Kapitel 34

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Historia

"Was?!" Rief ich schockiert über diesen Befehl von meinem eigenen Vater. Ich sollte jemandem das Herz aus der Brust reißen?! Das konnte ich doch nicht wirklich tun! Ich würde niemals jemanden verletzen! Besonders nicht jemanden, der es nicht verdient hatte...
"Er hat dir doch gar nichts getan! Er kann nichts dafür wo und als was er geboren wurde!" Rief ich zu Vater, doch der konnte es nicht nachvollziehen.
"Nein, Historia! Dieser Kerl hat sich ganz bewusst dazu entschieden, einer dieser gestreiften Bastarde zu werden! Er ist eine einzige wandelnde Gefahr und hat sich bewusst dafür entschieden, so zu werden!" Rief er aus, drehte sich mit hasserfülltem Blick zu Levi und dann wieder zu mir.
"Ja aber... ich kann ihn doch nicht nur deswegen..."
"So ein Unsinn!!!" Schrie Vater mir dazwischen und fürhte meine Hand tief in seinen Rücken hinein.
"Wenn du keinen Tiger töten kannst, dann bist du als Löwin gestorben!!" Rief er. Meine Hand war bereits so tief, dass ich sein Herz schon schlagen spürte. Das Blut lief in Flüssen an seinem Rücken hinunter und befelckte sein weißes Fell. Vater legte meine Finger um sein Herz.
"Nein!!" Schrie ich und zog mit einem gewaltigen Ruck meine Hand aus dem Rücken des Tigers, woraufhin dieser einen Schrei aus dem Hals stieß, der das gesamte Areal wackeln ließ.
Vater war geschockt von meinem plötzlichen Widerstand. "Was tust du denn da?!" Schrie er mich an, doch ich hörte ihn kaum. Nur einRingen in meinem Ohr von diesem markerschütterndem Brüllen, welches ich eben gehört hatte. Ein Schrei voller Schmerz und Verzweiflung. Ich konnte es gamz genau spüren. Diese Emotionen in der Stimme des Tiers. Des... des Menschen vor mir! Ich konnte nicht so herzlos sein. Etwas in mir leitete mich in die Richtung meines Vaters. Und das stätige, ständige Stöhnen aus Levi sagte mir, dass nicht er der Feind war. Er war nicht derjenige, der jemandem gefesselt das Herz aus der Brust reißen will. Vater war es. Dies realisierte ich nun und trat ihn wie von der Stimme der Gerechtigkeit getrieben von diesem Plateau hinunter. Meine Augen folgten ihm glanzlos. Mein Mund war geschlossen, doch ich sprach innerlich ein Gebet, dass er liegen blieb, sobald er aufschlug.
Er landete mit einem heftigen Rumms auf dem Boden. Sein Rücken hatte bereits mehrmals geknackt, doch meine Gebete wurden nicht erhört. Vater schaute zu mir herauf und versuchte bereits, sich erneut aufzurappeln, doch scheieterte an diesen Versuchen.
Ich ergriff derweil meine einmalige Chance bevor ich meinem Vater wohl wieder unter die Augen treten musste und befreite Levi von dem Stahlknebel. Sofort atmete er hastig und ich legte meine Hand auf seinen Katzenhals.
"Hauptgefreiter Levi... es tut mir so leid, was passiert ist. Ich weiß jetzt, dass das alles ungerecht war... bitte verzeih mir." Bat ich ihm tiefstens um Verzeihung und fürchtete, ihn sofort wieder angreifen zu wollen, doch als er so schwach die Augen wieder öffnete und zu mir sah, waren meine Wutgefühle für ihn wie weggeblasen und auch er schien mich nicht mehr töten zu wollen. Sein Fell und die Krallen zogen sich langsam wieder zurück. Seine Ohren richteten sich wieder in eine andere Position und alles tierische an ihm verschwand, bis er wieder in Menschengestalt vor mir stand. Halb nackt und verwundet. Sein Rücken sah schlimm aus. Dieses tiefe Loch darin war mir befremdlich, doch ich wusste, wessen Schuld es war, dass es da war und dass sein Blut in Strömen aus dieser Verletzung herauslief. Er nickte aber, als Bestätigung, dass er mir verzeihen konnte. Zum Glück tat er dies, denn ich hätte mir anderes nie verzeihen können. Allerdings hätte ich es auch genauso verstanden, wenn er es nicht konnte. Mir wurde warm ums Herz und ich lächelte ihn sanft an, bevor ich mich dann daran machte, seine Fesseln zu lösen.

Plötzlich aber vernahm ich Bewegung neben mir, die viel zu schnell war, als dass ich sie richtig registrieren konnte. Im nächsten Moment aber wurde ich bereits an die Wand geschleudert und ich erkannte Vaters Gesicht vor mir.
"Du!" Als ich zu ihm auf sah, bemerkte ich, dass er halb verwandelt war: er hatte eine Mähne, scharfe Zähne und halbe Tatzen.
"So hör doch auf, Vater!" Schrie ich zu ihm, doch so wie auch ich vorher wollte such er nichts von mir wissen. Er fuhr nur seine Krallen aus. Lange, scharfe Krallen, die er mir mitten ins Gesicht stieß. Der auftretende Schmerz, der dadurch verursacht wurde, ließ mich vor Schmerz aufschreien und in seinem Griff umherzappeln, auf dass er mich losließ. Plötzlich brüllte auch Levi meinen Vater an, dass er mich loslassen sollte und ich erkannte ein merkwürdiges Funkeln in seinen Augen. Es sah von Wut gebadet aus und dürstig nach frischem Blut. Angsteinflößend. Wie der Blick eines gefallenen Engels, der nach Rache dürstete. Als Vater diesen Blick in seinen Augen sah, ließ er mich plötzlich los, fuhr seine Krallen ein und ließ mich zu Boden fallen, wo ich mir sofort die Hände vor die blutenden Stellen schlug und halb heulend atmete. Mein Blick aber fiel dann wieder auf Levi und Vater. Ich hatte die Fesseln Levis nicht abnehmen können, doch sie ein wenig lösen, sodass dieser sich etwas besser bewegen konnte. Allerdings auch nicht allzu viel, denn wehren konnte er sich definitiv nicht gegen ihn. Vater aber konnte jede Bewegung seines Körpers kontrollieren. Und dies nutzte er gegen den Tiger. Die noch blutigen Krallen, die er aus meinem Gesicht gezogen hatte, nutzte er nun, um sie in Levis zu stoßen. Erneut gab es Lärm. Markerschütternd und herzzerreißend. Menschlich, aber doch von unnatürlichen Schmerzen geplagt. Diese Lungen mussten gefüllt von Luft gewesen sein, die er in sich gespeichert hatte, um die Schmerzen in seinem Rücken auszuhalten. Allerdings stimmte da etwas nicht. Levi schrie zu doll. Zu schmerzerfüllt. Natürlich hatte auch ich geschrien, aber so heftig hatte ich ihn zuletzt in seiner Tigerform brüllen hören. Angst erfasste mich und ich merkte, dass eine von Vaters Krallen in seinem Auge steckte und ihm dieses wahrscheinlich gerade aus dem Kopf zog.
"Hör auf!!!" Schrie ich erschrocken und sprang auf. Die Schmerzen in meinem eigenen Gesicht ließ ich außer Acht. Jetzt musste ich Levi helfen.
Ich sprang also in einem großen Satz auf meinen Vater zu und ließ mich, mit meinem ganzen Gewicht auf den Arm des Löwen fallen, eh ich ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht verpasste. Es war schwierig, dabei das Gleichgewicht zu halten, doch ich sprang athletisch, wie ich nie gewesen war, von ihm hinunter und sprang ihm an den anderen Arm, der mich zu packen versuchte und biss in diesen hinein bis ich Blit und Fleisch spürte. Dabei schüttelte er mich hart herum und tat alles, um mich von ihm zu bekommen. Aber hartnäckig wie ich war, ließ ich nicht ab und biss mich nur noch fester. Nun war er es, der schrie. Während ich hin und her gewirbelt wurde, sah ich aber zu Levi, welcher nach unten guckte und Blut aus seinem Auge fließen ließ. Er zitterte stark, stöhnte mehrfach und schien enorme Schmerzen zu haben. Dies machte mich wütend. So stemmte ich meine Beine auf die Brust von Rod und drückte mich so lange von ihm ab, während ich ihm in den Arm biss, bis ich entlich los kam, mit einem riesigen Fetzen seiner Haut und seines Fleisches im Mund. Als ich zurück fiel, sah ich zu ihm und bemerkte, wie er ununterbrochen auf seine Hand starrte und sein Gesicht immer finsterer wurde.
Ich spuckte den Hautfetzen aus und schaute blutrünstig zu ihm. Ich erkannte mich gar nicht mehr wieder. So voller Wut und auf meiner Mission, Levi zu beschützen, vergaß ich alles menschliche an mir wie eine schlechte Kindheitserinnerung. Noch mochte ich mir gar nicht ausmalen, wie viele Unschuldige Vater bereits so zugerichtet hatte, wie er es mit dem armen Levi getan hatte. Die Vorstellung machte mich wütend. Diese Wut aber pumpte mich voll mit Adrenalin und ich war bereit, jeden Schritt zu setzen. Egal was es kosten mochte.
Rod brüllte einmal laut. So laut, dass ich mir die Ohren zuhalten musste. Seine Augen leuchteten gold gelb auf und dieses goldene Licht zog eine Linie über seinen gesamten Körper. Mir blieb vor Schreck der Mund offen, als ich ihn sah: er verwandelte sich vollständig in einen Löwen und schaute herablassend auf mich. Erschrocken aber beeindruckt trat ich zwei Schritte zurück und mir wurde langsam bewusst, dass ich selbst keine Ahnung hatte, wie man sich verwnadeln konnte.
Plötzlich brüllte er und alles Adrenalin in meinem Körper verwandelte sich in Panik. Ich hatte doch keine Chance gegen ihn! Ich trat noch weitere Schritte zurück und hatte vor, wegzulaufen, als er plötzlich auf mich sprang.
Ich schrie panisch, fiel zu Boden und hielt mir die Hand vors Gesicht.

Lost in the eyes of the devil- Eruri Fanfiction by RockosticHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin