19 · 𝐇𝐨𝐡𝐞𝐫 𝐁𝐞𝐬𝐮𝐜𝐡

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𝐍𝐀𝐂𝐇 dieser peinlichen Situation zwischen Severus und mir traute ich mich erstmal nicht, ihm in den Flur zu folgen. Fast schon erschöpft lehnte ich mich gegen den Küchentresen und fuhr mir durch meine langen Haare. Was zur Hölle war das denn gewesen? Zwischen Severus und mir gab es nichts romantisches, hatte es noch nie gegeben und würde es auch niemals geben. Wieso also kribbelte meine Schulter noch immer und warum zum Merlin fühlte sich mein Magen an, als hätte ich einen Mixer verschluckt?

Beunruhigt schnappte ich nach Luft und versuchte meine Gedanken zu ordnen.

Vielleicht interpretierte ich auch einfach zu viel in diese Situation. Ich meine; Was war schon passiert? Wir hatten uns nur angesehen. Sehr intensiv angesehen. Doch nur angesehen. Mehr nicht. Wie Severus schon gesagt hatte, ich hatte nichts falsch gemacht. Es war nichts passiert.

Dennoch zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen und ich schämte mich unheimlich, wenn ich an Sirius dachte. Er sollte der einzige sein, den ich so ansah, wie ich Severus angesehen hatte.

Verwirrt verbarg ich mein Gesicht in meinen Händen und stieß ein leises Stöhnen aus. Warum machte mir diese Sache so sehr zu schaffen? Es war verflucht nochmal nichts passiert, himmelherrgott.

Wütend auf mich selbst und meine Gedanken stieß ich mich vom Tresen ab und stampfte aus der Küche.  Stell dich nicht so an, Elle. Du bist eine verdammte Malfoy. Stolz, selbstbewusst und ganz ohne jeden Zweifel. Verhalte dich auch so.

Somit drückte ich meinen Rücken durch, warf meine weißblonden Haare zurück, richtete mein Haarband und strich meinen Rock glatt. Äußerlich warf ich meine Unsicherheit wie einen Mantel ab, innerlich herrschte jedoch immer noch Chaos, das mit aller Kraft in einen Käfig zusammengetrieben wurde. Diesen Käfig schloss ich ab und warf den Schlüssel weg.

„Lucielle, da bist du ja", sagte Mutter, als ich mit klackernden Schritten durch den Flur ging und stieß erleichtert die Luft aus. „Der Lord müsste jede Minute kommen, also beeil dich und setz dich zu den anderen!"

Sie packte mich an den Schultern und schob mich Richtung Speisesaal. Allerdings stemmte ich meine Füße gegen den glatten Mamorboden. „Mutter, warte", sagte ich in der Hoffnung, sie aufhalten zu können, doch entweder war meine Mutter fest entschlossen mich das Essen nicht verpassen zu lassen oder ich hatte vergessen wie stark sie war. Mühelos schob sie mich in das große Zimmer, in dem mich an einer langen Tafel nebeneinander sitzend ungeduldige Blicke empfingen.

Hastig drückte Mutter mich auf den Stuhl zwischen Severus und Lucius, dessen Gesicht kalkweiß war. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, sodass die Adern hervorstachen und er saß da wie auf heißen Kohlen. Man sah ihn an, dass er nichts lieber tun würde als auf der Stelle in sein Zimmer zu verschwinden und erst wieder herauszukommen, wenn Severus fort war. Dieser sah allerdings auch nicht besser aus. Zwar waren seine Hände ordentlich auf seinen Oberschenkel abgelegt und er versuchte eine neutrale Miene zu wahren, doch immer wieder huschten seine dunklen Augen unruhig durch den Raum. Ich warf ihm einen besorgten Blick zu, den er erwiderte.

Mit einem Klatschen in die Hände erhielt Mutter unsere Aufmerksamkeit.

„Also, wie ihr wisst, wird der dunkle Lord jeden Moment-", fing sie an, doch wurde von einem lauten Knallen unterbrochen, als die Tür aufflog.

Mit einem keuchenden Schrei machte Mutter einen Satz nach vorne und Vater und Onkel Asterix schossen wie von Blitz getroffen aus ihren Stühlen, bereit den Störenfried zu stellen. Doch als sie den Eindringling erkannten ließen sie ihre Kampfposition fallen und verneigten sich demütigt, sodass ihre Nasen fast den Boden berührten.

Sofort fing ich an zu frösteln, als ich mich eilig mit Lucius und Severus erhob. Hoch gewachsen und schmal schritt der Mann in den Raum. Leichenblasse Hände hielten den Zauberstab erhoben, schlangenhafte Augen ließen ihren kalten Blick durch den Raum schweifen, während sie die sich verneigenden Zauberer zu seinen Füßen ignorierten. Es war als hätten meine Lungen vergessen, wie man atmete, als ich den Mann beobachtete, dessen Gesichtszüge unmenschlich wirkten.

Sein Blick wanderte zu mir und schockartig breitete sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper aus. Hastig und mit zitternden Knien senkte ich das Haupt und machte einen demütigen Knicks.

„Herr", unterbrach Vater mit vor Aufregung zitternder Stimme die Stille,"Wir hatten euch nicht kommen hören, vergebt uns diesen unhöflichen Empfang. Unser Hauself wird seine gerechte Strafe erhalten, dafür dass er euch nicht hereingebeten hat."

„Ich habe mich selbst hereingebeten", entgegnete der Dunkle Lord mit kalter, schneidender Stimme und ließ sich am Tischende auf dem größten Stuhl nieder, als wäre er in seinem eigenen Haus.
Gebieterisch legte er die Hände auf den Armlehnen ab, den Zauberstab zwischen den langen weißen Fingern und wartete darauf, dass man sich um ihn versammelte. Hastig erhoben sich meine Eltern und mein Onkel aus ihrer demütigen Verbeugung und setzten sich mit respektvollem Abstand an die Tafel.

Fast sofort kamen mehrere Hauselfen heran geeilt, die Teller voller Speisen über ihren Köpfen trugen und vor uns servierten.

Angespannte Stille breitete sich im Raum aus, als die Hauselfen wieder verschwanden.

„Wir heißen euch in unserem Heim herzlichst Willkommen, Herr", wisperte Mutter und ließ ehrfürchtig ihre Wimpern klimpern, „Wenn ich um die Erlaubnis einer Frage bitten dürfte ... welcher Anlass verleitete euch zu so einer weiten Reise?"

Der dunkle Lord schlang seine Finger um das gefüllte Weinglas und genehmigte sich einen Schluck, ehe er Mutter seine Aufmerksamkeit schenkte. „Du hast um die Erlaubnis einer Frage gebeten und hast sie gestellt, bevor ich sie dir erteilt habe, Imogen. Bist du nicht auch der Meinung, dass der dunkle Lord etwas mehr Respekt zu erwarten hat?"

„S-selbstverständlich, Herr, verzeiht, ich-", stotterte Mutter los und riss die Augen auf, doch ihr Angebeteter hob die Hand und sofort verstummte sie, als hätte sie ihre Zunge verschluckt.

„Ich übersehe deinen Fehler, da unsere letzte Begegnung mehr als ein Jahrzehnt her ist. Sei für meine Güte dankbar", sagte er und ehe Mutter in überschwängliche Danksagungen ausbrechen konnte, fuhr er fort. „Ich brauche keinen Anlass, um meinen ergebensten Dienern einen Besuch abzustatten, allerdings habe ich tatsächlich einen."

Er machte eine Pause und ließ seinen Blick der Reihe nach über Vater, Onkel Asterix, Lucius, mich und Severus gleiten, wo er stoppte. „Besser gesagt habe ich zwei", sagte er und sein eiskalter Blick wanderte wieder zu mir und Lucius.

„Ich möchte eine Unterhaltung mit unserem Severus hier führen." Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Sev kaum merklich zusammenzuckte, als er seinen Namen hörte. Doch die Rede des dunklen Lords war noch nicht vorbei.

„Außerdem habe ich eine Überraschung für die zwei jungen Malfoys, Lucius und Lucielle. Ihr werdet eure Dunklen Male erhalten", sagte er und mir klappte die Kinnlade herunter.

*

Ahh, das Kapitel fiel mir so schwer, ich hoffe ich habe Voldemort ungefähr so rüber gebracht, wie man ihn aus Rowlings Büchern kennt. Bin nicht so zufrieden :(

Wie auch immer, hoffentlich hat es euch trotzdem gefallen!

Worüber, denkt ihr, will er wohl mit Severus sprechen?

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Where stories live. Discover now