8 · 𝐌𝐨𝐧𝐬𝐭𝐞𝐫 𝐢𝐦 𝐈𝐧𝐧𝐞𝐫𝐧

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𝐃𝐀 ich Moira versichert hatte, dass ich versuchen würde, besser gelaunt zu sein, grummelte ich die nächsten Tage nur für mich alleine herum. Nach außen hin schien ich meist gelangweilt oder gezwungen gut gelaunt, doch das noch immer wütende Monster in meinem Innern fauchte und knurrte, wetzte die Krallen an den Wänden seinen Gefängnisses und tigerte lauernd in mir herum, sobald es merkte, dass ich es nicht herausließ. Das Monster setzte sich sowohl aus der Wut über Sirius Black und aus dem Zorn über Lucius zusammen. Die beiden gleichzeitig in meinem Kopf waren keine gute Mischung.

In Zaubertränke, der letzten Doppelstunde für diesen Tag, wurde das Monster schließlich reichlich gefüttert, als ich die Rumtreiber in einer Ecke des Klassenzimmers sah. Es war wirklich ein Fluch, dass Slytherin und Gryffindor so oft zusammengesteckt wurde. Vermutlich hoffte Professor Dumbledore, dass sich die Häuser so anfreundeten, doch natürlich zettelte er damit nur Streitereien an.

Schon als ich den Raum betrat, spürte ich Sirius Blick auf mir wie einen Laserpointer. Nach dem letzten Zusammentreffen war es schon fast eine Qual für mich mit ihm in einem Raum zu sein. Es tat noch immer verdammt weh und machte mich unfassbar wütend. Eigentlich sollte er es gar nicht wagen mich auch nur anzusehen.

Stolz würdigte ich ihn keines Blickes und nahm in der hintersten Ecke des Klassenzimmers Platz. Glücklicherweise hatte Moira Zaubertränke abgewählt, weshalb ich nun in Ruhe vor mich hin schmoren konnte und so böse schauen konnte, wie ich wollte. Das tat ich sogleich, als ich bemerkte, wie sich jemand neben mich setzte.

Dieser Jemand sagte kein Wort, doch seinen Geruch kannte ich zu gut und wusste auch ohne hinzusehen, wer es war. Doch ich tat es Sirius gleich und ignorierte ihn.

Ich fand es seltsam, dass er sich zu mir setzte, obwohl uns jeder im Raum beobachten könnte. Früher hätte er das nie und nimmer getan. Viel zu groß wäre die Gefahr gewesen, dass jemand unsere Affäre bemerkt hätte. Obwohl ich ja seit kurzem weiß, dass es nur ein Spiel war.

Das Monster in meinem Innern fing wieder an zu knurren und fletschte die Zähne.

Zwischen uns herrschte eisige Stille, als Slughorn den Raum betrat und gut gelaunt wie immer den Unterricht begann. Auch die erste Stunde lang sagte keiner von uns etwas. Doch als die zweite Stunde begann und ich gerade dabei war, Slughorns Gekrakel von der Tafel ab zu schreiben, spürte ich plötzlich, wie sich eine Hand auf meinen Oberschenkel legte.

Es war nur ganz leicht und sachte, doch allein diese Berührung fühlte sich an, als hätte mir jemand einen Schockzauber verpasst. All meine Muskeln verkrampften sich und ich erstarrte in meiner Bewegung, sodass sich auf dem Namen des großen Zaubertrankmeisters Gullivers ein dunkler Tintenfleck ausbreitete.

Langsam wanderten meine Augen zuerst zu der auf meinem Bein ruhenden Hand und schließlich zu dem Besitzer der Hand. Seelenruhig schrieb Sirius weiterhin auf seinem Pergament, doch seine Mundwinkel zuckten amüsiert. Seine Freunde, die neben ihm saßen, waren alle in ihrer Arbeit vertieft und bemerkten nichts.

Als sein Daumen schließlich anfing über den Stoff meiner Hose zu streichen, wurde meine Miene noch härter als zuvor. Wütend packte ich seine Hand und wollte sie von meinem Bein ziehen, doch sobald sich unsere Finger berührten, hielt er sie fest und ließ nicht mehr los. Verwirrt zog ich an meiner Hand, doch sein Griff wurde nur stärker. Dann spürte ich plötzlich etwas kleines kratziges in meiner Handfläche und er zog seine Hand zurück. Schrieb weiter, als wäre nichts passiert.

Ein wenig aus der Bahn geworfen blickte ich auf meine Hand und öffnete sie. Ein zusammengefaltetes Stück Pergament lag darin. Mit zusammengezogenen Augenbrauen entfaltete ich es und las. Nur drei Wörter waren in Sirius unordentlichem Gekritzel darauf geschrieben.

Unser Platz. Mitternacht.

Ich schnaubte empört auf. Was dachte er sich bitte? Dass sein Spielzeug wieder angedackelt kam, nachdem er es achtlos in die nächstbeste Tonne geworfen hatte? Slughorn unterbrach seine Rede und alle Blicke wandten sich zu mir.

„Ja, Miss Malfoy? Haben Sie Einwände gegen die großen Erfolge, die Gulliver mit seinem Gedächtnistrank erzielte?"

Meine Wangen färbten sich rot und ich fing an zu schwitzen. Slughorn war seit der Strafarbeit sowieso nicht gut auf mich zu sprechen. „Nein, Professor, natürlich nicht."

Als Slughorn schließlich den Unterricht fortsetzte und sich die Augen wieder abwandten, atmete ich aus. Dann zerknüllte ich den Zettel in meiner Faust und achtete darauf, dass Sirius es genau sah. Hier, bitteschön. Meine Antwort auf seine Nachricht konnte er sich selbst denken.

Als ich mich wieder auf Slughorn konzentrieren wollte, schob sich ein zweiter Zettel unauffällig auf mein Blatt. Ich warf Sirius einen genervten Seitenblick zu, öffnete den Zettel jedoch.

Bitte lass mich nicht betteln.

Das brachte mich zum Schmunzeln, auch wenn ich es nicht wollte. Sirius Black betteln zu sehen, könnte amüsant sein.

Allerdings wollte ich nicht, dass es den Schein hatte, als wäre alles verziehen und vergessen. So war es nämlich auf keinen Fall. Also schüttelte ich den Kopf und wandte mich wieder ab.

Warum wollte er mich überhaupt wieder heimlich treffen? Für ihn war unser kleines Verhältnis doch schon lange abgeschlossen, oder? Nichts als ein Spiel, das er eindeutig gewonnen hatte.

Ich ärgerte mich tierisch darüber, dass er mich so durcheinander brachte und ich nicht wusste ob ich rasend vor Wut oder erschöpft vor Traurigkeit sein sollte. Er hatte mir das Herz herausgerissen und darauf einen Stepptanz hingelegt und jetzt wollte er mir den matschigen, glibbrigen Haufen wieder einsetzen?

Trotz all dessen, kitzelte ein kleines Gefühl an meiner Oberfläche. Neugier. Ich war neugierig, was er vorhatte. Was er sich erhoffte.

Mit einem kurzen Zögern griff ich wieder nach seinem Zettel und kritzelte schnell etwas auf die Rückseite, ehe ich es ihm zuschob, ohne ihn anzublicken.

Na gut. Nur reden.

*

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt