Brust weiter und ich konnte es hören.
Sein Körper war angenehm warm und seine Muskeln fühlten sich auf mir wie eine Decke an. Dadurch bekam ich zusätzlich Trost und seufzte einmal beruhigt.
"Sie wollen nicht, dass er stirbt. Hab keine Angst darum." Sagte er mit ruhiger Stimme und ließ seine Hand über meinen Rücken streifen.
"Warum wohl haben sie den Schwächsten von uns allen genommen? Was denkst du?" Fragte er. Ich fühlte mich, als wollte er Spiele mit mir spielen.
"Keine Ahnung..." War meine Antwort. Ich konnte mich beim besten Willen nicht dazu bringen, noch großartig zu denken. Zu sehr war ich mit Sorge beschützet um meinen Partner.
"Nicht weil sie ihn töten wollen. Sie verfolgen ein größeres Ziel: nämlich mich."
"Dich...? Wollen sie ihn etwa benutzen, um dadurch an dich zu kommen??" So weit konnte ich doch noch denken. Der Grund, wieso. Das war er. Sie wollten Levi nicht aus persönlichen Gründen. Sie wollten ihn einfach, um an seinen Bruder heranzukommen.
"Ganz recht. Sie haben sich ihn nicht ausgesucht, weil er am einfachsten  zu töten ist, sondern weil er mein Bruder ist. Überleg mal. Hätten sie ihn sonst vorher betäubt, wenn sie ihn hätten töten wollen? Und warum wohl haben sie ihn vor den Augen von 40 Tigern entführt? Damit ich es erfahre und ihn zurück holen komme. Sie sind so dumm und denken, dass ich es nicht durchschaue."
"Aber warum gerade Levi?! Du hast doch noch andere Brüder oder?"
"Nein. Keine, die ich so sehr beschützen würde. Wir sind aneinander gebunden. Und das durch etwas viel stärkeres als das gleiche Blut. Ungefähr so wie ihr zwei."
"Wir? Warum? Was ist das denn so starkes?"
"Es ist Liebe. Familienliebe. Ich liebe mein Brüderlein sehr. Und du liebst ihn sogar noch stärker, hab ich recht?" Fragte er mich ehrlich und gab mir das Gefühl, gar nicht anders, als mit der Wahrheit antworten zu können.
So nickte ich und wischte mir die übergebliebenen Tränen von meinen Wangen.
"Wie können wir ihn wieder zurück holen?" Fragte ich und löste mich aus seiner Umarmung, was er auch tat.
"Ihr müsst ihrer Spur folgen. Ich gebe euch etwas, womit ihr ihn sicher finden werdet. Doch passt auf! Die Löwen sind blutrünstig und halten sich nicht zurück." Sagte er und drückte mir eine Uhr in die Hand.
"Wie sollen  wir ihn damit-" Ich wollte fragen, wie wir ihn so finden sollten, doch als ich mich wieder zu ihm hoch neigte, war er plötzlich verschwunden. Verwundert und überrascht schaute ich umher und suchte ihn mit den Augen.
"Kawiss??" Rief ich ungläubisch.
"Das macht er immer so." Sagte ein Tiger und nahm mir die Uhr aus der Hand.
"Das ist eine Art Kompass. Sie sucht nach bestimmten Tigern, die vermisst werden, wie ein Kompass nach dem Norden." Sagte er und sprach der Uhr zur Demonstration entgegen: "Wo ist Ragul?" Der Zeiger der Uhr drehte sich sofort in die Richtung des Tigers, der neben ihm stand und ich schaute zu diesem auf. Eine wahre Wunderuhr! Kompass... was auch immer!
"Dann können wir ihn damit finden?" Fragte ich hoffnungsvoll und schaute ihn und die Uhr abwechselnd mit großen Augen an.
"Ja. Die Löwen sind dümmer als wir. Sie wissen nicht, dass wir soetwas haben und denken, wir könnten sie nicht finden." Lächelte er zu mir hinab und legte mir die Hand auf die Schulter, was meiner Hoffnung einen Grund gab und dafür sorgte, dass sie größer wurde.
Ich stand sofort auf und schaute in die mir im Rücken liegende Richtung, aus der ich die Anderen ankommen sah. Ein bisschen verspätet, wie ich fand, aber wenigstens waren sie da.
"Erwin!! Wir haben es gerade gehört! In weöche Richtung sind sie?!" Fragte Hanji mich sofort noch im Rennen und stürzte auf mich zu, wie ein Falke im Sturzflug. Um die Frage so kurz und knapp wie möglich zu beantworten, deutete ich mit dem Arm in die Richtung, in der ich die Löwen verschwinden sah.
"Sie wollen ihn, um durch ihn an Kawiss zu gelangen!" Rief ich, spürte dabei aber einen merkwürdigen Gegenspruch, doch dachte, dies wäre nur, weil ich so besorgt um ihn war. "Wir müssen uns einen guten Plan überlegen, um ihn zu befreien. Sie wollen ihn nicht töten, also haben wir noch ein wenig Zeit! Ich hab' schonmal angefangen, also-"
"Halt mal, Erwin." Sagte plötzlich einer der Tiger neben mir und hielt eine seiner Hände nach oben, mit einem leicht grquälten und ernstem Gesicht. Er hielt sich mit einer Hand ans Ohr und schien etwas zu hören. Fragend senkte ich die Augenbrauen, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, zu wissen, was er sagen würde.
"Was ist...?" Fragte ich dennoch und sah ihn besorgt an. Und tatsächlich sagte er etwas, was mich zu keinem Prozent überraschte. Er nahm die Hand an seinem Ohr wieder hinunter. Sein Gesicht hatte keinen Funken Humor oder ähnliches und ließ mich seufzen.
"... Kawiss hat mir eine Nachricht durch meine Teufelsmacht gesendet. Sie haben ihre Pläne soeben geändert."

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticWhere stories live. Discover now