2 · 𝐕𝐞𝐫𝐳𝐰𝐢𝐜𝐤𝐭𝐞 𝐒𝐢𝐭𝐮𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧

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𝐃𝐈𝐄 erste Woche meines sechsten Schuljahres lief wie gewohnt : langweilig.

Die Lehrer gönnten uns keine Eingewöhnungsphase, sondern verteilten Hausaufgaben wie Gummibärchen und starteten mit dem Unterrichtsstoff durch, als gäbe es kein Morgen mehr. Das einzig Gute war, dass das Quidditch-Training wieder begann. Lucius hielt davon nicht sehr viel, schon gar nicht, dass ich als Mädchen mitspielte, doch Quidditch war eine Sache, die er mir nicht ausreden konnte, so sehr er es auch versuchte.

„Du wirst doch nur dreckig dabei, vor allem bei dem Wetter", maulte er wie so oft und deutete aus dem Fenster hinter dem es nieselte.

„Lucius, das ist doch gar nichts. Ich bin doch nicht aus Zucker, herrgottnochmal", gab ich genervt zurück und machte weiter damit, meinen Besenstiel zu polieren.

Mein Besen war mein ganzer Stolz. Unsere Familie war zwar reich und wir hatten meistens das Neueste vom Neuesten, das Beste vom Besten, aber mein Besen war das erste Stück, das ich mir damals vor drei Jahren mit meinem eigenen Ersparnis gekauft hatte. Seitdem pflegte ich ihn, wie mein Neugeborenes und hütete ihn, wie meinen Augapfel.

„Ich wünsche mir den Tag herbei, an dem du dieses Stück Altholz endlich mal wegwirfst und dir etwas brauchbares kaufst."

Mutter und Vater hatten mir schon unzählige Male angeboten, mir das neueste Modell zu kaufen, Jahr für Jahr, doch mein Herz hing viel zu sehr an ihm.

„Da kannst du warten, bis du grau wirst, Bruderherz."

Lucius seufzte nur und erhob sich, streckte den Rücken, dass es knackte.

„Ich geh jetzt jedenfalls zum Frühstück. Viel Spaß mit den Schlammpfützen."

„Viel Spaß mit den Schlammblütern", gab ich zwinkernd zurück und ignorierte gekonnt die wüste Handgeste, die er mir zuwarf, ehe er aus unserem Gemeinschaftsraum verschwand.

Wenig später machte auch ich mich auf den Weg zum Quidditchfeld. Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Gänge vollkommen leer waren, da es Samstag morgens war, doch zu meiner Überraschung traf ich auf eine  kleine Schülertraube, die sich in der Eingangshalle gesammelt hatte. Zu spät bemerkte ich, wer es war.

„Das kann doch nicht wahr sein. Wenn man vom Teufel spricht!"

James Potter starrte wütend zu mir herauf, während ich die letzten Treppenstufen hinunterschritt. „Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Potter", sagte ich zuckersüß.

Mit vor der Brust verschränkten Armen baute er sich vor mir auf. „Ich wette du und dein Nichtsnutz von Bruder seid dafür verantwortlich oder? Habt ein paar Kontakte spielen lassen?"

Ich seufzte. „Keine Ahnung, was dir jetzt schon wieder den Zauberstab verknotet hat, aber ich hab's eilig und es ist mir wirklich egal. Darf ich?" Ohne auf seine Antwort zu warten, quetschte ich mich vorbei, doch sogleich wurde mir der Weg versperrt.

„Nein, du darfst nicht", fauchte Sirius Black und verschränkte ebenso die Arme.

Da er fast zwei Köpfe größer war als ich und vermutlich doppelt so breit, blieb mir keine anderen Wahl als stehen zu bleiben.
Mit Falkenaugen wurde ich von den Mitgliedern der Gryffindor-Quidditch-Mannschaft umringt. Ich saß in der Falle. Nun war ich diejenige, die die Arme verschränkte.

„Gibt's einen Grund, warum ihr mich so anschaut, als hätte ich euch die Süßigkeiten geklaut?"

„Tu nicht so scheinheilig, Malfoy. Wir wissen genau, dass du dahinter steckst."

Potter ballte die Fäuste, als müsste er sich beherrschen, mir nicht an die Gurgel zu gehen.

„Ein paar Informationen wären nicht schlecht", sagte ich und kniff die Augen zusammen.

Angst hatte ich keine, allerdings war selbst mir bewusst, dass ich in der Unterzahl war. Und ich war nicht gerne in der Unterzahl.

„Wir haben das Feld für heute morgen gebucht, aber dein kleines Slytheringefolge verzieht sich nicht", antwortete Black, sodass ich mich wieder umdrehen musste.

„Und was kann ich dafür?" Gelangweilt betrachtete ich meine Fingernägel, bevor ich ihn abwartend ansah.

„Sie sagen, dass ihr es gebucht habt. Oder eher gesagt du."

„So ist es ja auch."

„Hab ich es doch gewusst", presste Potter wütend hervor. „Verpisst euch vom Feld!"

„Wir haben das Feld aber auch gebucht", grinste ich. „Verzwickte Situation, stimmt's?"

Anscheinend hatte ich es zu weit getrieben. Vor Wut schäumend trat Potter auf mich zu, doch ich war schneller. Kurz bevor er meinen Arm festhalten konnte, zog ich meinen Zauberstab und hielt ihn ihm an die Kehle. Sofort zogen alle Umstehenden ebenfalls ihre Stäbe.

„Wag es nicht mich anzufassen, Potter ...", sagte ich leise und bohrte ihm die Stabspitze in die Haut. „Ich beherrsche Flüche, von denen du noch nicht einmal gehört hast."

„Oh ja, das glaube ich dir. Bringt dir der dunkle Lord schöne Zauberchen bei?", zischte er zurück und der Hass spiegelte sich in seinen Augen.

Damit hatte er mich kalt erwischt. Bevor ich den Fluch aussprechen konnte, der mir gerade durch den Kopf schoss, unterbrach uns eine barsche Stimme.

„Was ist hier los?"

Der Kreis um uns herum stob auseinander und machte Platz für eine ernst dreinblickende Professor McGonagall. „Potter, Malfoy, was geht hier vor?"

Schnell entfernten wir beide uns voneinander und ich ließ meinen Stab sinken. „Nichts, Professor", sagten wir wie aus einem Munde.

„So so", sagte sie und blickte zwischen uns hin und her, „und warum seht ihr dann aus, als wolltet ihr euch gegenseitig die Haare ausreißen?"

Potter warf mir einen Blick zu, den ich lieber nicht deutete. „Wir haben beide das Quidditchfeld für das Training gebucht."

„Aah, ja", sagte McGonagall und nickte verstehend, „es gab ein paar Komplikationen mit der Planung. Ich fürchte entweder lässt einer von euch dem anderen Team den Vortritt oder ihr müsst zusammen trainieren. Anders geht es momentan leider nicht."

„Aber - "

Potter schien nicht einzufallen, wie er seine Entrüstung in Worte fassen sollte, weshalb er McGonagall einfach nur mit offenen Mund anstarrte.

Auch ich traute meinen Ohren kaum. Auf keinen Fall würde Slytherin Gryffindor den Vortritt lassen und andersherum genauso wenig. Und zusammen trainieren? Das würde in einem Schlachtfeld enden.

„Macht das unter euch aus oder verschiebt das Training komplett."

McGonagall sah uns warnend an. Friedlich , sagte ihr Blick.

„Wir werden trainieren", presste Potter hervor, nachdem er einmal in die Runde geschaut hatte.

„Wir auch", sagte ich bissig.

McGonagal lächelte amüsiert. „Na dann seid ihr euch ja einig. Viel Erfolg!"

„Was? Aber - "

„Professor, das geht nicht, wir - "

Damit schritt sie von dannen, unsere Rufe ignorierend.

Fassungslos sah Potter seiner Hauslehrerin hinterher, vermutlich empört darüber, dass seine Mannschaft nicht bevorzugt wurde. Dann wandte er sich wieder an mich.

„Wehe ihr Schlangen dreht ein krummes Ding", knurrte er mich an, ehe er, mich zur Seite stoßend, die Eingangshalle verließ und Richtung Quidditchfeld stapfte.

*

Das zweite Kapitel mit ein klein wenig mehr Action (:

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Wie, denkt ihr, wird wohl das Training verlaufen? Drama in coming?

~ 𝑨𝒔𝒕𝒆𝒓𝒊𝒂 𝑱𝒐 ~

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Where stories live. Discover now